Narc

Als Drogencop im Undercover-Einsatz ist Nick Tellis (Jason Patric) vor anderthalb Jahren für den Tod eines ungeborenen Babys verantwortlich gewesen, als er bei der Verfolgung eines Verdächtigen, der ein Kind in seine Gewalt genommen hatte, das Feuer eröffnete und ein Querschläger die schwangere Frau gefährlich verletzte. Tellis zog aus dieser Katastrophe selbst die Konsequenzen, zog einen Schlussstrich unter sein bisheriges Leben, quittierte den Dienst, machte einen Entzug, heiratete und kümmerte sich mit um das frisch geborene Kind.
Doch dann wird er vor einen polizeilichen Ausschuss geladen und erhält das Angebot, sich einen Posten seiner Wahl aussuchen zu dürfen, wenn er bei einer laufenden Ermittlung helfen würde, bei der seine Kontakte zur Drogenszene nützlich sein könnten. Es geht nämlich um den Mord an einem Kollegen, den ebenfalls undercover im Drogenmilieu ermittelnden Michael Calvees (Alan van Sprang). Gegen den Widerstand seiner Frau nimmt Tellis den Auftrag an und findet sich schnell in dem altbekannten Sumpf aus Drogen, Waffenhandel und Korruption wieder, den er eigentlich längst hinter sich gelassen haben wollte. Calvees' Ex-Partner Henry Oak (Ray Liotta), der trotz bester Ermittlungserfolge wegen seiner rücksichtslosen, zuweilen brutalen Ermittlungs- und Verhörmethoden ein Dorn im Auge der Polizei ist, kommt mit Tellis' Unterstützung den vermeintlichen Cop-Killern schließlich auf die Spur, doch die beiden geben beim Verhör mit Tellis eine unglaubliche Geschichte von sich.
Die Vorlage zum Drehbuch von "Narc" hätte von James Ellroy ("L.A. Confidential", "Dark Blue", "Street Kings") stammen können und erinnert an die harten Bad-Cop-Thriller von David Ayer ("Harsh Times", "Street Kings"). In seinem ersten größeren Film hat Joe Carnahan größten Wert auf eine authentische Atmosphäre gelegt, die gleich in der Eröffnungssequenz den Zuschauer in den Bann schlägt, wenn Tellis durch eine in dunkelblaues Licht getauchte Szenerie einen Verbrecher verfolgt und die Kamera ihm mit heftig wackelnden Bildern folgt. Auch sonst hat man als Betrachter stets das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein, so stark drängen sich die vielen Nahaufnahmen auf. Und Cliff Martinez unterstreicht mit seinem düsteren Ambient-Score die deprimierende, gewalttätige Aura, die in "Narc" omnipräsent ist. Doch es ist auch der intensiven Darstellung des ungleichen Cop-Duos zu verdanken, dass "Narc" von Beginn an zu fesseln versteht.  
Ray Liotta mimt den cholerischen Brutalo-Cop, der nach dem Tod seiner Frau nichts mehr zu verlieren hat, mit erschreckender Intensität. Aber auch Jason Patric bringt die Zerrissenheit eines Mannes, der sich mit dem Schicksal eines Kollegen konfrontiert sieht, dessen Tod das Glück einer jungen Familie zerstört hat, ebenso überragend zum Ausdruck. All das macht "Narc" zu einem tiefgründigen, extrem spannenden wie brutalen und düsteren Cop-Thriller der Extraklasse. 
"Narc" in der IMDb

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