Der Schatz der Sierra Madre

Mit seinem Freund Humphrey Bogart hat Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur John Huston bereits 1941 in seinem Regiedebüt „Die Spur des Falken“ einen Meilenstein für ein Genre gesetzt, den Film noir. Nach dem Abenteuer-Drama „Abenteuer in Panama“ (1942) erwies sich ihre dritte Zusammenarbeit bei „Der Schatz der Sierra Madre“ (1948) erneut als oft kopiertes, aber nie erreichtes Musterbeispiel für ein Filmgenre, diesmal für den Abenteuerfilm. 

Inhalt: 

Der Amerikaner Fred C. Dobbs (Humphrey Bogart) kommt in der mexikanischen Ostküstenstadt Tampico mehr schlecht als recht über die Runden, bettelt offensichtlich wohlhabende Landsleute um ein paar Pesos für eine Mahlzeit an. Zusammen mit seinem Leidensgenossen Bob Curtin (Tim Holt), den er im Park kennenlernt, macht er sich auf die wenig erfolgsversprechende Jobsuche, bis ihnen der Bauunternehmer Pat McCormick (Barton MacLane) einen Tageslohn von acht Dollar für die Errichtung eines Bohrturms verspricht. Doch als die Arbeit beendet ist, bleibt McCormick ihnen den Lohn schuldig und verschwindet zunächst spurlos. Erst in einer Bar erfahren die beiden, dass McCormick ein stadtbekannter Betrüger ist, auf den nur Fremde reinfallen. 
In einer sehr günstigen Unterkunft lernen sie schließlich im Schlafsaal den Abenteurer Howard (Walter Huston) kennen, der bereits überall auf der Welt nach Öl gesucht hat, aber nie reich dabei geworden ist. Als Dobbs und Curtin zufällig McCormick auf der Straße wiedertreffen und er sie in eine Bar einlädt, prügeln sie ihren Lohn aus ihm heraus und haben so das nötige Startkapital für Ausrüstung, Waffen, Proviant und Packesel, um mit Howard einen Trip in die Berge zu unternehmen. Mit der Eisenbahn geht es zunächst in den mexikanischen Westen bis nach Victoria de Durango, von wo sie mit den dort gekauften Packeseln in den von Indios bewohnten, aber Banditen beherrschten Gebirgszug der Sierra Madre aufbrechen. Tatsächlich werden sie sogar fündig, doch je mehr Gold sie schürfen, desto mehr treibt sie die Gier auseinander. Schließlich müssen sie sich noch gegen Banditen zur Wehr setzen, die unter Führung von Goldhut (Alfonso Bedoya) bereits vergeblich versucht haben, den Zug zu überfallen. Der Aufstieg in die Berge gestaltet sich schwierig, der alte Howard erweist sich dabei als zäher und schneller als die beiden Goldsucher-Neulinge. 
Gerade als Dobbs und Curtin schon überlegen, wieder umzukehren, eröffnet ihnen Howard, dass sie sich bereits auf einer Goldader befinden. Dank der Erfahrung des alten Howard gräbt das Trio einen Stollen und errichtet eine Waschrinne, doch je mehr Howard, Dobbs und Curtin von dem Edelmetall in die Hände kriegen, umso mehr breitet sich Misstrauen und Gier gerade zwischen Curtin und Dobbs aus, während Howard, der schon schmerzliche Erfahrungen darüber machen musste, wie Gold das Wesen der Menschen verändern kann, immer wieder zu schlichten versucht. Der Kampf gegen die Goldhuts Bande eint sie sogar mit dem Neuankömmling Cody (Bruce Bennett), der sich dem Trio anschließen will, doch die Gier treibt die Goldsucher immer weiter auseinander … 

Kritik: 

John Huston war bereits vor dem Zweiten Weltkrieg von dem 1927 veröffentlichten Roman „Der Schatz der Sierra Madre“ des mysteriösen Schriftstellers B. Traven angetan, musste das Projekt aber wegen der Einberufung zum Kriegsdienst erst einmal verschieben. Schließlich arbeitete er die Romanvorlage vor allem bei den Dialogen selbst um und schaffte es, als einer der ersten US-amerikanischen Filmemacher, die Außenaufnahmen fast ausschließlich in Mexiko zu drehen und so eine authentische Atmosphäre fern jeder Zivilisation zu erzeugen. Tatsächlich gelingt es Huston und seinem Kameramann Ted McCord („Das tiefe Tal“, „Jenseits von Eden“) hervorragend, die strapaziöse Reise in die Berge und zurück durch die Sierra Madre in beeindruckenden Bildern festzuhalten. Doch im Mittelpunkt des Films steht natürlich der Wunsch der Abenteurer nach Reichtum, auch wenn der Weg dorthin bedeutet, vielleicht ein Jahr in der Einöde schwer zu schuften. Huston schafft es, mit nur wenigen Szenen herauszuarbeiten, wie das Vertrauen der Männer untereinander schwindet, je mehr Gold sie gewinnen. Das beginnt mit der Aufteilung der Beute, geht über die Suche nach geeigneten Verstecken für den jeweiligen Anteil und setzt sich bei verschiedenen Gelegenheiten und Diskussionen fort, wie in Situationen umgegangen wird, die den Ertrag jedes Einzelnen irgendwie gefährden könnten. 
Dass „Der Schatz der Sierra Madre“ ein Klassiker des Abenteuerfilms ist, liegt nicht nur an der stimmungsvollen Atmosphäre, sondern dem Gefühl von Freiheit, das die Abenteurer in unwirtliche Regionen reisen lässt, um ihr Glück zu finden, das sie im Gold sehen. Dass das Glück letztlich ganz woanders liegt, bringt Howard am Ende ihrer Odyssee mit seinem herzlichen Lachen zum Ausdruck. Es ist vor allem die Oscar-prämierte Leistung von John Hustons Vater Walter, die dem Film seinen charmanten Stempel aufdrückt. Wie Walter Hustons Figur im überfüllten Schlafsaal den beiden Greenhorns von seinen Abenteuern und Erfahrungen mit dem Gold erzählt und im Verlauf der Geschichte immer wieder seine Nächstenliebe zum Ausdruck bringt und über die Dinge philosophiert, die wirklich wichtig im Leben sind, ist allein schon sehenswert. 
John Huston selbst ist übrigens in drei Szenen als Amerikaner in weißem Anzug zu sehen, der Bogarts Dobbs mit ein paar Talern über die Runden hilft. Diese Gesten der Nächstenliebe sind letztlich mehr wert als jede Unze Gold. Neben seinem Vater erhielt auch John Huston den Oscar, je einen für die Beste Regie und für das Beste Drehbuch. 

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