Out of Sight
Mit seinen ausdrucksstarken Indie-Filmen „Sex, Lügen und Video“ (1989), „Kafka“ (1991), „König der Murmelspieler“ (1993) und „Die Kehrseite der Medaille“ (1995) hat Steven Soderbergh demonstriert, dass er für höhere Aufgaben berufen zu sein scheint. So bekam er 1998 die Gelegenheit, Elmore Leonards erotische Gaunergeschichte „Rum Punch“ zu verfilmen, nachdem Schauspieler und Produzent Danny DeVito sich wie zuvor schon bei „Schnappt Shorty“ die Rechte gesichert hatte. Mit George Clooney und Jennifer Lopez in den Hauptrollen war der „Out of Sight“ schließlich zum Erfolg verdammt.
Nachdem der ehemalige Bankräuber Jack Foley (George Clooney) in Miami vergeblich versucht hat, in der Firma seines Freundes Richard Ripley (Albert Brooks) sein neues Leben mit einem coolen Job zu beginnen, überquert er frustriert die Straße, betritt die Sun Trust Bank und überzeugt eine Kassiererin davon, dass der Mann, der gerade mit einem Bankmanager ein paar Meter entfernt im Gespräch ist, einen Revolver in der geöffneten Aktentasche habe.
Um kein Blutbad anzurichten, fordert Foley die Kassiererin auf, das Bargeld aus der Kasse in einen Umschlag zu packen und ihm zu übergeben. Der Coup scheint zu gelingen, doch da Foleys Wagen nicht anspringt, wird er von zwei Polizisten festgenommen und darf seine Haftstrafe im Glades Staatsgefängnis absitzen. Dort beobachtet er, wie die zwei Häftlinge Chino (Luiz Guzmán) und Lulu (Paul Soileau) einen Ausbruch planen, bei dem sich Foley auf geschickte Weise anschließt. Er informiert seine Ex-Frau Adele (Catherine Keener) und seinen Freund Buddy Bragg (Ving Rhames), doch auf der anderen Seite des Gefängniszauns wartet auch Federal Marshall Karen Sisco (Jennifer Lopez). Bevor sie Foley in Gewahrsam nehmen kann, wird sie allerdings von Buddy überwältigt, der sie zusammen mit Foley im Kofferraum seines Wagens sperrt. So kommen sich Foley und Sisco nicht nur körperlich näher, auch sonst springt der Funken zwischen den beiden über, doch eine gemeinsame Zukunft scheint unmöglich. Als sich Foley auf einen Coup mit dem Box-Promoter Maurice “Snoopy“ Miller (Don Cheadle) einlässt, ist Sisco den Gangstern bereits auf den Fersen…
Inhalt:
Scott Frank hat mit „Schatten der Vergangenheit“, „Malice – Eine Intrige“, „Das Wunderkind Tate“ und „Mississippi Delta – Im Sumpf der Rache“ ganz unterschiedliche Stoffe entwickelt, so dass er nach dem Erfolg von „Schnappt Shorty“ der ideale Mann schien, auch Leonards „Rum Punch“ kinotauglich zu trimmen. Soderbergh hat sein Faible für das Noir-Genre bereits in „Die Kehrseite der Medaille“ ausleben dürfen, so dass die Verfilmung des Leonard-Stoffes mit einer prominenten Darsteller-Riege der Aufstieg auf ein höheres Level bedeuten könnte.
Das Noir-Feeling geht „Out of Sight“ aber ziemlich ab. George Clooney verkörpert den charmanten Bankräuber, der gar nichts anderes machen will, als weiterhin auf illegale Weise seinen Lebensunterhalt zu sichern. Daran ändert auch die Romanze mit der attraktiven Federal Agentin Sisco nichts, die von Jennifer Lopez („Manhattan Queen“, „Hustlers“) überzeugend dargestellt wird.
Die Chemie zwischen den beiden Hollywood-Stars stimmt, doch die Romanze prägt so stark die Atmosphäre des Films, dass die Gaunereien und Foleys Flucht vor dem FBI eher komödiantische als düstere Züge tragen. Erst in der zweiten Hälfte, wenn sich das Geschehen vom sonnigen Miami ins weitaus kühlere Detroit verlagert, wird auch der Ton der Erzählung rauer. Soderbergh erweist sich in der Inszenierung der unmöglichen Romanze erneut als versierter Stilist, der das Geschehen mal in leuchtend warme, dann wieder düster-unterkühlte Farben taucht. Dazu sorgt David Holmes, der später auch die „Ocean’s“-Trilogie vertonen wird, mit seinem cool groovenden Score für die passende musikalische Untermalung. Doch die tolle Besetzung – mit Dennis Farina, Stephen Lang, Michael Keaton, Catherine Keener, Don Cheadle, Nancy Allen und Samuel L. Jackson in Nebenrollen – und die schmissige Inszenierung können nicht darüber hinwegtäuschen, dass „Out of Sight“ bei allem erotischen Knistern und geschickt eingestreuten Rückblenden recht zahm wirkt und kaum Spannung erzeugt. Erst mit seinen nachfolgenden Filmen „The Limey“, „Erin Brockovich“ und „Traffic – Macht des Kartells“ gelang Soderbergh schließlich der Sprung in die erste Liga.
"Out of Sight" in der IMDb
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