Che - Teil 1: Revolución

Steven Soderbergh hat es seinem Publikum, vor allem aber auch den Kritikern und den Filmstudios nie leicht gemacht. In seiner vielseitigen Werksbiografie finden sich feine Independent-Juwelen wie „Sex, Lügen und Video“ und „The Limey“ ebenso wie kurzweiliges Blockbuster-Kino („Ocean’s Eleven“, „Haywire“), tiefgründige, Oscar-prämierte Dramen („Traffic – Macht des Kartells“, „Erin Brockovich“) und auch sperrige Kost („Kafka“, „The Good German“). Nie weiß man, was Soderbergh als Nächstes aus dem Hut zaubert. Nach der erfolgreichen „Ocean’s“-Trilogie (die immer wieder von Flops wie „Voll Frontal“ und „Solaris“ unterbrochen wurde) brachte Soderbergh 2008 sein über vierstündiges Biopic über den argentinischen Revolutionär Ernesto „Che“ Guevara in die Kinos, das wegen seiner epischen Länge in die beiden Teile „Che – Revolución“ und „Che – Guerrilla“ aufgesplittet worden ist. 

Inhalt: 

Als im Juni 1955 der argentinische Arzt und Marxist Ernesto Guevara (Benicio Del Toro) in Mexico City erstmals auf Fidel Castro (Demián Bichir) trifft, schließt sich Guevara sofort Castros revolutionärer Bewegung an. Es dauert allerdings bis zum November 1956, bis ein Boot Castro und Guevara zusammen mit ein paar Rebellen von Mexiko an die kubanische Küste bringt. Im anschließenden Guerrilla-Krieg steigt Guevara schnell zum Kommandanten auf, der mit der Zeit im Schutz des Dschungels immer mehr Anhänger um sich zu scharen versteht und nach und nach die Kämpfe gegen die Truppen des kubanischen Militärdiktators Fulgencio Batista für sich entscheidet. Auf dem Weg nach Havanna steht im Dezember 1958 die entscheidende Schlacht um Santa Clara an, die Guevara selbst anführt… 

Kritik: 

Zehn Jahre nahm sich Steven Soderbergh Zeit, um sein Herzensprojekt, die Verfilmung von Ernesto „Che“ Guevaras Memoiren „Reminiscences of the Cuban Revolutionary War“, zu verwirklichen, wobei zunächst auch Terrence Malick an dem Projekt interessiert war, aber keine Geldgeber fand. Im ersten, mehr als zweistündigen Teil, der hierzulande den Untertitel „Revolución“ verpasst bekam, thematisiert Soderbergh zunächst das konspirative Treffen zwischen Guevara und Castro in Mexico City, dann den gut dreijährigen Guerillakampf, der mit der Eroberung von Santa Clara und der siegessicheren letzten Etappe nach Havanna endet, und Guevaras berühmte Rede vor den Vereinten Nationen in New York. Diese in grobkörnigem Schwarzweiß gedrehten Szenen werden immer wieder mit dokumentarischem Charakter in die übrige Handlung eingestreut. 
Soderbergh und sein Drehbuchautor Peter Buchman („Eragon – Das Vermächtnis der Drachenreiter“, „Jurassic Park III“) sparen die Vorgeschichte und das Privatleben von Ernesto „Che“ Guevara komplett aus, konzentrieren sich ganz auf die Vorbereitung um Umsetzung der Revolution. Dabei findet nur eine rudimentäre Auseinandersetzung mit dem damit verbundenen marxistischen Gedankengut statt, viel mehr bringt der Film die logistischen Probleme und die Auseinandersetzung mit den feindlichen Truppen zum Ausdruck.  
Guevara erscheint als Mann, der zwar an Asthma leidet, aber sich trotzdem mühevoll durch den Dschungel schleppt. Besonders nah kommt man der Person allerdings nicht. Das liegt vor allem daran, dass Soderbergh Guevara nur als einen Mann unter vielen in Szene setzt. Groß- oder Nahaufnahmen sind eher die Seltenheit. Stattdessen wird Guervara meist inmitten seiner Gefolgsleute dargestellt, so dass deutlich wird, dass nicht er die Revolution voranträgt, sondern die vielen Menschen, die ebenso denken und handeln wie er. Benicio Del Toro ist die Idealbesetzung des charismatischen Revolutionsführers, weil er seiner Figur nicht nur körperlich ähnlichsieht, sondern auch dessen Charisma zum Ausdruck bringt. Interessant wird „Che – Revolución“ dann doch erst im actionreichen Finale, auch wenn der Kampf gegen Batistas Truppen nie den Sog erreicht, die solche Schlachtsequenzen üblicherweise ausüben. So bringt Soderberghs Film zwar die Befreiung der Kubaner durch Guevaras Revolution näher, nicht aber den Revolutionsführer selbst. 

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