Traffic - Macht des Kartells
Nachdem Steven Soderbergh seit seinem famosen Regiedebüt mit „Sex, Lügen und Video“ (1989) lange Zeit als Wunderkind gehandelt worden ist, den Erwartungen in nachfolgenden Filmen aber nicht immer gerecht werden konnte, gelang ihm im Jahr 2000 gleich ein fulminanter Doppelschlag mit den beiden Oscar-prämierten Meisterwerken „Erin Brockovich“ und „Traffic – Macht des Kartells“. Während Julia Roberts in dem Justizdrama „Erin Brockovich“ eine ihrer besten Leistungen ablieferte, tauchte Soderbergh mit dem episodischen Drama „Traffic – Macht des Kartells“ tief in die Problematik des „War on Drugs“ ein.
Inhalt:
Zusammen mit seinem Kollegen Manolo Sanchez (Jacob Vargas) kämpft der mexikanische Drogenpolizist Javier Rodriguez (Benicio Del Toro) darum, die Drogen von den Straßen seiner Heimatstadt Tijuana fernzuhalten und etwas Gutes für die Kinder zu tun. Doch als er von dem mexikanischen General Salazar (Tomas Milian) engagiert wird, ihn bei der Zerschlagung des Obregón-Kartells behilflich zu sein, gerät er zwischen die Fronten verfeindeter Drogenkartelle, korrupter Polizisten und amerikanischer Geheimdienste. Als Rodriguez merkt, dass der General seine eigenen Ziele verfolgt, stellt er sich für die US-amerikanischen DEA-Beamten Gordon (Don Cheadle) und Castro (Luis Guzmán) als Informant zur Verfügung.
Die sind gerade damit beschäftigt, den Hauptbelastungszeugen im Prozess gegen den Drogenschmuggler Carlos Ayala (Steven Bauer), Eduardo Ruiz (Miguel Ferrer), zu bewachen. Ayalas Frau Helena (Catherine Zeta-Jones) hat von den illegalen Machenschaften ihres Mannes keine Ahnung gehabt und sieht sich vor den Scherben ihrer Existenz. Die aus den illegalen Geschäften erwirtschafteten Vermögenswerte wurden beschlagnahmt, die Konten eingefroren, die Gläubiger ihres Mannes sitzen ihr im Nacken. Da auch ihr Berater Arnie Metzger (Dennis Quaid) keine praktikablen Lösungen parat hat, sieht sie nur eine Möglichkeit, ihr altes Leben zurückzubekommen.
Währenddessen ist der Richter Robert Wakefield (Michael Douglas) zum obersten Drogenjäger ernannt worden und versucht, den Problemen wirklich auf den Grund zu gehen. Dabei bemerkt er nicht, dass seine 16-jährige Tochter Caroline (Erika Christensen) selbst drogensüchtig ist...
Kritik:
Über den „War on Drugs“ sind schon viele bemerkenswerte Filme und Serien gedreht worden, doch kaum eine Produktion ist so vielschichtig angelegt wie Soderberghs Spielfilmversion der britischen Mini-Serie „Traffik“ (1989). Obwohl Drehbuchautor Stephen Gaghan („Syriana“, „Rules – Sekunden der Entscheidung“) die Handlungsstränge sehr verdichtet hat, ist am Ende eine fast zweieinhalbstündige Laufzeit entstanden, die allerdings sehr kurzweilig wirkt, da die einzelnen Handlungsstränge mit den jeweiligen Protagonisten interessant herausgearbeitet worden sind. Soderberghs „Traffic“ beleuchtet die Drogenproblematik von ganz unterschiedlichen Seiten, von den Konsumenten über die Händler bis zu höchsten Amtsträgern der Regierung und den Beamten von Polizei und DEA. Dabei wird vor allem deutlich, in welch unsichtbaren Bahnen sich die Drogen bewegen, so dass weder die schwangere, behütete Helena von den Machenschaften ihres Mannes noch der ambitionierte Drogenjäger von dem Drogenkonsum seiner minderjährigen Tochter etwas mitbekommen. Soderbergh und Gaghan gehen der Thematik mit fast dokumentarischer Ernsthaftigkeit auf den Grund, bilden das Geschehen authentisch ab und können sich auf ein grandioses Ensemble verlassen. Dabei überzeugt vor allem der für seine Darstellung mit einem Oscar ausgezeichnete Benecio Del Toro als um das Wohl der Gemeinschaft bemühter Drogencop, der immer wieder enttäuscht, belogen und verraten wird und trotzdem dafür kämpft, dass die Kinder in Tijuana ihr Baseballfeld beleuchtet bekommen, damit sie auch bei Dunkelheit spielen können.
Die interessanteste Entwicklung von allen Figuren erfährt Catherine Zeta-Jones‘ Figur Helena , die bei der Verhaftung ihres Mannes auf dem luxuriösen Anwesen auf La Jolla Beach zunächst aus allen Wolken fällt, dann aber schnell einen Überlebensinstinkt entwickelt, der den Machenschaften ihres Mannes in nichts nachsteht. Eine leicht emotionale Komponente wird durch die Hilflosigkeit ins Spiel gebracht, die der Richter und seine Frau (Amy Irving) gegenüber der Drogensucht ihrer so klugen Tochter empfinden, die einfach nur eine große, aber undefinierte Wut empfindet. „Traffic“ kann im Gegensatz zu „Erin Brockovich“ nicht mit pointierten Dialogen glänzen, dafür mit einer bewusst farblich akzentuierten Bildsprache und einem wunderbaren Ensemble, das dem Drama die nötige Überzeugungskraft verleiht.
"Traffic - Macht des Kartells" in der IMDb
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