Die Spur des Falken

Der 1906 geborene Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur John Huston hatte in den 1930er Jahren Drehbücher für Filme wie „Jezebel – Die boshafte Lady“ und „Entscheidung in der Sierra“, als er die Möglichkeit erhielt, für Warner Bros. einmal mehr Dashiell Hammetts Krimi-Klassiker „Der Malteser Falke“ zu verfilmen, womit er nicht nur ein beeindruckendes Regiedebüt feierte, sondern seinem Freund und Hauptdarsteller Humphrey Bogart auch den Durchbruch bescherte und die Ära des Film noir mitbegründete. 

Inhalt:

Sam Spade (Humphrey Bogart) und Miles Archer (Jerome Cowan) unterhalten zusammen mit ihrer Sekretärin Effie (Lee Patrick) eine Detektei in San Francisco. Eines Tages werden sie von einer Frau, die sich als Ruth Wonderly (Mary Astor) aus New York vorstellt, engagiert, um ihre verschwundene Schwester Corinne aufzufinden, die ihrer Vermutung nach mit einem mysteriösen Mann namens Floyd Thursby durchgebrannt ist. Einem Brief ihrer Schwester zufolge, hält sie sich in San Francisco auf. Archer, der von der attraktiven Klientin sofort angetan ist, macht sich umgehend auf die Suche nach Thursby, wird an einer Straßenecke aber von einem Unbekannten erschossen. 
Effie fällt die Aufgabe zu, Archers Frau Iva (Gladys George), mit der Spade eine Affäre unterhält, vom Tod ihres Mannes zu unterrichten, während er sich am Tatort von Detective Polhaus (Ward Bond) selbst ein Bild vom Geschehen macht. Als allerdings auch Thursby ermordet aufgefunden wird, gerät der Detektiv unter Verdacht, weil er seinen getöteten Partner gerächt haben könnte, während Iva Spade verdächtigt, ihren Mann umgebracht zu haben, damit der Weg für sie beide frei wäre. Als Spade seiner neuen Klientin auf den Zahn fühlt, stellt sich heraus, dass sie in Wahrheit Brigid O’Shaughnessy heißt und vor allem von Spade Schutz erbittet. 
Als ein Mann namens Joel Cairo (Peter Lorre) in Spades Büro auftaucht und ihm 5000 Dollar anbietet, wenn er ihm eine wertvolle Statue in Form eines Falken übergibt, stellt sich bald heraus, dass O’Shaughnessy und Cairo sich bereits kennen. Schließlich führen Cairo und Spades Beschatter Wilmer Cook (Elisha Cook Jr.) den Detektiv zum „dicken Mann“, den zwielichten Kasper Gutman (Sydney Greenstreet), der seit siebzehn Jahren auf der Suche nach dem berühmten Malteserfalken ist, der als Geschenk des Malteserordens an den spanischen König Karl V. gedacht war, seit 1539 als verschollen gilt und geschätzte eine Million Dollar wert ist … 

Kritik: 

Dashiell Hammetts „Der Malteser Falke“ aus dem Jahre 1930 wurde bereits 1931 unter Regie von Roy Del Ruth mit Ricardo Cortez und Bebe Daniels in den Hauptrollen, dann 1936 von William Dieterle mit Warren William und Bette Davis recht lose an dem Roman orientiert verfilmt, ehe John Huston sich enger an der literarischen Vorlage hielt und in seinem Drehbuch dicht an dem Privatdetektiv Sam Spade blieb, aus dessen Sicht die vielschichtige Handlung erzählt wird. 
So wie Hammetts Vorlage auf stilbildende Weise auf die klassische Unterscheidung zwischen den Guten und den Bösen verzichtete und die Gesellschaft generell als potentiell korrupt betrachtete, gerät auch der großartig von Humphrey Bogart („Casablanca“, „African Queen“) verkörperte Privatdetektiv Samuel Spade in ein undurchsichtiges Geflecht aus Lügen, Verrat, Habgier und Mord. Bogart ist abgesehen von dem Mord an seinem Partner in jeder Szene des Films zu sehen und prägt somit nicht nur die für den Film noir typische Figur des zynischen Privatdetektivs, sondern trägt auch die Verantwortung für das Gelingen des Films. Das Figurenensemble und die Schauplätze sind reduziert, die Stimmung düster, der Humor lakonisch, was durch Adolph Deutschs jazzigen Score noch unterstrichen wird. Mary Astor kann als die für das Genre typische Femme fatale noch nicht ganz überzeugen, wirkt zunächst recht spröde, gewinnt aber zum Ende hin mehr an Kontur. 
Dass „Die Spur des Falken“ bis heute zurecht als Klassiker des Film noir gilt, ist aber auch den scharf geschliffenen Dialogen, der an den deutschen Expressionismus angelehnten Kameraführung von Arthur Edeson („Frankenstein“, „Im Westen nichts Neues“) und den vorzüglichen Darstellern zu verdanken, unter denen neben Bogart auch Peter Lorre („M – Eine Stadt sucht einen Mörder“, „Arsen und Spitzenhäubchen“) und Sydney Greenstreet („Casablanca“, „Abenteuer in Panama“) in ihren Nebenrollen brillieren. 
Bogart durfte seine Rolle als Hardboiled Detective später in Howard Hawks‘ „Tote schlafen fest“ (1946) noch verfeinern und arbeitete mit Regisseur Huston später an Filmen wie „Der Schatz der Sierra Madre“ (1948), „Gangster in Key Largo“ (1948) und „African Queen“ (1951) zusammen. 

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