Solaris

Seit seinem Regiedebüt „Sex, Lügen und Video“ (1989) war es zwar ein langer Weg, aber nach ein paar eigenwilligen Filmen wie der missglückten „Kafka“-Biografie und dem Comeback mit der Gauner-Romanze „Out of Sight“ war Steven Soderbergh mit seinem Blockbuster-Dreier „Erin Brockovich“, „Traffic – Macht des Kartells“ und „Ocean’s Eleven“ auf dem Zenit seiner Karriere angelangt. Doch da sich der Filmemacher nie mit den Konventionen des Hollywood-Erzählkinos anfreunden konnte, verfolgte er wieder ganz eigene Projekte. Neben dem gescheiterten Film-Experiment „Voll Frontal“ inszenierte Soderbergh im Jahr 2002 auch noch ein Remake von Andrei Tarkowskis „Solaris“ (1972), der bereits zweiten Verfilmung von Stanislaw Lems Kultroman aus dem Jahr 1961. 

Inhalt: 

Als der Psychologe Chris Kelvin (George Clooney) von seinem verzweifelten Freund Gibarian (Ulrich Tukur) gebeten wird, zum Planeten Solaris zu fliegen, um ihm bei einem nicht näher beschriebenen Problem auf der im Orbit kreisenden Raumstation behilflich zu sein, macht er sich umgehend auf den Weg. Doch bei seiner Ankunft auf der Raumstation entdeckt er zunächst nur überall verstreute Blutflecke, dann zwei Leichensäcke, u.a. mit der Leiche seines Freundes, der sich offenbar selbst getötet hat. Bei der weiteren Erkundung stößt Kelvin auf den verwirrt wirkenden Kybernetiker Snow (Jeremy Davies) und die paranoide Physikerin Dr. Gordon (Viola Davis). Kurz darauf erfährt Kelvin am eigenen Leib, was dem Forschungsteam so zugesetzt hat. Als sich Kevin schlafen legt, träumt er lebhaft von seiner verstorbenen Frau Rheya (Natasha McElhone), der er erstmals in einer U-Bahn begegnet ist und dann auf einer Party bei Gibarian kennengelernt hat. 
Als Kelvin erwacht, liegt Rheya neben ihm. Nach einer kurzen Unterhaltung mit der unmöglichen Erscheinung schickt er das Rheya-ähnelnde Wesen mit einer Kapsel in den Weltraum. Doch schon am nächsten Morgen ist Rheya wieder da, allerdings erinnert sie sich nicht an die Kapsel, sondern nur an ihr Leben auf der Erde mit Kelvin, dem es zunehmend schwerer fällt, zwischen Traum, Erinnerung und Realität zu unterscheiden… 

Kritik: 

Der polnische Sci-Fi-Autor Stanislaw Lem hat sich in seinen Werken immer wieder ausführlich mit Kommunikationsversuchen zwischen Menschen und außerirdischen Lebensformen auseinandergesetzt, wie in seinem Meisterwerk „Solaris“. Doch Soderbergh, der nicht nur für das Drehbuch verantwortlich zeichnete, sondern auch – unter Pseudonymen - Kameraführung und Schnitt übernahm, orientierte sich weder besonders sklavisch an Lems Romanvorlage noch an Tarkowskis Verfilmung, konzentrierte sich stattdessen auf die tragische Liebesgeschichte zwischen Chris Kelvin und Rheya. 
Soderbergh hält sich nicht lange mit einer Einführung seiner Figuren auf. Kaum ist Chris Kelvin in kurzen Szenen als alleinlebender Psychologe vorgestellt worden, befindet er sich nach dem eindringlichen Appell seines Freundes auch schon auf der Forschungsstation im Orbit eines geheimnisvollen Planeten. Statt die Bemühungen der Crew zu thematisieren, Kontakt zu den Bewohnern von Solaris aufzunehmen, rückt sehr schnell die schwierige Beziehung zwischen Kelvin und Rheya in den Mittelpunkt des Films. Dabei hat der Auftakt mit den mysteriösen Geschehnissen auf der Raumstation und die offensichtlichen psychischen Probleme der beiden überlebenden Besatzungsmitglieder eine vielversprechende Story in Aussicht gestellt. 
Soderbergh nutzt dagegen die in warmen Tönen gehaltenen Rückblenden dazu, die Geschichte von Kelvin und Rheya zu erzählen, vom Kennenlernen über die ersten leidenschaftlichen Treffen bis zu den psychischen Problemen, die Rheya in den Selbstmord getrieben haben. Für diese Art von Erzählung hätte es sicher nicht Lems Vorlage gebraucht, der sich entsprechend enttäuscht von Soderberghs Umsetzung zeigte. Tatsächlich gelingt es dem Filmemacher nicht, die großartigen Bemühungen auf der visuellen wie auditiven Ebene auch inhaltlich fortzusetzen. Hier macht sich trotz des engagierten Schauspiels von Soderberghs Lieblingsschauspieler George Clooney schnell Langeweile breit. Der deutsche Schauspieler Ulrich Tukur wird als Kelvins Freund leider nur auf einen Stichwortgeber reduziert, Natasha McElhone („Die Truman Show“, „Californication“) überzeugt eher durch ihre außergewöhnliche Erscheinung, stellt die emotionale Fragilität ihrer Figur in den Rückblenden aber überzeugend dar. 
Am Ende bleibt nur mehr Schein als Sein, eine in der Tiefe unzureichende, gewöhnliche Tragödie auf rein persönlicher Ebene, die der übergeordneten Thematik in Lems Roman so gut wie keine Beachtung schenkt. 

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