Tepepa

Kaum ein Spaghetti-Western ist bei seiner Kinoausstrahlung so verstümmelt worden wie Giulio Petronis „Tepepa“ aus dem Jahre 1969. Mit einer Spiellänge von 108 Minuten wurde der Film uraufgeführt, in Deutschland kam er erst 1970 unter dem unsäglichen Titel „Der Eliminator“ mit gerade mal 84 Minuten ins Kino. Tarantinos „Django Unchained“ und Koch Medias flankierender „Western Unchained“-Reihe sei Dank erblickt „Tepepa“ nun endlich mit seiner vollständigen Länge von 138 Minuten das Licht der Welt. Petroni hat vollkommen Recht, wenn er vor dem Filmstart darauf verweist, dass der Film in seinen vorherigen Fassungen nicht nur „massakriert“ worden sei, sondern auch ein ganz untypischer Western. 
Der mexikanische Revolutionär Jesus Maria Moran (Tomas Milian), der vor allem unter dem Namen Tepepa bekannt ist, soll auf Befehl von Oberst Cascorro (Orson Welles) erschossen werden. Die Gewehre sind bereits auf den Volkshelden gerichtet, da rettet ihn der distinguierte britische Arzt Dr. Henry Price (John Steiner) mit seinem zwischen die Fronten vorbeifahrenden Automobil. Tepepa hofft, mit des Doktors Hilfe seinen Kampf gegen die Politik fortzusetzen, die Revolutionspräsident Madero (Francisco Sanz) trotz des Sieges der Revolution nicht abzuschaffen in der Lage gewesen ist. Doch Price hat ganz eigene Gründe, sich mit Tepepa auseinanderzusetzen. In dem Revolutions-Anführer glaubt Price nämlich den Mann zu erkennen, der seine Verlobte vergewaltigt hat … 
Bereits die Story macht deutlich, dass Petroni („Die Rechnung wird mit Blei bezahlt“) einen ganz und gar untypischen Western inszeniert hat. Im Umfeld der mexikanischen Revolution zu Beginn des 20. Jahrhunderts thematisiert „Tepepa“ ungewöhnlich fundiert, worum es den Aufständischen ging und warum die Umsetzung ihrer Ziele scheitern musste. 
In diesem Spannungsfeld geben Orson Welles („Citizen Kane“) als den Status quo wahrender Armeeführer und Tomas Milian („Der Gehetzte der Sierra Madre“, „Töte, Django!“) als temperamentvoller Revolutionär starke Kontrahenten ab, während der blonde und blauäugige John Spencer („Die letzte Rechnung schreibt der Tod“) doch wie ein Fremdkörper in der aufgeheizten Atmosphäre von Mexiko wirkt. Das vielschichtige Drehbuch mit interessanten Wendungen, die überzeugenden Darsteller und die einmal mehr bewegende Musik von Maestro Morricone lassen „Tepepa“ eine Ausnahmestellung unter den Italo-Western zukommen. 

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