Ein Mann namens Otto

Nach seinem Oscar-prämierten Liebesdrama „Monster’s Ball“ (2001) inszenierte der deutsche Filmemacher Marc Forster so unterschiedliche Werke wie „Wenn Träume fliegen lernen“, „Stay“, „Schräger als Fiktion“, „Drachenläufer“, „James Bond 007: Ein Quantum Trost“ und „World War Z“ und arbeitete dabei mit Superstars wie Johnny Depp, Kate Winslet, Daniel Craig, Brad Pitt und Ewan McGregor zusammen. Vier Jahre nach der Disney-Komödie „Christopher Robin“ ließ er Tom Hanks in dem Remake des schwedischen Films „Ein Mann namens Ove“ einmal zur Höchstleistung auflaufen. 

Inhalt: 

Nach dem Tod seiner geliebten Frau Sonya (Rachel Keller) vor sechs Monaten und seiner frühzeitigen, unfreiwilligen Pensionierung sieht Otto (Tom Hanks) keinen Sinn mehr darin, seine ewig gleichen Runden durch die Nachbarschaft zu drehen und sich über falsche Mülltrennung, unerlaubtes Parken und anderes rechtswidriges und ungebührliches Verhalten seiner Mitmenschen zu echauffieren. Statt sich weiter durch das Leben zu quälen, will er ihm lieber selbst ein Ende setzen. Im Baumarkt regt er sich an der Kasse noch darüber auf, dass er für 1,50 Meter langes Seil den Preis für zwei Meter zahlen soll, doch dann ist es an der Zeit: Der Strick ist geknüpft und an der Decke im Wohnzimmer angebracht, der Kopf durch die Schlinge gesteckt und das Tischchen unter den Füßen weggestoßen…, aber bevor Otto die Luft abgeschnürt wird, kracht er mit dem aus der Decke gerissenen Seil zusammen auf den Fußboden. Fortan werden seine Suizidversuche vor allem durch die neuen Nachbarn gestört. Während Otto für den ungeschickten Tommy (Manuel Garcia-Rulfo) nur ein müdes Lächeln übrighat, sind dessen schwangere Frau Marisol (Mariana Treviño) und die beiden Töchter Luna und Abby darauf aus, ein gutes Verhältnis zu dem griesgrämigen Mann aufzubauen. Doch so sehr Otto auch den Platz an Sonyas Seite auf dem Friedhof einnehmen will, muss er sich doch immer wieder um wichtige Angelegenheiten kümmern. So bringt er Marisol das Autofahren bei, hilft Anita (Juanita Jennings) dabei, ihr Haus zu behalten, das ihr in Japan lebender Sohn an die Immobilienfirma verkaufen will, und rettet an dem Bahnsteig, an dem sich Otto eigentlich selbst das Leben nehmen will, einem alten Mann das Leben und wird durch sein beherztes Eingreifen zum Lokalhelden, doch reichen diese Erfahrungen aus, um seine Lebensmüdigkeit zu vertreiben? 

Kritik: 

David Magee hat bereits erfolgreich die Drehbücher zu den Literaturverfilmungen von „Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger,“ „Mary Poppins’ Rückkehr“ und „Lady Chatterleys Liebhaber“ verfasst, so dass er als der richtige Mann erschien, auch Fredrik Bachmans Roman „Ein Mann namens Ove“ aus dem Jahr 2012 für Hollywood zu adaptieren, nachdem Hannes Holm den Stoff 2015 für das europäische Kino verfilmt hatte. Sich Tom Hanks („Forrest Gump“, „Der Soldat James Ryan“) als Griesgram vorzustellen, mag zunächst schwerfallen, doch Hanks verkörpert den einfachen Mann, der ein Faible für die Funktionsweisen von Maschinen besitzt und seinen Lebensunterhalt in einer Stahlfabrik verdiente, mit überzeugender Mimik. 

Es folgt eine recht rührselige Ansammlung von Momenten, in denen Otto über seinen Schatten springen muss, um seinen Mitmenschen aus der Patsche zu helfen. Die Trauer um den Verlust seiner hochschwangeren Frau führt eben doch nicht dazu, dass er sein Herz allem anderen verschließt. Etwas bemüht wirken die immer wieder fehlschlagenden Suizidversuche, während in Rückblenden nach und nach die Liebesgeschichte zwischen Otto und Sonya sowie ihr tragisches Ende aufgerollt wird. 

Marc Forster und sein Kameramann Matthias Koenigswieser, der bereits Forsters letzte Filme „All I See Is You“ und „Christopher Robin“ fotografierte, schaffen jederzeit eine stimmige Atmosphäre, die von Thomas Newmans leisen Klängen unaufdringlich unterstützt wird. Am Ende ist es aber wieder einmal der großartige Tom Hanks, der mit seinem pointierten Spiel „Ein Mann namens Otto“ zu einem sehenswerten Drama macht, das Tragik, Komik und Romantik, Hoffnungslosigkeit und Zuversicht auf stimmige Weise miteinander vereint.  

"Ein Mann namens Otto" in der IMDb