Jesus Henry Christ

Eigentlich ist es die Domäne von Wes Anderson, die skurrilen Eigenheiten im Mikrokosmos der Familie aufzudecken und mit einem ebensolchen Humor darzustellen. Bis Anderson („Moonrise Kingdom“) sein Publikum allerdings mit einem neuen Werk beglückt, darf die Wartezeit mit der erfrischenden Familienkomödie „Jesus Henry Christ“ ohne Qualitätsabstriche überbrückt werden. 
Manche betrachten es als Segen, doch für den zehnjährigen Henry James Herman (Jason Spevack) ist es – so kommt es ihm oft genug vor - auch ein Fluch, sich an alles, was seine Augen einmal erblickt haben, für immer erinnern zu können. In der Schule stellt sich der intellektuell vollkommen unterforderte Junge natürlich schnell ins Abseits, während seine alleinerziehende Mutter Patricia (Toni Collette) darum bemüht, einen Stipendiums-Platz an der Universität für ihren geistigen Überflieger zu besorgen. Henry ist sich natürlich bewusst, dass er seine Genialität nicht von seiner Mutter geerbt haben kann, die als Bedienung in einer Bowling-Bahn arbeitet, und macht sich auf die Suche nach seinem leiblichen Vater. Von seinem Großvater bekommt Henry den Hinweis, dass er das Produkt einer künstlichen Befruchtung ist, und erfährt in der entsprechenden Samenbank auch den Namen des dazugehörigen Spenders. Als er Dr. Slavkin O'Hara (Michael Sheen) mit der Nachricht konfrontiert, sein leiblicher Sohn zu sein, ist er völlig überfordert. Schließlich hat er mit der pubertierenden und rebellischen Audrey (Samantha Weinstein) bereits ein Kind, das aus jedem Rahmen fällt. Während die beiden Halbgeschwister wortgewaltig ihre intellektuellen Kämpfe ausfechten, fehlt den jeweiligen Elternteilen der rechte Durchblick, wie sie die neue Familiensituation verarbeiten sollen … 
Nach dem Familiendrama „Zurück im Sommer“ (2008) ist „Jesus Henry Christ“ die zweite Langfilmarbeit des Drehbuchautors und Regisseurs David Lee. Der Film basiert dabei auf dem gleichnamigen Kurzfilm, für den Lee 2003 einen Oscar einheimsen konnte. Glänzend besetzt mit Toni Collette („The Sixth Sense“, „Little Miss Sunshine“) und Michael Sheen („Frost/Nixon“, „Die Queen“) gewinnt der Film vor allem durch seine Jungdarsteller Jason Spevack und Samantha Weinstein, die bereits in dem Drama „The Stone Angel“ (2007) gemeinsam vor der Kamera harmonierten. Die Spielfreude der beiden wird natürlich durch das gewitzte Drehbuch hervorragend unterstützt, und so bietet „Jesus Henry Christ“ anspruchsvolle Komödienunterhaltung mit einem wundervollen Ensemble. 

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