Grand Budapest Hotel

Seit seinem Regiedebüt „Durchgeknallt“ (1996) hat sich der US-amerikanische Autorenfilmer Wes Anderson eine ganz eigene skurril-sympathische Fantasiewelt auf der Leinwand erschaffen, die er mit farbenfrohen Folgewerken wie „The Royal Tenenbaums“ (2001), „Die Tiefseetaucher“ (2004), „Darjeeling Limited“ (2007) und „Moonrise Kingdom“ (2012) ebenso einfallsreich ausschmückte und erweiterte. In seinem vierfach Oscar-prämierten Meisterwerk „Grand Budapest Hotel“ ließ Anderson im Jahr 2014 eine ganze Reihe alter Weggefährten wie Owen Wilson, Harvey Keitel, Bill Murray, Jason Schwartzman, Willem Dafoe, Jeff Goldblum, Adrien Brody, Edward Norton und Tilda Swinton in teilweise winzigen Nebenrollen aufmarschieren, um die Geschichte eines außergewöhnlichen Concierge zu erzählen. 

Inhalt: 

Der Flüchtlingsjunge Zéro Moustafa (Tony Revolori) landet 1932 über Umwege im Grand Budapest Hotel, das im fiktiven Alpenstaat Zubrowka liegt, und wird vom allgegenwärtigen, höchst aufmerksamen, strengen und stets üppig mit L’Air de Panache parfümierten Concierge Gustave H. (Ralph Fiennes) nicht nur als Lobby Boy eingestellt, sondern derart eng unter seine Fittiche genommen, dass er dessen engster Vertrauter wird. Da sich Gustave der Gunst seiner prominenten Gäste erfreut, bereitet ihm der bevorstehende Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kaum Sorgen. Stattdessen vergnügt er sich mit seiner Geliebten, der zwar schon sehr betagten, aber immens reichen Madame D. (Tilda Swinton). Als die 84-jährige Dame unter mysteriösen Umständen stirbt und Gustave ein unbezahlbares Gemälde eines niederländischen Renaissance-Künstlers vererbt, bringt Gustave das Bild im hoteleigenen Safe vor der gierigen Familie der Verstorbenen in Sicherheit. Dmitri Desgoffe und Taxis (Adrien Brody), Madame D.‘s Sohn, nutzt seine Kontakte, um Gustave durch Inspektor Henckels (Edward Norton) wegen Mordverdacht verhaften zu lassen, worauf der Concierge ins gefürchtete Internierungslager Check-Point 19 gebracht wird. Doch da fühlt sich Gustave schnell ebenso in seinem Element wie im Grand Budapest Hotel. Mit kleinen Gefälligkeiten und kulinarischen Überraschungen macht er sich den Schwerverbrecher Ludwig (Harvey Keitel) und seine Bande zum Freund. Bei der Planung der Flucht aus dem Gefängnis ist Gustave durch die Bereitstellung von Steinmetzwerkzeugen, die Zéros Freundin Agatha (Saoirse Ronan) in kunstvollen Kuchen eingebacken hat. Der spektakuläre Ausbruch gelingt, doch als Gustave mit Zéros Hilfe versucht, seine Unschuld zu beweisen, machen nicht nur der ehrgeizige Polizist Henckels, sondern auch Dmitri und sein finsterer Handlanger Jopling (Willem Dafoe) Jagd auf den vermeintlichen Mörder und Kunstdieb … 

Kritik: 

Inspiriert von Stefan Zweigs Schriften wie „Rausch der Verwandlung“, „Ungeduld des Herzens“ und „Die Welt von Gestern“ und nach einer Story inszeniert, die Drehbuchautor Wes Anderson mit dem Künstler Hugo Guinness („The Royal Tenenbaums“) entwickelt hat, erzählt der Ausnahme-Filmemacher eine recht verschachtelte Geschichte, die in der Gegenwart mit einer jungen Frau beginnt, die in der Kleinstadt Lutz auf dem alten Friedhof vor der Büste eines prominenten Schriftstellers ein Kapitel aus dem von ihm verfassten Buch „Grand Budapest Hotel“ zu lesen beginnt. Mit einem Zeitsprung zurück ins Jahr 1985 berichtet dieser Schriftsteller (Tom Wilkinson) von einer Schreibblockade, die ihn 1968 (nun Jude Law) ins einst mondäne, damals aber schon etwas heruntergekommene Grand Budapest Hotel trieb, wo er sich die Lebensgeschichte des ehemaligen Lobby Boy, Concierge und nun Hotelbesitzers Zéro Moustafa (F. Murray Abraham) anhört. Was folgt, ist ein furioses Spektakel, das Krimi-Groteske, Gesellschafts-Satire und Flüchtlings-Drama auf eine temporeiche Weise miteinander verbindet, dass es dem Publikum nur den Atem verschlagen kann. Innerhalb des geschickt konstruierten Rahmens, der sich mit seinem Plot von der Gegenwart zurück in die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen bewegt, lässt Anderson zunächst ganz den Zauber des titelgebenden Hotels in den Alpen in farbenfroher Pracht glänzen. 
Als Kulissen dienten hier u.a. die Jugendstilbauten des Görlitzer Warenhauses (Innenaufnahmen) und der Stadthalle Görlitz (Außenaufnahmen, Hoteleingang, Speisesaal). Die Oscar-prämierte Ausstattung steht allerdings so sehr im Fokus des Films, dass es die unzähligen Figuren einige Mühe haben, die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu ziehen. Am ehesten gelingt das Ralph Fiennes („Das Ende einer Affäre“, „Der ewige Gärtner“) als charismatischer Concierge, der eigentlich immer den richtigen Ton und Zugang zu den Menschen findet, aber auch schon mal deftig flucht, wenn die Dinge aus dem Ruder zu laufen drohen. Doch auch wenn es das gut aufgelegte und überaus illustre Ensemble eher in der Gesamtheit als durch Einzelleistungen überzeugt, und auch wenn die Story etwas mehr Struktur hätte vertragen können, sind es so famos inszenierte Momente wie die abenteuerlich rasante Verfolgungsfahrt, bei der Gustave und Zéro auf einem Schlitten dem Killer Jopling nachhetzen, der akribisch vorbereitete und ausgeführte Gefängnisausbruch oder Agathas kunstvolle Bemühungen in der Kuchenbäckerei, die den Zuschauer nachhaltig begeistern. 

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