Mala Noche

Walt Curtis (Tim Streeter) betreibt einen kleinen Getränkeladen in einem weniger ansehnlichen Viertel von Portland. Eines Tages schneit ein junger Mexikaner herein, und Walt ist von dem nicht mal volljährigen Jungen derart angetan, dass er einiges auf die Beine stellt, um ihn ins Bett zu kriegen. Doch Johnny (Doug Cooeyate) ist alles andere als leichte Beute.
Auch wenn er gerade mit seinem Freund Pepper (Ray Monge) als blinder Passagier auf einem Güterzug illegal aus Mexiko eingewandert ist, immer auf der Flucht vor der Einwandererpolizei, der bereits ein dritter mitgereister Freund zum Opfer gefallen ist, auf der Suche nach einer Unterkunft und Nahrung, liegt ihm nichts an einer schnellen Schwulen-Nummer. Er lässt sich zwar von Walt zum Essen einladen und zieht mit ihm durch die Nacht, doch Pepper ist stets an seiner Seite. Pepper ist es auch, der das Angebot des Schlafplatzes annimmt und sich für 15 Dollar mit Walt einlässt, der zwar auf der einen Seite den Wohltäter gibt, andererseits aber seine Machtposition gern ausspielt.
Gus Van Sant ("My Own Private Idaho", "Drugstore Cowboy", "Elephant", "To Die For") ist 1986 mit seinem Spielfilm-Debüt "Mala Noche" ein bemerkenswerter Film gelungen, der als Schlüsselwerk des "new queer cinema" gilt, obwohl es hier eher um Liebe, Macht, Abhängigkeit und kulturelle Gegensätze geht als um schwule Identität.
Van Sant erzählt die auf den privaten Aufzeichnungen des Schriftstellers Walt Curtis basierende Geschichte in grobkörnigen Schwarz-Weiß-Bildern, die auf 16mm gedreht wurden und in der Kameraführung, der Lichtgestaltung ebenso wie in dem rebellischen Lebensgefühl einerseits stark an die 50er Jahre erinnert, andererseits aber auch die Orientierungslosigkeit der "Generation X" widerspiegelt.
Der jetzt von Pierrot Le Fou (wo auch Gus Van Sants "Last Days" und "Paranoid Park" erschienen sind) erstmals auf DVD veröffentlichte Film (im Originalton mit deutschen Untertiteln) wartet zudem mit einem knapp halbstündigen Interview mit dem Regisseur auf.
Die stilistische Meisterleistung des studierten Designers und Fotografen überzeugt zudem auch als kurzweilige Erzählung jugendlicher Außenseiter.
"Mala Noche" in der IMDb

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