Tenderness

Nachdem der 18-jährige Eric Poole (Jon Foster) für den heimtückischen Mord an seinen Eltern drei Jahre in einer Jugendhaftanstalt verbringen musste, beginnt er bei seiner Tante Teresa (Laura Dern) ein neues Leben. Kurz vor seiner Entlassung bekommt er Besuch von Detective Cristofuoro (Russell Crowe), der Erics Fall damals untersuchte, und noch immer davon überzeugt ist, dass hinter dem nach außen hin sanft und geläutert wirkenden Jungen ein psychopathischer Killer steckt, der seinen Drang zu töten nicht unterdrücken kann, sobald er ein Mädchen geküsst hat. 
Cristofuoro warnt den jungen Häftling, dass er ihn nach seiner Freilassung nicht aus den Augen verlieren wird. Doch sobald sich Eric bei seiner fürsorglichen Tante eingerichtet hat, macht er sich auf den Weg nach Albany - angeblich, um sich nach Colleges umzusehen, doch tatsächlich will er sich dort im Vergnügungsparkt „Funland"“mit der jungen Maria (Alexis Dziena) treffen, die er im Gefängnis kennengelernt hatte. 
Doch die Fahrt unternimmt Eric nicht allein. Über Nacht hat sich nämlich die 16-jährige Lori (Sophie Traub) in das Auto geschlichen, nachdem sie von Erics Entlassung aus dem Fernsehen erfahren und sich ausgiebig mit ihm befasst hatte. Cristofuoro hat sich zwar bereits an Erics Fersen geheftet, doch da schweben sowohl Maria als auch Lori bereits in höchster Lebensgefahr. 
Vordergründig geht es in der Verfilmung von Robert Cormiers Roman „Tenderness“ um die Verfolgung eines jugendlichen Killers, der seine Strafe zwar abgesessen hat, von dem der besessene Detective Cristofuoro aber glaubt, dass er seinem Drang zu töten sofort wieder nachgehen muss. Doch die eigentliche Geschichte spielt sich hinter dieser Verfolgung ab. Regisseur John Polson („Hide And Seek“, „Swimfan“) gibt vor allen den drei Hauptdarstellern genügend Raum, ihre psychischen Leiden darzustellen. So bleibt dem einsamen Detective Cristofuoro kurz vor seiner Pensionierung nicht viel mehr, als seine nach einem Autounfall im Koma liegende Frau zu besuchen und seinem "Hobby" nachzugehen, Eric Poole vor einem weiteren Mord zu fassen zu bekommen. Die Ausreißerin Lori sucht ihr zweifelhaftes Glück in einer Affäre mit einem gefährlichen Killer, dem sie vor drei Jahren schon mal begegnet ist. Und Eric hat immer wieder mit der aufwallenden Versuchung zu kämpfen, Lori umzubringen. Das Ende hält Überraschendes parat. 
„Tenderness“ überzeugt vor allem durch seine ruhige Filmsprache. Die von Clint-Eastwood Stammkameramann Tom Stern („Mystic River“, „Million Dollar Baby“, „Invictus“) brillant inszenierten Bilder machen das Leiden der Protagonisten fast spürbar. Auch wenn mit Russell Crowe und David-Lynch-Muse Laura Dern zwei große Stars im Aufgebot stehen, bleibt ihre Darstellung unspektakulär. Crowes Charakter bringt seine pessimistische Lebenseinstellung nur aus dem Off zum Ausdruck, und Laura Dern bleibt in ihrer Nebenrolle nicht der Raum, ihr Potenzial zu entfalten. Dafür bieten die Jungschauspieler Jon Foster („Stay Alive“) und Sophie Traub („Die Dolmetscherin“) Beachtliches und tragen mit ihrem verzweifelten Versuch, ihr jeweiliges (Un-)Glück zu finden, nahezu allein den ruhigen, starken Film. Dazu sorgt Jonathan Goldsmith („An ihrer Seite“) mit seinem atmosphärisch-elektronischen Score für die passende musikalische Untermalung.  

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