The Midnight Sky
Seit sich George Clooney Mitte der 1980er als Kinderarzt in der Comedy-Fernsehserie „E/R“ in die Herzen der Zuschauer gespielt hatte, legte er nicht nur als Schauspieler eine furiose Kuriose hin, sondern fand in den 2000er Jahren auch Gefallen daran, auf dem Regiestuhl zu sitzen. Nach seinen überzeugenden ersten Werken „Geständnisse – Confessions of a Dangerous Mind“ (2002) und „Good Night, and Good Luck.“ (2005) inszenierte er die Sportler-Komödie „Ein verlockendes Spiel“ (2008), das politische Thriller-Drama „The Ides of March – Tage des Verrats“ (2011), konnte mit den komödiantischen Dramen „Monuments Men: Ungewöhnliche Helden“ (2014) und „Suburbicon“ (2017) aber nicht mehr an frühere Erfolge anknüpfen. Mit der Netflix-Produktion „The Midnight Sky“ schlüpft Clooney einmal mehr in die Doppelrolle von Regisseur und Hauptdarsteller.
Inhalt:
Mit dem Ausbruch einer globalen Katastrophe kehren die Wissenschaftler einer Forschungsstation in der Arktis hektisch zu ihren Familien zurück, nur der berühmte Wissenschaftler Augustine (George Clooney) verbleibt freiwillig in der verlassenen Anlage, um eine letzte Mission zu erledigen. Als er herausfindet, dass sich das Raumschiff Æther, das zwei Jahre lang den womöglich bewohnbaren Jupitermond K-23 erforschte, auf dem Rückflug zur Erde befindet, setzt er alles daran, Kontakt zur Crew aufzunehmen, um sie zur Rückkehr zum K-23 zu bewegen. Augustine befindet sich aber nicht allein auf der Forschungsstation, sondern bekommt unerwartet Gesellschaft von dem stummen Mädchen Iris (Caoilinn Springall), das die Evakuierung der Station offenbar verpasst hat. Zwar gelingt es dem Wissenschaftler, Kontakt zur Æther aufzunehmen, doch reißt dieser nach Turbulenzen im All schnell ab. Captain Adewole (David Oyelowo), die schwangere Flugingenieurin Sully (Felicity Jones) und ihre Mitstreiter Mitchell (Kyle Chandler), Sanchez (Demián Bichir) und Maya (Tiffany Boone) müssen nach einem Zwischenfall mit herumfliegenden Gesteinstrümmern dafür sorgen, das Radar und andere wichtige Funktionsteile wieder in Gang zu bringen. Währenddessen müssen sich Augustine und Iris zu einer entfernten, aber geschützt liegenden Wetterstation durchschlagen, um den Kontakt zum Raumschiff wieder aufnehmen zu können …
Kritik:
George Clooney hat mit „The Midnight Sky“ den Roman „Good Morning, Midnight“ von Lily Brooks-Dalton verfilmt, wobei Mark L. Smith („The Revenant – Der Rückkehrer“) das Drehbuch beitrug. Die Handlung ist dabei parallel auf zwei Ebenen angelegt, wobei die Haupthandlung in der Arktis angesiedelt ist und einen durchaus gefälligen Survival-Plot präsentiert. Clooney nimmt sich viel Zeit, die Isolation seiner Figur auf der Forschungsstation zu beschreiben. Sein Augustine verbringt die Zeit mit der Suche nach Kontakten im Weltall, nachdem das Leben auf der Erde nach einer nicht näher erklärten Katastrophe nahezu ausgelöscht worden und höchstens noch unterirdisch möglich ist. Er betrinkt sich und schließt sich regelmäßig an ein lebenserhaltendes Infusionsgerät an, schluckt Tabletten und muss sich ebenso regelmäßig über der Toilette ergeben. Zwischenzeitlich erinnert er sich an seine Frau Jean (Sophie Rundle), die sich allerdings mit einem gemeinsamen Kind von ihm trennte, weil er nur für seine Arbeit lebte.
Während die Handlung sowohl in der Arktis als auch im All eher gemächlich voranschreitet, gewinnen die einzelnen Figuren allerdings kaum an Kontur. Die vereinzelten Erinnerungsfetzen von Augustine auf der einen Seite, die Holos auf der Æther mit den immer gleichen Erinnerungen an die Familien der Besatzungsmitglieder auf der anderen reichen einfach nicht aus, um die Figuren ausreichend zu charakterisieren. Das versucht der Film, durch die Action- und Spannungsmomente wieder wettzumachen. Im All sind es die nicht nur das Raumschiff schädigenden, sondern auch das Leben der Crew bedrohenden Trümmer, in der Arktis die unwirtlichen Wetterverhältnisse, die letztlich sogar eine Station ins eisige Wasser absinken lässt.
Bei all den schönen Bildern, die der deutsche Kameramann Martin Ruhe („Control“, „The American“) vor allem für die Szenen in der Arktis fand und die Clooneys Stammkomponist Alexandre Desplat („Moonrise Kingdom“, „Argo“) wunderbar musikalisch untermalte, zeigt sich „The Midnight Sky“ als ein durchaus unterhaltsames, aber selten packendes Drama, das vor allem in der Ausgestaltung der Figuren sein Potential verschenkt hat.
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