Getaway (1994)
Nach dem gleichnamigen Roman von Jim Thompson und dem Drehbuch von Walter Hill schuf Kult-Regisseur Sam Peckinpah 1972 mit „The Getaway“ einen Klassiker des Action-Thrillers, wobei Steve McQueen und Ali McGraw natürlich auch ein ziemlich heißes Gangster-Paar abgaben. Mehr als zwanzig Jahre später versuchte sich Roger Donaldson („Die Bounty“, „White Sands“) an einem Remake, für das wiederum Walter Hill das Drehbuch schreiben durfte und Alec Baldwin mit Kim Basinger für das erotische Knistern sorgte.
Der gewiefte Bankräuber Carter „Doc“ McCoy (Alec Baldwin) befreit im Auftrag für einen mexikanischen Gangster dessen Neffen aus dem Gefängnis, gerät nach der Geldübergabe aber in einen Hinterhalt und landet im mexikanischen Knast. Um ihn da rauszuholen, lässt sich Docs Frau Carol (Kim Basinger) mit dem einflussreichen Verbrecher Jack Benyon (James Woods) ein, damit dieser sich für die Freilassung ihres Mannes einsetzt. Kaum darf Doc die Gefängnismauern als freier Mann verlassen, verlangt Benyon von ihm, einen riskanten Coup auf einer Hunderennbahn durchzuziehen, wofür ihm neben dem unerfahrenen Frank Hansen (Philip Seymour Hoffman) auch Docs früherer Partner Rudy (Michael Madsen) zur Seite gestellt werden, der Doc damals hängenließ, als ihn die Cops geschnappt haben. Der Überfall läuft nicht ganz nach Plan, denn Hansen verliert die Nerven. Während Doc mit der Beute zum vereinbarten Treffpunkt fährt, erschießt Rudy unterwegs Hansen und wirft ihn aus dem Wagen. Am Treffpunkt will Rudy auch Doc umlegen, doch reagiert Doc schneller und lässt Rudy scheinbar tot zurück. Zum Glück für Rudy hat die schusssichere Weste Schlimmeres verhindert.
Schwer verletzt fährt er zu einem Tierarzt, lässt sich zusammenflicken und von ihm und seiner hübschen Frau Fran (Jennifer Tilly) nach El Paso fahren, wo die beiden eine Affäre miteinander beginnen. Als Doc mit der Beute bei Benyon auftaucht, erlebt er eine böse Überraschung, erzählt ihm Benyon doch genüsslich von der Affäre, die er mit Carol angefangen habe…
Kritik:
Natürlich hält Roger Donaldsons „Getaway“ einem Vergleich mit dem Original von Sam Peckinpah nicht stand, ist Alec Baldwin längst nicht so cool wie Steve McQueen, aber die Neuauflage hat durchaus ihre Qualitäten. Zunächst sind die von Doc ausgeführten Überfälle technisch versierter und machen ordentlich Wumms. Walter Hill („Nur 48 Stunden“, „Straßen in Flammen“) setzt in seinem Neuentwurf von Jim Thompsons Story weniger auf gewitzte Dialoge als auf bleihaltige Action und heiße Erotik, zu der Jennifer Tilly („Chucky und seine Braut“, „Bound – Gefesselt“) auch ihren Part beitragen darf. Donaldson und Hill tragen in ihrem Film dem Umstand Rechnung, dass Jim Thompson („The Grifters“, „After Dark, My Sweet“) mit Vorliebe eine Welt voller Hass und Habgier gezeichnet hat, doch gehen die Filmemacher dabei wenig subtil vor. Michael Madsen („Species“, „The Hateful 8“) darf mit trashiger Vokuhila-Frisur ebenso den eindimensionalen Bösewicht mimen wie James Woods („Videodrome“, „John Carpenters Vampire“) und David Morse („The Green Mile“, „World War Z“), so dass der interessanteste Teil des Films darin besteht, wie Doc und seine Frau vor ihren Häschern fliehen und zwischendurch immer mal wieder eine heiße Nummer schieben. Das ist immerhin wie bei Donaldson üblich in schicker Videoclip-Ästhetik inszeniert und kurzweilig, aber mehr eben auch nicht.
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