Mörder hinter der Tür

Der 1931 im ungarischen Budapest geborene Nicolas Gessner war in der Schweiz zunächst als Regieassistent und dann als Theaterregisseur tätig, bevor er 1965 mit „Diamantenbillard“ und 1967 mit „Die Blonde von Peking“ seine ersten beiden Langfilme realisierte. Zu seinen bekanntesten Werken zählt neben dem 1976 mit der jungen Jodie Foster inszenierten „Das Mädchen am Ende der Straße“ der 1971 entstandene Psychothriller „Mörder hinter der Tür“ mit Anthony Perkins und Charles Bronson in den Hauptrollen. 

Inhalt: 

Der Neurochirurg Laurence Jeffries (Anthony Perkins) ist nach einer kraftraubenden Operation gerade dabei, das Krankenhaus zu verlassen, als ein Fischer an der Aufnahme einen verwirrten Fremden (Charles Bronson) abliefert, der offenbar das Gedächtnis verloren hat. Da Jeffries von Natur aus neugierig in Sachen Gehirn ist, untersucht er ihn und nimmt ihn dann mit nach Hause, wo er ihn besser versorgen könne, wie er seinem neuen Privatpatienten auf der Heimfahrt vermittelt. Jeffries hält die Anwesenheit des Fremden vor seiner Frau Frances (Jill Ireland) verborgen, die ohnehin gerade im Begriff ist, das Haus für ein paar Tage in Richtung London zu verlassen. 
Tatsächlich reist sie nach Paris, um ihren Liebhaber, den Journalisten Paul Damien (Henri Garcin), zu treffen. Um seinen Nebenbuhler auszuschalten, kommt ihm der Fremde ohne Gedächtnis wie gerufen, denn Jeffries‘ „Behandlung“ des Mannes sieht vor, ihm seine eigene Identität aufzudrücken, so dass der Fremde glaubt, verheiratet und Opfer einer Affäre seiner Frau zu sein. Dafür lässt Jeffries dem Mann einen Koffer zukommen, der mit allerlei Hinweisen auf seine vermeintliche Identität bestückt ist. Indem Jeffries seinen Nebenbuhler zu sich nach Hause kommen lässt, nehmen die Dinge ihren zunächst geplanten Verlauf… 

Kritik: 

Der Schweizer Nicolas Gessner hat nach seinem Romanistik-Studium über „Die Unzulänglichkeit der Sprache: eine Untersuchung über Formzerfall und Beziehungslosigkeit bei Samuel Beckett“ promoviert und geht in seinem 1971 inszenierten Psychothriller „Mörder hinter der Tür“ auch sehr akademisch vor, wenn er „Psycho“-Star Anthony Perkins als Neurochirurg Laurence Jeffries inmitten einer kalten, von Maschinen geprägten Umgebung operieren lässt und nach der OP abwehrend auf die zarten Berührungen einer OP-Schwester reagiert. 
Für Gefühle und menschliche Nähe hat Jeffries nichts übrig, weshalb es wenig verwundert, dass seine Frau Frances die Nähe und Zuneigung eines anderen Mannes sucht. Die Art und Weise, wie der Neurochirurg sein hilfloses Opfer manipuliert, um an seiner eigenen Stelle den Mord an seinem Nebenbuhler in die Wege zu leiten, wirkt etwas sehr konstruiert und nicht immer glaubwürdig. 
Viel interessanter ist die Tatsache, wie Charles Bronson („Brutale Stadt“, „Kalter Schweiß“) entgegen seiner üblichen Rollen als durchaus temperamentvolles Opfer einer Intrige besetzt worden ist und zum Spielball eines eiskalt berechnenden Arztes wird.  
Charles Bronsons Ehefrau Jill Ireland kann dagegen wenig schauspielerische Akzente setzen und darf im Gewaltrausch ihres entfesselten Mannes vor allem ihre entblößten Brüste präsentieren. Auch wenn „Mörder hinter der Tür“ kein berauschender und durchweg fesselnder Psycho-Thriller geworden ist, findet das Duell zwischen Perkins und Bronson auf Augenhöhe statt und sorgt trotz des wenig überzeugenden Plots für interessante Unterhaltung, nicht zuletzt durch Pierre Lhommes („Cyrano von Bergerac“, „Armee im Schatten“) stimmungsvolle Kameraarbeit.  

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