Duell am Missouri

Der US-amerikanische Produzent und Regisseur Arthur Penn hat sich mit Filmen wie „Ein Mann wird gejagt“ (1966), „Bonnie und Clyde“ (1967) und „Little Big Man“ (1970) unsterblich gemacht. 1976 inszenierte er mit „Duell am Missouri“ einen an sich eher unspektakulären Spät-Western, der eher durch die beiden Darsteller-Schwergewichte Marlon Brando und Jack Nicholson als die recht ruhig erzählte Geschichte überzeugt. 

Inhalt:

Als der wohlhabende Pferdezüchter David Braxton (John McLiam) den Pferdedieb Sandy (Hunter von Leer) öffentlich hängen lässt, nachdem er ihn auf frischer Tat ertappt hatte, drängt es Tom Logan (Jack Nicholson), zu dessen Bande Sandy gehörte, nach Rache. Er überfällt einen Zug und kauft mit dem Geld eine Farm und plant, seinen Widersacher nach und nach zu ruinieren. Noch während er mit Braxton über den Kauf verhandelt, knüpfen Logans Männer Braxtons Vorarbeiter an demselben Baum auf, an dem zuvor ihr Gefährte sein Leben aushauchte. Braxton wiederum engagiert den exzentrischen Regulator Robert E. Lee Clayton (Marlon Brando), um den mörderischen Viehdieben den Garaus zu machen. Derweil kommen sich Logan und Braxtons Tochter Jane (Kathleen Lloyd) allmählich näher, obwohl die junge Frau bereits ahnt, dass Logans Gebaren als Farmer nur vorgetäuscht ist. Auch Clayton durchschaut Logan bei ihrer ersten Begegnung, schafft es allerdings nicht, den Anführer der Pferdediebe zu provozieren. Also macht er sich auf den Weg, einen seiner Leute nach dem anderen zu töten … 

Kritik: 

Arthur Penn legt mit seinem durchaus etwas sperrigen Spätwestern kaum Wert auf konventionelle Erzählmuster und Befriedigung jedweder Zuschauererwartungen, obwohl der Plot um marodierende Pferdediebe, die es mit einem geschickten Kopfgeldjäger zu tun bekommen, durchaus mit der Tradition des Genres konform geht. Während die gelegentlich zäh wirkende Inszenierung allerdings wenig darauf abzielt, dem Bedürfnis nach Spannung zu entsprechen, fasziniert das Duell zwischen Logan und Clayton auf ungewöhnlich vielschichtige Weise. 
Penn und sein Drehbuchautor Thomas McGuane („Ich, Tom Horn“, „Rancho Deluxe“) entziehen sich nämlich einer genretypischen Schwarz-Weiß-Charakterisierung ihrer Figuren und legen die beiden Antagonisten sehr ambivalent an. Jack Nicholson („Einer flog über das Kuckucksnest“, „Shining“) gelingt es nämlich, seine an sich verabscheuungswürdige Figur des Anführers einer Pferdebande, so zu spielen, dass Logan durchaus die Sympathien des Publikums auf sich ziehen kann, denn er handelt clever und kümmert sich um seine Jungs. Auch wenn er nicht leugnen kann, dass es von Sandy alles andere als klug war, mit so viel gestohlenen Pferden durch die Gegend zu ziehen, rächt er dessen Ermordung auf subtil geplante Weise und beweist damit, dass sich seine Mitstreiter auf ihn verlassen können. Auch durch seine Beziehung mit Braxtons ebenso hübscher wie aufgeweckter Tochter gewinnt er die Sympathien der Zuschauer. 
Auf der anderen Seite verkörpert Marlon Brando („Der Pate“, „Apocalypse Now“) den alles andere als typischen Kopfgeldjäger. Ebenso subtil wie Clayton gelingt es dem offen exzentrisch auftretenden Regulator, seine Opfer in falscher Sicherheit zu wiegen, um sie dann konsequent nacheinander aus dem Verkehr zu ziehen. Die Art und Weise, wie er seine so friedfertigen wirkenden Opfer (u.a. Randy Quaid und Harry Dean Stanton) allerdings tötet, macht ihn nicht gerade zum Sympathieträger. 
Und auch das ungewöhnlich kurze, unspektakulär in Szene gesetzte Duell zwischen Clayton und Logan entzieht sich den Konventionen des Genres. Dass Arthur Penn „Duell am Missouri“ zudem mit vielen humorvollen Szenen versieht, die von John Williams‘ lebhaftem Score entsprechend untermalt werden, macht es noch schwieriger, den Film und seine Stimmung einzuordnen. Der unbequeme Beitrag zum New-Hollywood-Kino hatte allerdings sehr unter der schwierigen Zusammenarbeit zwischen Penn und Brando auf der einen und den beiden Hauptdarstellern auf der anderen Seite zu leiden, weshalb Brando seine Rolle exzentrischer spielte, als sie das Drehbuch eigentlich vorsah. 

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