ParaNorman

Seit Henry Selick bereits in Tim Burtons „Nightmare Before Christmas“ (1997) skurrile Puppen zu liebevollem Stop-Motion-Leben erweckt hatte, ist in der Tricktechnik so einiges passiert. Mit „Coraline“ produzierte Selick 12 Jahre darauf für das Animationsstudio Laika einen Fantasy-Film, der die traditionelle Stop-Motion-Technik mit neuer 3D-Technik wunderbar zu verknüpfen vermochte. Nun präsentiert uns Laika mit „ParaNorman“ ein 3D-Animationsabenteuer, das das beliebte Coming-of-Age-Thema mit schaurigen Reminiszenzen an „The Sixth Sense“ und „The Corpse Bride“ vereint. 
Für den elfjährigen Norman (Originalstimme: Kodi Smit-McPhee), der in neuenglischen Kleinstadt Blithe Hollow lebt, ist es ganz selbstverständlich, im alltäglichen Leben sowohl mit seiner toten Großmutter, die meist strickend auf dem Sofa sitzt, als auch den Geistern der Toten zu reden, die ihm auf dem morgendlichen Schulweg zuhauf begegnen. In seiner Familie hat Norman deshalb einen ebenso schweren Stand wie in der Schule, wo der Junge als Freak abgestempelt wird. Verbündete hat Norman nur in dem ebenfalls dem Spott preisgegebenen Schulfreund Neil (Tucker Albrizzi) und seinem absonderlichen Onkel Prenderghast (John Goodman), der Norman beschwört, dem Fluch der Hexe, der über der Stadt liegt, noch vor Sonnenuntergang zu beenden. Zusammen mit dem Buch, dass er dem Toten aus den Händen reißt, Neil und einigen eigentlich unliebsamen Begleitern macht sich Norman auf dem Weg zum Friedhof, wo bereits die Zombies aus ihren Gräbern steigen … 
Bereits die Film-im-Film-Eröffnungssequenz mit einer Szene, die sich liebevoll vor dem klassischen Universal-Horror der 40er Jahre und dem Horror-Trash von Ed Wood verbeugt, macht deutlich, dass „ParaNorman“ jenseits konventioneller Themen und Genres angesiedelt ist. 
Jenseits der gesellschaftlichen Norm bewegt sich auch der kleine Norman, dessen Zimmer in allen Einzelheiten wie ein Horrorkabinett wirkt. Während die Lebenden um ihn herum nicht das geringste Verständnis für den Jungen aufbringen, fühlt sich Norman in der ihn ständig umgebenden Welt der Geister wirklich zu Hause. Problematisch wird es erst, als Norman auf die Hilfe der Menschen angewiesen ist, die seine paranormalen Erfahrungen stets ins Lächerliche gezogen haben. Die beiden Regisseure Sam Fell und Chris Butler haben mit „ParaNorman“ einen nicht nur visuell beeindruckenden Trickfilm kreiert, sondern ihn mit einer emotionalen Tiefe versehen, die für das Genre eher ungewöhnlich ist. Dazu sorgen atmosphärischer Grusel, schräger Humor und knisternde Spannung bis zum turbulenten Finale für kurzweilige Unterhaltung, bei der die Technik nie Selbstzweck ist, sondern sich der Geschichte stets wirkungsvoll unterordnet. 

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