Das Messer am Ufer

Bevor Tim Hunter zum Fernsehen wechselte und einzelne Folgen von unzähligen Serien wie „Hannibal“, „Dexter“, „Twin Peaks“, „Revenge“, „Lie to Me“, „The Blacklist“, „Riverdale“ und „Bosch“ inszenierte, präsentierte er nach seinen ersten Regiearbeiten „Tex“ (1982) und „Mein Freund, das Wildpferd“ (1985) mit „Das Messer am Ufer“ (1986) einen düsteres Teenager-Drama nach einer wahren Begebenheit. Es war die erste größere Rolle für den damals 22-jährigen Keanu Reeves, der heute durch die „The Matrix“- und „John Wick“-Filmreihen zu einem der prominentesten Action-Stars avanciert ist. 

Inhalt: 

Als der junge Tim (Joshua John Miller) die Puppe seiner kleinen Schwester von der Brücke aus in den Fluss wirft, entdeckt er am anderen Flussufer, wie der hünenhafte Samson (Daniel Roebuck) neben der nackten Leiche seiner Freundin Jamie hockt und laut in die Natur brüllt. Zunächst flieht Tim erschrocken, trifft Samson aber später im Supermarkt und begleitet ihn auf einen Ausflug zum neurotischen Ex-Biker und Drogendealer Feck (Dennis Hopper), um Cannabis zu kaufen. 
Auch Tims älterer Bruder Matt (Keanu Reeves) und dessen Freund Layne (Crispin Glover) fahren zu Fleck, wobei Layne unterwegs von einer Party vom Vorabend erzählt, bei der Samson und Jamie sich gestritten haben. In der Schule unterhalten sich Layne und Matt gerade mit ihren Freundinnen Clarissa (Ione Skye), Maggie (Roxana Zal) und Tony (Josh Richman), als Samson dazustößt und berichtet, er habe Jamie getötet. Die Mädchen halten Samsons Geschichte für einen Scherz, doch Samson bringt Layne und Matt zu Jamies Leiche, worauf Layne sich darauf konzentriert, das Verbrechen zu vertuschen und Jamies Leiche in den Fluss zu stoßen. Nachdem sie Polizeiautos in der Nähe von Samsons Haus bemerkt haben, fahren sie zu Fecks Haus, wo Samson sich versteckt. 
Als die Polizei auftaucht, weist Matt sie zum Fluss, wo die Cops Jamies Leiche finden, ihn dann auf dem Revier verhören und drohen, ihn im Nachhinein wegen Begünstigung der Tat anzuklagen. Währenddessen geht Tim zum Haus seines Freundes Moko (Yuzo Nishihara), um gemeinsam bei Feck eine Waffe zu holen… 

Kritik: 

Auch wenn der Mord an einer jungen Frau den Ausgangspunkt für „River’s Edge - Das Messer am Ufer“ bildet, steht die Aufklärung der Tat nicht im Mittelpunkt der auf wahren Begebenheiten beruhenden Geschichte. Der Täter sitzt schließlich noch rauchend und unbeteiligt direkt neben der Leiche, aber auch das Motiv wird nur als Streit auf einer Party kurz erwähnt. Vielmehr geht es Tim Hunter, der später noch mit „Die Helden von Fort Washington“ (1993) ein weiteres Juwel abliefern sollte, um die trostlose Darstellung einer halt- und orientierungslosen Jugendgeneration irgendwo in Oregon. Hier wachsen die Jugendlichen nahezu auf sich allein gestellt auf, ohne Perspektive, was aus ihnen mal werden soll, während ihr selbstgefälliger Lehrer Mr. Burkewaite (Jim Metzler) ihnen lautstark davon berichtet, wie er mit seinen Weggefährten in den 1960er Jahren noch auf der Straße gegen Vietnam und die gesellschaftlichen Verhältnisse protestiert haben. 
All das erreicht Matt, Layne und Co. nicht mehr. Stattdessen suchen sie die Flucht in Alkohol und Drogen, sehen sich zu drastischen Taten gezwungen, deren Konsequenzen sie nicht fürchten. Es ist diese Teilnahmslosigkeit, die „Das Messer am Ufer“ zu einem erschütternden Drama macht, das ohne echte Dramaturgie und Spannungsmomente auskommt und eindringlich das Scheitern des amerikanischen Traums thematisiert. 

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