Der Schock
Nach seinem Karrierehöhepunkt in den 1960er und 1970er Jahren mit Filmen wie „Der Swimming Pool“ (1969), „Der Clan der Sizilianer“ (1969), „Borsalino“ (1970), „Vier im roten Kreis“ (1970), „Rivalen unter roter Sonne“ (1971) und „Scorpio, der Killer“ (1973), folgte Alain Delon Anfang der 1980er Jahre eher dem einflussreichen Image, das er mit seiner Rolle als abgebrühter Auftragskiller in Jean-Pierre Melvilles Meisterwerk „Der eiskalte Engel“ (1967) aufgebaut hatte. 1982 erschien mit „Der Schock“ ein Thriller, der diese Thematik einmal mehr aufgreift und mit Catherine Deneuve eine Partnerin auf Augenhöhe an seiner Seite präsentiert.
Unter dem Namen Martin Terrier ist Christian (Alain Delon) seit Jahren erfolgreich als Auftragskiller für eine kriminelle Organisation tätig, die ihm über seinen Chef Cox (François Perrot) die Zielpersonen übermitteln lässt. Nach einem Hit in Marokko findet Terrier seinen Kumpel Michel (Etienne Chicot) trauernd über den Tod seiner Mutter vor. Als er Cox aufsucht, um sein Honorar abzuholen, verkündet Terrier ihm, dass er sich zur Ruhe setzen will, was Cox nicht akzeptieren will. Schließlich sei noch ein wichtiger Auftrag auszuführen, und Terrier sei nun mal sein bester Mann. Cox engagiert mit Borévitch (Féodor Atkine) einen neuen Killer, der sich als erstes um den abtrünnigen Hitman kümmern soll, aber dem routinierten Terrier nicht gewachsen ist.
Terrier verlässt seine Geliebte Mathilde (Catherine Leprince), überlässt ihr seine Katze und sucht die Truthahnfarm in der Bretagne auf, die ihm seine Freundin und Geldverwalterin Jeanne (Stéphane Audran) als Anlagemöglichkeit gekauft hat. Dort lernt er die etwas spröde, aber attraktive Betreiberin der Farm, Claire (Catherine Deneuve), kennen und verliebt sich in sie. Da sie unglücklich mit dem cholerischen Félix (Philippe Léotard) verheiratet ist, will sie gern mit Christian durchbrennen. Nach einer ersten gemeinsamen Liebesnacht taucht allerdings ein Trio deutscher Terroristen auf, das sich an Terrier für den Mord an einem Mann namens Schröder in Düsseldorf rächen will.
Zwar wird Félix von einem der Attentäter erschossen, doch können sich Claire und Christian anschließend der Terroristen entledigen und fliehen. Bevor die beiden jedoch ein neues Leben aufbauen können, will Terrier seine Ersparnisse zurückbekommen und die offene Rechnung mit Cox begleichen…
Kritik:
Nach seinem zwar nicht großartigen, doch recht ansprechenden Regiedebüt mit „Rette deine Haut, Killer“ (1981) kam Alain Delon ein Jahr darauf eher aus der Not heraus zu seinem nächsten Regie-Job, denn seine Filmpartnerin Catherine Deneuve („Ekel“, „Belle de Jour“) tat sich schwer damit, Robin Davis („Der Polizeikrieg“, „Outlaws – Die Gesetzlosen“) als Regisseur zu akzeptieren, weshalb Delon zu retten versuchte, was noch zu retten war.
Die Verfilmung von Jean-Patrick Manchettes Roman
„La position du tireur couché“ erweist sich nämlich als gerade mal als routiniert zu bezeichnende Variation des immer wieder mal im Film thematisierten Bruchs zwischen einem Killer und der kriminellen Organisation, in dessen Diensten er gestanden hat und die ihn natürlich nicht einfach so ziehen lassen kann.
Es folgt der übliche Versuch, Spuren seines bisherigen Lebens zu verwischen, an sein Vermögen zu kommen und irgendwo neu anzufangen. Die Frauen an der Seite von Delons Antihelden sind immer hübsch anzusehen und dürfen sich gern nackt zeigen, verfügen aber nicht über das Potenzial, den Killer auf Augenhöhe zu begleiten. Das wird besonders deutlich, wenn Terrier hier kühl und emotionslos seine Freundin Mathilde abserviert. Sobald Terrier aber die Truthahnfarm (!) in der Bretagne erreicht, entwickelt sich eine interessante Beziehung zwischen der in ihrer unglücklichen Ehe gefangenen Claire und dem flüchtigen Killer, doch läuft letztlich alles darauf hinaus, dass Terrier seinen Auftraggeber Cox aus dem Weg räumt. Das ist actionreich inszeniert, bewegt sich aber auf durchschnittlichem Niveau.
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