Larry Flynt - Die nackte Wahrheit

Der tschechische Filmemacher Milos Forman hat nach seinem Oscar-prämierten Meisterwerk „Einer flog über das Kuckucksnest“ (1975) immer wieder sehenswerte Filme abgeliefert. Nach der Verfilmung des Flower-Power-Musicals „Hair“ (1977), der Adaption von E. L. Doctorovs Roman „Ragtime“ (1981) und dem internationalen Erfolg seiner Mozart-Biografie „Amadeus“ (1984) legte er 1996 mit „Larry Flynt – Die nackte Wahrheit“ das stark gespielte Biopic des „Hustler“-Verlegers Larry Flynt vor.
Nach einer öden Kindheit in der Pampa von Kentucky zieht es Larry Flynt (Woody Harrelson) mit seinem Bruder Jimmy (Brett Harrelson) nach Cincinnati, wo er ein Striptease-Lokal eröffnet. Um Werbung für seinen mäßig besuchten Laden zu machen, veröffentlicht er ein „Mitteilungsblatt“, aus dem aber schnell mehr wird. Aus Flynts „Hustler“ wird nämlich eine ernst zu nehmende Konkurrenz für das biedere „Playboy“-Magazin, dessen Artikel Flynts Meinung nach am Publikum vorbei geschrieben sind. Stattdessen setzt er auf so provozierend viel nackte Haut und bissige Texte, dass er die religiöse Rechte auf den Plan ruft, die ihn mit Klagen wegen Verbreitung von Pornographie immer wieder vor Gericht zerrt. Zusammen mit seinem jungen Anwalt Alan Isaacman (Edward Norton) und seiner seelenverwandten Frau Althea (Courtney Love) geht Flynt aber gelassen mit diesen Anfeindungen um und avanciert schnell zum Millionär. Doch ein Attentat auf seine Person zwingt Flynt in den Rollstuhl und zur Einnahme etlicher schmerzstillender Mittel …
Obwohl Milos Forman „Larry Flynt“ als Biopic über einen echten Selfmade-Millionär mit mutigem Unternehmergeist angelegt hat, wird spätestens in der zweiten Hälfte des Films deutlich, dass es ihm um mehr geht. So wie Forman mit „Einer flog über das Kuckucksnest“ ein Zeichen gegen die institutionalisierte Autorität setzte, entwickelt sich „Larry Flynt“ zu einem leidenschaftlichen Plädoyer für die Meinungsfreiheit. Nachdem sich Forman genügend Zeit genommen hat, um Larry Flynts Aufstieg aus der Provinz zum streitbaren Erotik-Macher zu skizzieren, geraten in der zweiten Hälfte nicht nur die Gerichtsprozesse und Isaacmans flammende Monologe in den Mittelpunkt, sondern auch die Nebenwirkungen, die der Ruhm und die Anfeindungen aus dem fanatischen religiösen Lager mit sich bringen.
In dieser Phase spielen sowohl Kurt Cobains Witwe Courtney Love als auch Woody Harrelson groß auf, wenn das knapp überlebte Attentat ihr bisheriges Leben auf der Überholspur völlig aus den Fugen geraten lässt. Wie die beiden zwischen Drogenwahn und Gerichtsprozessen leidenschaftlich für ihre Sache kämpfen, ist erfrischend vielschichtig gespielt und packend inszeniert.
"Larry Flynt - Die nackte Wahrheit" in der IMDb

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