Nobody

Als Anwalt Saul Goodman in der Erfolgsserie „Breaking Bad“ hat der Schauspieler Bob Odenkirk in 43 Folgen sein außergewöhnliches Schauspieltalent so überzeugend ausspielen können, dass ihm im Anschluss mit „Better Call Saul“ eine eigene Spin-Off-Serie gewidmet worden ist. Was in dem Drehbuchautor, Musiker, Produzenten, Regisseur und Schauspieler noch so alles steckt, offenbart er in Ilya Naishullers neuen Action-Feuerwerk „Nobody“, das sich überzeugend auf den Pfaden von „John Wick“ positioniert. 

Inhalt: 

Hutch Mansell (Bob Odenkirk) ist ein verantwortungsvoller, aber letztlich ganz gewöhnlicher Familienvater, der regelmäßig vergisst, die Mülltonne rechtzeitig an die Straße zu stellen und täglich den Weg zu seinem langweiligen Bürojob in der Metallverarbeitungsfirma seines Schwiegervaters Eddie absolviert und seine Frau Becca (Connie Nielsen) bereits im Bett vorfindet, wenn er nach Hause kommt. Als er eines Nachts zwei Einbrecher überrascht, lässt sich Hutch auf keine Diskussionen ein, gibt brav sein Bargeld und seine Armbanduhr her, bevor sein Sohn Brady (Gage Munroe) einen der Einbrecher überwältigt. Hutch befiehlt seinem Sohn, den Mann loszulassen, und lässt die Einbrecher mit ihrer mageren Ausbeute davonziehen, was Hutch nicht nur in den Augen seines Sohnes als Feigling dastehen lässt. Als seine Tochter Abby aber ein Armband vermisst, sieht sich Hutch gezwungen, in dieser Sache doch noch tätig zu werden, schnappt sich den längst abgelaufenen FBI-Ausweis und die Pistole seines im Altersheim lebenden Vaters (Christopher Lloyd) und macht die beiden Einbrecher anhand einer Tätowierung ausfindig. Doch von seinem Rachegedanken nimmt Hutch schnell Abschied, als er entdeckt, dass das junge Paar ein krankes Baby zu versorgen hat. Doch dann macht er im Bus die Bekanntschaft von einigen unangenehmen, Russisch sprechenden Typen, die eine junge Frau zu belästigen versuchen. Hutch schlägt die Gang krankenhausreif und trägt selbst einige Blessuren davon. Doch die Angelegenheit ist damit noch nicht erledigt, denn eines von Hutchs Opfern ist der jüngere Bruder des russischen Mafioso Yulian (Aleksey Serebryakov). Der hetzt seine ganzen Handlanger auf Hutch und muss überraschend feststellen, dass der „Nobody“, wie sich Hutch selbst gern bezeichnet, mehr auf dem Kasten hat als erwartet… 

Kritik: 

Auf den ersten Blick wirkt der Plot von „Nobody“ wie ein wiederholter, nicht besonders origineller Aufguss von Filmen wie „Ein Mann sieht rot“, „96 Hours“, „The Equalizer“ und „John Wick“. Doch bei genauerem Hinsehen offenbart sich, dass hier eine kompetente, höchst interessante Crew zusammengekommen ist. Für das Drehbuch ist niemand Geringeres als „John Wick“-Autor Derek Kolstad verantwortlich, Regie führt der Russe Ilya Naishuller, der 2015 bereits mit dem Action-Streifen „Hardcore“ überzeugen konnte, und die Besetzung überrascht mit bekannten Namen in ungewöhnlichen Rollen. Im Mittelpunkt steht natürlich Bob Odenkirk, dem man eine Rolle als kampferprobten Rächer nie zugetraut hätte und damit einen intelligenten und geglückten Besetzungscoup darstellt. Schließlich wird er seine Figur auch zunächst als einfacher Mann eingeführt, dessen eintöniger Alltag auch die Leidenschaft in seiner Ehe ausgelöscht hat. 
Als Wendepunkt der Geschichte dient die abendliche Busfahrt, bei der der Protagonist eindrucksvoll demonstriert, aus welchem Holz er eigentlich geschnitzt ist. Die nachfolgende Auseinandersetzung mit der russischen Mafia folgt zwar den üblichen Genre-Konventionen, macht aber einfach Spaß, zumal sich der Film nicht allzu ernst nimmt. Dafür sorgt vor allem Christopher Lloyd im Finale, aber auch sonst entbehrt „Nobody“ nicht einer schmunzelnden Note, was die Härte der Action-Szenen etwas abmildert. Auch wenn „Nobody“ längst nicht so protzig inszeniert ist wie die populäre „John Wick“-Reihe, funktioniert das Action-Feuerwerk in jeder Szene und macht Lust auf mehr.  

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