Edge of Love
Während die Deutschen im Zweiten Weltkrieg London unter Beschuss halten, sorgt die erfolgreiche Varieté-Sängerin Vera Phillips (Keira Knightley) mit ihren Liedern für Stimmung unter den Menschen in U-Bahn-Schächten und Luftschutzbunkern. In einer Bar trifft sie zufällig ihre alte Jugendliebe, den
Dichter Dylan Thomas (Matthew Rhys) wieder, der sich und seine Frau Caitlin (Sienna Miller) eher schlecht als recht mit Parolen für die Alliierten-Propaganda über die Runden bringt.
Auf der steten Suche nach einer neuen Bleibe kommen die beiden in Veras kleinem Dachquartier unter, wobei sich
nicht nur Dylan und Vera wieder näher kommen, sondern auch Vera und Caitlin engste Vertraute werden. Gerade als aufkommende Eifersüchteleien das nicht unproblematische Freundschafts- und Geliebte-Gefüge aufzubrechen drohen, gewinnt der attraktive Jungoffizier William Killick (Cillian Murphy) Veras Liebe, zeugt mit ihr einen Sohn, heiratet sie auch, muss dann aber in den Krieg
ziehen. Die Lage wird prekärer, als die drei FreundInnen aufs Land ziehen, wo ihnen aber schnell das Geld ausgeht. Als Killick aus dem Krieg zurückkehrt, ist er nicht mehr der selbe, der sich damals um Veras Liebe bemüht hatte. Nun droht das zerrüttete Verhältnis zwischen den beiden Paaren vollends zu zerbrechen.
John Maybury hat bereits in seinem Spielfilmdebüt „Love Is The Devil“ (1998) eine unkonventionelle Künstlerbiografie (über Francis Bacon) geschaffen. Im neuen Film des Derek-Jarman-Schülers spielt der Dichter Dylan Thomas aber nur die zweite, wenn nicht dritte Geige. Im Mittelpunkt von „Edge of Love“ stehen die beiden unterschiedlichen Frauen Vera und Caitlin, die von
Keira Knightley und Sienna Miller mit viel Empathie dargestellt werden, aber auch die Männerrollen brauchen sich nicht zu verstecken. Maybury ist das Kunststück gelungen, vor der historischen Kulisse des Zweiten Weltkriegs zu gleichen Teilen ein Kriegsdrama, eine Künstlerbiografie und die Wirren komplizierter Freund- und Liebschaften zu inszenieren, dessen düsteren Farben gewohnt stimmungsvoll von David-Lynch-Komponist Angelo Badalamenti („Twin Peaks“, „Mulholland Drive“) betont werden.
Die vielschichtige Story überzeugt aber vor allem mit ihren sorgfältig wie ambivalent gezeichneten Figuren, die jede für sich sofort das Interesse des Zuschauers auf sich ziehen und ihn bis zum Schluss nicht mehr loslassen.
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