Transsiberian

Es tut gut, Gutes zu tun. Mit diesem Gefühl machen sich Roy (Woody Harrelson) und sein Frau Jessie (Emily Mortimer) zurück auf den Weg von Peking nach Hause. In der chinesischen Hauptstadt waren sie als Teil einer amerikanischen Kirchengruppe unterwegs, den dort lebenden Kindern zu helfen. Jessie hat als Hobby-Fotografin die Gesichter der glücklichen Kinder auf eindrucksvollen Bildern festgehalten und somit die erfolgreiche Arbeit des religiösen Reisetrupps dokumentiert. Um dem Trip noch einen Hauch von Abenteuer zu verleihen und die kriselnde Ehe mit neuem Schwung zu versehen, legen Roy und Jessie die 9300 Kilometer zwischen Peking und Moskau mit der legendären Transsibirischen Eisenbahn zurück.
Als es im Abteil zu einer sexuellen Annäherung zwischen beiden kommt, die Roy abbricht, bevor es richtig losgeht, wird gleich die Eheproblematik thematisiert. Wenig später stößt das andere Pärchen ins Abteil, der attraktive Spanier Carlos (Eduardo Noriega) und seine amerikanische Freundin Abby (Kate Mara).
Am nächsten Tag lernen sich die beiden Pärchen besser kennen, wobei unklar bleibt, was Carlos und Abby eigentlich so treiben. Als Roy bei einem Zwischenstopp in Irkutsk versehentlich zurückbleibt, steigen die anderen am nächsten Bahnhof aus und warten im Hotel darauf, bis Roy mit dem nächsten Zug eintrifft - doch dieser lässt auf sich warten. Carlos und Jessie nutzen die Wartezeit, um die Gegend zu erkunden, und kommen sich dabei näher. Am nächsten Tag treten nur Roy und Jessie die Weiterreise an. Dafür haben sie nun den Drogenfahnder Grinko (Ben Kingsley) und seinen wortkargen Gefolgsmann (Thomas Kretschmann) an den Fersen. Das macht vor allem Jessie nervös, die von Carlos' Drogentransporten weiß.
Regisseur Brad Anderson ("Der Maschinist") hätte die ewig lange Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn nutzen können, um viel von der Atmosphäre aus der wilden Landschaft zu ziehen. Tatsächlich dient ihm die lange Wegstrecke eher als Möglichkeit, einen komplexen Psychothriller zu etablieren, in dem zunächst die beiden ungleichen Paare interagieren, bevor die Karten ganz neu gemischt werden und Roy und Jessie es mit den brutalen Methoden der russischen Polizei zu tun bekommen. Während die Umgebung mehr und mehr in den Hintergrund tritt, fokussiert sich das Geschehen auf die aufreibend psychologischen Aspekte des Films. Und daraus bezieht "Transsiberian" letztlich seine Stärke. Die Hauptfiguren sind allesamt zwar klar definiert, doch bleibt auch vieles im Dunkeln, so dass man nie genau über die Absichten der einzelnen Charaktere im Bilde ist. Zusammen mit den überraschenden Wendungen ist so ein durchweg packender Thriller entstanden, der lange nachwirkt.
"Transsiberian" in der IMDb

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