Familientreffen mit Hindernissen

Sicher hat jeder Mal in einer besonderen Situation an ein einzigartiges Familienereignis zurückgedacht, sei es ein bestimmter Geburtstag, die eigene Konfirmation, ein Weihnachtsfest, das in Streit und Chaos endete. Als Albertine (Karin Viard) mit ihrer Familie krampfhaft versucht, vier zusammenhängende Plätze in einem Zugabteil zu finden und sie schließlich mit einem Einzelplatz vorlieb nehmen muss, erinnert sie sich an den 67. Geburtstag ihrer Großmutter (Bernadette Lafont) im Jahre 1979, zu dem sie nicht nur mit ihren Eltern Anna (Julie Delpy) und Jean (Eric Elmosnino), sondern auch sämtliche Tanten, Onkeln, Cousins und Cousinen eingeladen waren. 
Es war das Wochenende, an dem die US-Raumstation Skylab über der Bretagne abstürzen sollte, was die Erwachsenen beunruhigte, die Kinder und Jugendlichen aber nicht davon abhält, sich an dem malerischen Flecken an der Atlantikküste auf die nahe gelegene Fete zu freuen. 
Die elfjährige Albertine (Lou Alvarez) lernt schon am FKK-Strand einen Jungen kennen, dessen Nacktheit sie zunächst paralysiert, dann aber so fasziniert, dass sie sich verliebt. Auf der Fete trifft sie ihren frischen Schwarm wieder … 
Seit den 80er Jahren hat sich Julie Delpy permanent zu einer der bekanntesten französischen Darstellerin („Homo Faber“, „Before Sunrise“) entwickelt. In den 2000er Jahren entdeckte die attraktive Aktrice aber auch weitere Filmtalente. Sie schrieb Drehbücher, komponierte Musik, betätigte sich als Cutterin und Produzentin und avanciert auch zu einer ernstzunehmenden Filmemacherin. Nach so unterschiedlichen Werken wie „2 Tage Paris“ (2007) und „Die Gräfin“ (2009) präsentiert sie mit „Familientreffen mit Hindernissen“ eine erfrischende Familienkomödie, die sich wohltuend vom romantischen Hollywood-Kitsch abhebt und sich wirklich Zeit nimmt, die so unterschiedlichen Persönlichkeiten in einer Großfamilie in all ihren Facetten vorzustellen und so den vor allem politisch aufgeheizten Wortgefechten die entsprechende Überzeugungskraft mitzugeben. 
Delpy selbst hält sich als Darstellerin sehr zurück und fokussiert ihren Film eher auf die erste Liebe der pubertierenden Albertine mit allem, was dazugehört, Enttäuschungen und Kummer inbegriffen. Aber auch die übrigen Familienmitglieder werden in ihren Eigenheiten wunderbar authentisch dargestellt, ohne auch nur eine Figur der Lächerlichkeit preiszugeben. 
Delpy gelingt es dabei, souverän zwischen feinem Humor und überzeugender Ernsthaftigkeit die Balance zu halten. Auf weitere Regiearbeiten der etablierten Darstellerin darf man sich also wirklich freuen! 

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