Guy Ritchie's Der Pakt

Der britische Filmemacher Guy Ritchie ist seit seinen ersten beiden Gaunerkomödien – „Bube, Dame, König, grAS“ (1998) und „Snatch – Schweine und Diamanten“ (2000) – vor allem für augenzwinkernde, stilistisch verspielte Gangsterstoffe bekannt, mit denen vor allem Jason Statham seinen Karriereanfang nahm. Daran änderten auch die Ausflüge ins Blockbuster-Kino mit den beiden „Sherlock Holmes“-Filmen und dem historischen Spektakel „King Arthur: Legend of the Sword“ ebenso wenig wie die Realverfilmung des Disney-Stoffes „Aladdin“. Mit dem Kriegsdrama „The Covenant“, das sich der Streaming-Anbieter Amazon gesichert hat und unter dem Titel „Guy Ritchie’s Der Pakt“ anbietet, wagt sich Ritchie erstmals an einen durchweg ernsten Stoff. 

Inhalt: 

Sgt. John Kinley (Jake Gyllenhaal) ist während des Afghanistan-Kriegs mit seiner Truppe auf das Aufspüren von Sprengstoff- und Waffenlagern der Taliban spezialisiert. Im März 2018 wird bei einer routinemäßigen Fahrzeuginspektion in Lashkar Gah eine Bombe von den Taliban gezündet, wobei Kinleys Dolmetscher getötet wird. Bei der Auswahl eines neuen Dolmetschers wird ihm Ahmed Abdullah (Dar Salim) empfohlen, der zwar vier nützliche Sprachen spricht, aber als unbequem gilt und keinen Hehl daraus macht, dass er den Job nur des Geldes wegen ausübt. Erst später erfährt Kinley, dass Ahmed früher selbst bei den Taliban war und erst zum Feind überlief, als die Taliban seinen Sohn tötete. Bei einer Erkundungsmission wird Kinleys Vertrauen in seinen neuen Mann auf eine harte Probe gestellt, denn ein bestochener Informant empfiehlt dem Erkundungstrupp eine vermeintlich bessere Route, die Ahmed allerdings als einen Hinterhalt einstuft. Durch seine – wie sich herausstellt – richtige Einschätzung kommen Kinley und seine Leute zwar zunächst unbeschadet aus der Falle heraus, doch wenig später werden sie bei der Suche nach einem möglichen Waffenlager der Aufständischen etwa 100 Kilometer nördlich des Luftwaffenstützpunkts Bagram von den Taliban angegriffen. Einzig Kinley und Ahmed überleben den Überfall und müssen sich zu Fuß durch das unwegsame, von Taliban patrouillierten Gelände nach Bagram durchschlagen. 
Als Kinley bei einem der folgenden Aufeinandertreffen mit den Taliban schwer verletzt und im letzten Moment von Ahmed gerettet wird, trägt dieser Kinley auf einem Karren durch die bergige Landschaft. Kinley wird in die USA geflogen, doch als er erfährt, dass auf Ahmed ein hohes Kopfgeld von den Taliban ausgesetzt worden ist und Ahmed untertauchen musste, will sich Kinley revanchieren und seinen Lebensretter in die USA holen… 

Kritik: 

Bereits mit den ersten Minuten gelingt es Guy Ritchie, der wieder zusammen mit Ivan Atkinson („The Gentlemen“, „Cash Truck“) auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, eine intensive Spannung aufzubauen, die verdeutlicht, unter welch ständiger Bedrohung Sgt. Kinley und seine Männer stehen, dass aus jedem Versteck das Feuer auf sie eröffnet werden kann oder eine Bombe explodiert. Doch im Zentrum des ungewöhnlichen Kriegsdramas steht weniger der allgemeine Einsatz der US-Truppen in Afghanistan, sondern die Geschichte von US-Army-Sgt. Kinley und seinem zunächst schwer einzuschätzenden Dolmetscher. Aus der anfänglichen Skepsis einander gegenüber entwickelt sich aus einer kritischen, ja tödlichen Situation heraus ein überraschender Pakt, der die Dramaturgie der weiteren Handlung prägt. Das funktioniert vor allem deshalb so gut, weil die beteiligten Figuren zuvor kaum näher vorgestellt werden. Die Einblendung der Name und Dienstgrade aus Kinleys Team muss hier schon reichen. Aus welchem Holz Kinley und Ahmed wirklich geschnitzt sind, bringt erst der brutale Angriff der Taliban zum Vorschein, die übrigens auch nicht differenziert dargestellt, sondern einfach als verabscheuungswürdiger Feind positioniert werden. 
Vor dieser Blaupause entwickelt Ritchie ein packendes Drama um Vertrauen, Aufopferungsbereitschaft, Kampfgeist und Mut, das an sich durch und durch überzeugt. Etwas tiefgründiger hätte Kinleys Aufarbeitung seiner Erlebnisse nach seiner Rückkehr in die Heimat ausfallen können, statt minutenlang seine verzweifelten Versuche zu dokumentieren, telefonisch Visa für Ahmed und seine Familie zu besorgen. Auch Kinleys Rettungsmission verläuft am Ende viel zu unproblematisch. Doch von diesen Schwächen abgesehen, stellt „Guy Ritchie’s Der Pakt“ ein fesselndes Kriegsdrama mit zwei überzeugenden Schauspielern dar.  

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