Nebraska

Mit nur wenigen Filmen hat sich der zweifach Oscar-prämierte amerikanische Drehbuchautor, Produzent und Regisseur Alexander Payne („About Schmidt“, „Sideways“) als einer der interessantesten Geschichtenerzähler in Hollywood etabliert. Sein Road-Movie „Nebraska“ wurde bei der diesjährigen Oscar-Verleihung gleich für sechs Oscars nominiert, doch auch wenn der Film letztlich keine der Trophäen gewinnen konnte, zählt das jetzt von Paramount auf DVD und Blu-ray veröffentlichte Werk definitiv zu den Filmhighlights des vergangenen Jahres.
Mit dem Brief über einen vermeintlichen Lotteriegewinn über eine Million Dollar will sich der alternde Woody Grant (Bruce Dern) zu Fuß auf den Weg von Billings in Montana nach Nebraska machen, um seinen Gewinn abzuholen. Schließlich traut er der Post nicht zu, dass sie ihm das Geld ordnungsgemäß zustellt. Da Woody nicht nur alt und starrköpfig ist, sondern auch unter Alkoholismus und den ersten Anzeichen einer Demenz leidet, haben seine Frau Kate (June Squibb) und sein Sohn David (Will Forte) haben es aufgegeben, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Deshalb nimmt sich David ein paar Tage von seinem Job als Elektronikfachverkäufer frei und nutzt die Zeit, die Fahrt mit seinem Dad zu nutzen, das eingerostete Verhältnis zwischen ihnen wieder auf Vordermann zu bringen. Der Zufall oder das Schicksal will es, dass die beiden ausgerechnet in Woodys Heimatstadt Hawthorne einen längeren Aufenthalt einlegen müssen, wo Woody trotz Davids expliziter Ermahnung von seinem Millionengewinn erzählt. Das bringt einige Neider auf den Plan, unter denen Woodys alter Freund und Geschäftspartner Ed Pegram (Stacy Keach) am deutlichsten zum Ausdruck bringt, dass er etwas von dem Kuchen abhaben will …
Der aus Nebraska stammende Alexander Payne hat bereits mit „About Schmidt“ ein außergewöhnliches Roadmovie inszeniert, das ganz auf die kauzige Hauptrolle zugeschnitten war, die so eindrucksvoll vom großen Jack Nicholson verkörpert wurde. Mit Bruce Dern („Monster“, „Django Unchained“) in der Hauptrolle des leicht wirr wirkenden Woody Grant ist Payne ein ähnlicher Glücksgriff gelungen, denn trotz meist ausdrucksloser Miene gelingt es Dern, seiner Figur eine Tiefe zu verliehen, die sich in seinen wenigen lichten Momenten zeigt, wenn er beispielsweise in seinen Erinnerungen und Träumen schwelgt oder auch mal einen trockenen Spruch von sich gibt. Durch die stark reduzierte Schwarz-Weiß-Bildsprache und den ebenso minimalistischen Akustik-Score von Mark Orton verlagert Payne den Fokus ganz auf die Geschichte, in der sich zum einen Vater und Sohn tatsächlich wieder näherkommen, in der sich aber auch die desillusionierenden Momente des Zerfalls der amerikanischen Kleinstadtkultur manifestieren.
Zum Glück durchbricht Payne diese melancholischen Grundzüge seines Films immer wieder durch sehr warmherzige komische Szenen, die „Nebraska“ zu einem sensibel erzählten, intensiv gespielten und gekonnt inszenierten Meisterwerk über familiäre Bindungen und die Kraft von Träumen machen.
"Nebraska" in der IMDb

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