Black Mass - Der Pate von Boston
Mit seinen ersten beiden Filmen – „Crazy Heart“ (2009) und „Auge um Auge – Out of the Furnace“ (2013) – bewies sich der Filmemacher Scott Cooper als Regisseur, der seinen jeweiligen Hauptdarstellern (Jeff Bridges bzw. Christian Bale) die Möglichkeit bot, ihre interessanten Figuren in all ihren Facetten zu verkörpern. Mit seinem nachfolgenden Gangsterdrama „Black Mass – Der Pate von Boston“ (2015) durfte Johnny Depp in die Rolle des berüchtigten irischstämmigen Gangsterbosses James „Whitey“ Bulger schlüpfen, der zwölf Jahre auf der Liste der meistgesuchten Verbrecher des FBI stand.
Einst sind James „Whitey“ Bulger (Johnny Depp) und John Connolly (Joel Edgerton) gemeinsam im Bostoner Süden aufgewachsen, nun stehen sie auf den entgegengesetzten Seiten des Gesetzes. Während Bulger mit seiner Winter Hill Gang zu einem führenden Gangster in der Stadt aufgestiegen ist, hat Connolly Karriere beim FBI gemacht. Über Whiteys jüngeren Bruder, den demokratischen Senator Billy Bulger (Benedict Cumberbatch), versucht Connolly Mitte der 1970er Jahre wieder Kontakt zu seinem Jugendfreund aufzunehmen, um ihn zu einer Zusammenarbeit mit dem FBI zu bewegen, denn die Ausmerzung der italienischen Mafia in Boston eint die beiden. Bulger lässt sich auf den Deal ein, das FBI mit Informationen zu versorgen, die zur Zerschlagung der Cosa Nostra führen sollen. Im Gegenzug darf er ungehindert seinen Geschäften nachgehen. Nur Mord sei tabu.
Bulger nutzt seine guten Beziehungen zum FBI, um nicht nur den verfeindeten Angiulo-Clan ans Messer zu liefern, sondern seinen eigenen Einfluss über die Stadtgrenzen hinaus zu erweitern. Natürlich schreckt er dabei auch nicht vor Mord zurück. Doch als die Winter Hill Gang auch in Florida tätig wird, um im lukrativen Wettgeschäft mitzumischen, führen die damit einhergehenden Ermittlungen zum Mord an einem unwilligen Geschäftspartner zu Problemen in dem Arrangement zwischen Bulger und Connolly, denn der neue Staatsanwalt Wyshak (Corey Stoll) drängt darauf, dass endlich etwas gegen Bulger unternommen wird…
Kritik:
Coopers Film basiert auf dem Bestseller „Black Mass: The True Story of an Unholy Alliance Between the FBI and the Irish Mob“ von Dick Lehr und Gerard O'Neill und ist – wie der Buchtitel schon andeutet - ganz auf die schwierige Beziehung zwischen dem FBI und dem irischen Mob fokussiert. Zwar fährt Cooper ein ansehnliches Darsteller-Ensemble auf – von Benedict Cumberbatch über Kevin Bacon bis zu Peter Sarsgaard -, doch spitzt sich die Geschichte auf die von absoluter Loyalität geprägte Freundschaft zwischen den Jugendfreunden James „Whitey“ Bulger und John Connolly zu. Mit seinem lichten Haar ist Johnny Depp („Dark Shadows“, „Fluch der Karibik“-Reihe) kaum wiederzuerkennen, aber in der Verkörperung des fürsorglichen, in einfachen Verhältnissen lebenden Familienmenschen, der in Geschäftsdingen äußerst skrupellos vorgeht, überzeugt Depp in jeder Szene, vollführt souverän den Spagat zwischen Empathie und Grausamkeit. Er trauert um den Tod seines am Reye-Syndrom erkrankten Sohnes und seiner Mutter, kümmert sich um die Menschen in seinem Viertel. Auf der anderen Seite zuckt er nicht mit einer Wimper, wenn er einen Mord in Auftrag gibt.
„Black Mass“ beginnt und wird immer wieder durchsetzt von Verhören des FBI mit Bulgers engsten Vertrauten, die ihn letztlich ans Messer liefern. Im Gegensatz dazu kennt die Loyalität sowohl von Bulgers Bruder Billy als auch von FBI-Karrierist John Connolly keine Grenzen.
Die Stärke von „Black Mass“ liegt nicht nur in den großartigen Darstellungen von Johnny Depp und Joel Edgerton („Der große Gatsby“, „Loving“), sondern auch in der packenden Inszenierung, wie das FBI mit der Personalie James Bulger umgeht. Leider bleiben dabei die Parts sowohl von Kevin Bacon als Connollys Vorgesetzter als auch vor allem von Benedict Cumberbatch als Whiteys Bruder weit unter den Möglichkeiten, so dass die atmosphärische Gestaltung des Unterweltmilieus mehr Raum einnimmt als die Motivationen der Protagonisten.
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