Gangster in Key Largo
Nachdem Drehbuchautor und Schauspieler John Huston 1941 mit der Dashiell-Hammett-Verfilmung von „Die Spur des Falken“ nicht nur sein Regiedebüt gefeiert hatte, sondern auch das Genre des Film noir mitbegründete, drehte er nach „Abenteuer in Panama“ (1942) und „Der Schatz der Sierra Madre“ (1948) mit „Gangster in Key Largo“ 1948 bereits seinen vierten Film mit seinem Freund Humphrey Bogart in der Hauptrolle, diesmal mit dessen Ehefrau Lauren Bacall an seiner Seite.
Inhalt:
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs reist der ehemalige Major Frank McCloud (Humphrey Bogart) auf die vor der Südspitze Floridas gelegene Halbinsel Key Largo, um die Familie seines getöteten Kameraden zu besuchen. Während der Fahrt mit dem Bus erfährt er von der Polizei, dass zwei aus dem Gefängnis geflüchtete Indianer gesucht werden. Als er im Hotel „Largo“ eintrifft, findet er zunächst nur die vermeintlichen Angestellten der wegen des bevorstehenden Hurricans eigentlich geschlossenen Herberge vor, genehmigt sich aber an der Bar erst einmal ein Bier, zu dem ihm die bereits angetrunkene Gaye Dawn (Claire Trevor) verhilft.
Wenig später trifft McCloud James (Lionel Barrymore) und Nora Temple (Lauren Bacall) und erzählt ihnen von seinen Erlebnissen im Krieg. Er lernt aber auch die Bande des berüchtigten Gangsters Johnny Rocco (Edward G. Robinson) kennen, der in dem Hotel auf das Eintreffen eines Geschäftspartners zur Übergabe einer beachtlichen Menge Falschgeld wartet. Durch den Hurrikan verzögert sich aber nicht nur die Ankunft des Hehlers, sondern erhöht sich auch die Spannung und Nervosität aller Anwesenden. Vor allem Rocco kommt mit dem stürmischen Regen, der das Hotel in Beschlag nimmt, nicht gut zurecht und lässt seine schlechte Laune sowohl an seiner betrunkenen Geliebten Gaye als auch an den Temples und McCloud aus.
Die angespannte Situation droht zu eskalieren, als Rocco einen Hilfssheriff erschießt, der in dem Hotel auf der Suche nach den beiden geflohenen Indianern gewesen ist. Zwar trifft nach dem Ende des Sturms Roccos Geschäftspartner Ziggy (Marc Lawrence) auf, doch ist das Boot, das Rocco nach Kuba bringen sollte, verschwunden, so dass Rocco McCloud zwingt, ihn mit einem anderen Boot nach Kuba zu fahren …
Kritik:
So wie John Huston mit seinem Drehbuch zu „Die Spur des Falken“ eng an der Vorlage von Hammetts Hardboiled-Krimi-Klassiker „Der Malteser Falke“ geblieben ist, bewahren er und sein Co-Drehbuchautor Richard Brooks („Kaltblütig“, „Die Katze auf dem heißen Blechdach“) auch die klaustrophobische Vorlage des Theaterstücks „Key Largo“ (1939) von Maxwell Anderson. Bis auf wenige Ausnahmen spielt sich die Handlung nämlich in dem Hotel ab. Die sparsam eingestreuten Außenaufnahmen dienen letztlich nur dazu, die Bedrohung durch den Hurrikan einerseits und das friedfertige Leben der indianischen Ureinwohner zu illustrieren, die vom Fischfang leben.
Gleichzeitig machen Huston und Brooks mit ihrer sympathischen Darstellung der Indianer deutlich, dass die Ureinwohner weitaus friedlicher unterwegs sind als Rocco und seine Handlanger.
Der Großteil der Handlung spielt sich dann in den Räumen des verbarrikadierten Hotels ab, wo sich Rocco und seine Bande immer wieder brisante Psychoduelle mit den Hoteleigentümern und McCloud liefern. Vor allem dem Kriegsveteran kommt dabei die Rolle zu, die hitzigen Situationen zu deeskalieren, muss dabei aber stets abwägen, ob er nicht als Feigling dasteht und somit ein weiteres leichtes Opfer wie der an den Rollstuhl gefesselte James und seine liebreizende Tochter für den Gangsterboss darstellt.
Bogart spielt seine Rolle überzeugend und bringt auch die moralischen Fragen gut zum Ausdruck, die im Streit mit den Gaunern zu klären sind. Lauren Bacall wirkt dagegen in ihrer Rolle als brave Witwe eher blass, während Lionel Barrymore („Der Mut zum Glück“, „Ist das Leben nicht schön?“) als bissiger, wenn auch körperlich gehandicapter Hotelbesitzer ordentlich Schwung in die Handlung bringt. Am genüsslichsten ist es allerdings, Edward G. Robinson („Frau ohne Gewissen“, „Der kleine Caesar“) als nervösen Gangsterboss zu erleben, dessen Temperament immer wieder gezügelt werden muss. Dank der handwerklich famosen Regie von John Huston ist mit „Gangster in Key Largo“ ein wunderbar gespieltes und atmosphärisches packendes Kriminal-Drama gelungen, über dessen Einordnung als Film noir die Kritiker noch immer streiten.
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