Pelle, der Eroberer

Bevor der dänische Filmemacher Bille August sich in Hollywood mit Literaturverfilmungen wie „Das Geisterhaus“ und „Les Misérables“ einen Namen machte, demonstrierte er bereits 1987 mit „Pelle, der Eroberer“ seine Fertigkeit, Literaturstoffe packend auf die Leinwand zu transportieren. Nun ist das mit dem Oscar und dem Golden Globe für den besten ausländischen Film ausgezeichnete Meisterwerk durch Koch Media erstmals auf Blu-ray erhältlich.
Um der Armut in der schwedischen Heimat zu entfliehen, zieht es den 50-jährigen Witwer Lasse Karlsson (Max von Sydow) mit seinem achtjährigen Sohn Pelle (Pelle Hvenegaard) Ende des 19. Jahrhunderts ins benachbarte Dänemark, wo sie auf Arbeit und Wohlstand hoffen. Doch da Lasse zu alt und Pelle zu jung ist, finden sie nur eine sklavenähnliche Anstellung als Knecht und Viehhirte auf dem Gutshof des herrischen Kongstrup (Axel Strøbye). Trotz der ärmlichen Verhältnisse, in denen sie leben, und der Demütigungen, denen sie durch die Einheimischen ausgesetzt sind, erhalten sich die Karlssons ihre Träume. Während sich Lasse eine neue Frau an seiner Seite wünscht, plant Pelle mit dem Knecht Erik (Björn Granath) nach Amerika auszuwandern …
Basierend auf dem ersten Roman der vier Bände umfassenden Reihe, in der der schwedische Schriftsteller Martin Andersen-Nexö von Pelles Leben erzählt, haben Regisseur August, der Schriftsteller Per Olov Enquist und Bjarne Reuter ein tiefsinniges Drehbuch verfasst, das die Grundlage für die wunderschön fotografierte, in epischer Breite erzählte Geschichte einer außergewöhnlichen Vater-Sohn-Beziehung bildet. Der durch Ingmar-Bergman-Filme wie „Das siebente Siegel“ (1957), „Wilde Erdbeeren“ (1957), „Das Gesicht“ (1958) und „Die Jungfrauenquelle“ (1960) bekannt gewordene Max von Sydow brilliert als alleinerziehender Vater, der alles dafür unternimmt, seinem Sohn ein besseres Leben zu bieten, und selbst unter widrigsten Umständen nicht den Mut verliert und Pelle darin bestärkt, an seinen Träumen festzuhalten.
Auf der anderen Seite bietet Pelle Hvenegaard, der von seiner Mutter nach den „Pelle“-Romanen benannt worden ist, eine herzergreifende Darbietung als aufgeweckter, tapferer und tatenkräftiger Junge, der sich nicht von seinem Weg abbringen lässt. Das gut zweieinhalbstündige Drama gewinnt auch durch die oft dramatischen Nebenhandlungen, so die verbotene Beziehung zwischen einem bürgerlichen jungen Mann und einer einfachen Magd oder Eriks durch einen tragischen Unfall im Keim erstickte Rebellion gegen den Gutshofbesitzer. Nicht alle Beteiligten gehen als Gewinner aus dieser entbehrungswürdigen Zeit hervor, aber der Zuschauer auf jeden Fall.
"Pelle, der Eroberer" in der IMDb

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