Idioten
Als die dänischen Filmregisseure Lars von Trier, Thomas Vinterberg, Kristian Levring und Søren Kragh-Jacobsen im Marz 1995 ihr Manifest „Dogma 95“ vorlegten, setzten sie sich mit ihrem „Keuschheitsgelübde“, das Originalschauplätze ebenso vorschrieb wie den Einsatz von Handkameras und das Verbot von künstlicher Beleuchtung und Spezialeffekten, gegen die Wirklichkeitsentfremdung des Kinos ein und produzierten vor allem in der Frühphase der Bewegung wegweisende Werke, darunter Lars von Triers „Idioten“ aus dem Jahre 1998.
In einem Restaurant beobachtet Karen, wie zwei geistig behinderte Männer verschiedene Gäste belästigen und schließlich gemeinsam mit ihrer Betreuerin des Lokals verwiesen werden. Dabei hält einer der Männer Karen bei der Hand fest, die sich bereitwillig mit nach draußen ziehen lässt und sich mit in ein Taxi setzt. Während der Fahrt erfährt sie, dass das Verhalten der Männer nur eine Show gewesen ist. Wie sich herausstellt, sind die beiden „Behinderten“ Teil einer von Stoffer geführten Wohngemeinschaft von elf Personen, die sich in einem leerstehenden Landhaus von Stoffels Onkel darum bemüht, den „inneren Idioten“ zu befreien.
In wechselnden Konstellationen übernehmen die Gemeinschaftsmitglieder den Part der Betreuer und der Behinderten, wobei jeder nach seinem Empfinden „behindert“ sein darf. Als Gruppe nimmt man an Fabrikführungen teil, fährt ins Schwimmbad und verkauft Gestecke von Tür zu Tür. Zu Stoffels Geburtstag wird auch eine Party organisiert, bei der irgendwann auch „Rudelbumsen“ auf dem Programm steht. Das scheinbar unbeschwerte Zusammenleben in der Gemeinschaft wird aber auf eine schwere Probe gestellt, als Josephine von ihrem Vater aus der Gruppe gerissen und nach Hause geholt wird. Schließlich wird ausgelost, wer aus der Gruppe seine „Behinderung“ auch im gewohnten Alltag vertreten soll. Karen, die sich immer mehr in die Gruppe einlebt, wagt schließlich auch die Rückkehr in ihre Familie …
Lars von Trier („Breaking The Waves“, „Dogville“) hat mit „Idioten“ einen Film gedreht, der mit seinen körnigen Handkamerabildern wie ein Dokumentarfilm über eine Kommune wirkt, die sich mit ihrer Ausrichtung gegen die bürgerliche Gesellschaft auflehnt und dieser allerlei Kompromisse abnötigt. Doch letztlich bleibt dieses durchaus auch zynische Spiel ein Experiment, das am Ende scheitert, weil die Mitglieder von Stoffers Gruppe wieder in den bürgerlichen Alltag zurückkehrt.
Von Trier verkürzt die Botschaft seines Films zum Glück nicht auf die platte Formel, dass die vermeintlich Gesunden eigentlich die Kranken in der Gesellschaft sind und die Kranken die eigentlich Gesunden. Stattdessen bietet der Stoff, aus dem von Triers Film gestrickt ist, einige ebenso komische wie verstörende Szenen, so dass der Zuschauer nicht umhin kommt, sich selbst eine Meinung über unser Verhältnis zu Idiotie und Normalität in unserer bürgerlichen Gesellschaft zu bilden.
Zusammen mit Lone Scherfigs „Italienisch für Anfänger“ (2000) und Thomas Vinterbergs „Das Fest“ (1998) ist „Idioten“ jetzt in der Arthaus Close-Up-Edition „Dogma 95“ erschienen und offenbart mit der spielfilmlangen Dokumentation „Die Gedemütigten“ interessante Einblicke in die Entstehung des Films.
"Idioten" in der IMDb
In einem Restaurant beobachtet Karen, wie zwei geistig behinderte Männer verschiedene Gäste belästigen und schließlich gemeinsam mit ihrer Betreuerin des Lokals verwiesen werden. Dabei hält einer der Männer Karen bei der Hand fest, die sich bereitwillig mit nach draußen ziehen lässt und sich mit in ein Taxi setzt. Während der Fahrt erfährt sie, dass das Verhalten der Männer nur eine Show gewesen ist. Wie sich herausstellt, sind die beiden „Behinderten“ Teil einer von Stoffer geführten Wohngemeinschaft von elf Personen, die sich in einem leerstehenden Landhaus von Stoffels Onkel darum bemüht, den „inneren Idioten“ zu befreien.
In wechselnden Konstellationen übernehmen die Gemeinschaftsmitglieder den Part der Betreuer und der Behinderten, wobei jeder nach seinem Empfinden „behindert“ sein darf. Als Gruppe nimmt man an Fabrikführungen teil, fährt ins Schwimmbad und verkauft Gestecke von Tür zu Tür. Zu Stoffels Geburtstag wird auch eine Party organisiert, bei der irgendwann auch „Rudelbumsen“ auf dem Programm steht. Das scheinbar unbeschwerte Zusammenleben in der Gemeinschaft wird aber auf eine schwere Probe gestellt, als Josephine von ihrem Vater aus der Gruppe gerissen und nach Hause geholt wird. Schließlich wird ausgelost, wer aus der Gruppe seine „Behinderung“ auch im gewohnten Alltag vertreten soll. Karen, die sich immer mehr in die Gruppe einlebt, wagt schließlich auch die Rückkehr in ihre Familie …
Lars von Trier („Breaking The Waves“, „Dogville“) hat mit „Idioten“ einen Film gedreht, der mit seinen körnigen Handkamerabildern wie ein Dokumentarfilm über eine Kommune wirkt, die sich mit ihrer Ausrichtung gegen die bürgerliche Gesellschaft auflehnt und dieser allerlei Kompromisse abnötigt. Doch letztlich bleibt dieses durchaus auch zynische Spiel ein Experiment, das am Ende scheitert, weil die Mitglieder von Stoffers Gruppe wieder in den bürgerlichen Alltag zurückkehrt.
Von Trier verkürzt die Botschaft seines Films zum Glück nicht auf die platte Formel, dass die vermeintlich Gesunden eigentlich die Kranken in der Gesellschaft sind und die Kranken die eigentlich Gesunden. Stattdessen bietet der Stoff, aus dem von Triers Film gestrickt ist, einige ebenso komische wie verstörende Szenen, so dass der Zuschauer nicht umhin kommt, sich selbst eine Meinung über unser Verhältnis zu Idiotie und Normalität in unserer bürgerlichen Gesellschaft zu bilden.
Zusammen mit Lone Scherfigs „Italienisch für Anfänger“ (2000) und Thomas Vinterbergs „Das Fest“ (1998) ist „Idioten“ jetzt in der Arthaus Close-Up-Edition „Dogma 95“ erschienen und offenbart mit der spielfilmlangen Dokumentation „Die Gedemütigten“ interessante Einblicke in die Entstehung des Films.
"Idioten" in der IMDb
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