Die Fabelmans

Mit thematisch so unterschiedlichen Blockbustern wie „Der weiße Hai“ (1975), „Jäger des verlorenen Schatzes“ (1981), „E.T. – Der Außerirdische“ (1982), „Jurassic Park“ (1993) und „Der Soldat James Ryan“ (1998) hat Steven Spielberg maßgeblich die Sehgewohnheiten des Kinopublikums beeinflusst. Mit seinem 2022 realisierten Film „Die Fabelmans“ präsentiert der 76-Jährige nicht nur eine Mischung aus Familiendrama und Coming-of-Age-Geschichte, sondern auch eine sehr autobiografisch gefärbte Liebeserklärung an das Filmemachen. 

Inhalt: 

Zunächst ängstigt sich der kleine Samuel „Sammy“ Fabelman (Mateo Zoryan) noch vor dem ersten Kinobesuch mit seinen Eltern, dem Computerentwickler Burt (Paul Dano) und der Pianistin Mitzi (Michelle Williams). Indem sie ihm sowohl die technischen Aspekte der Filmprojektion und der Wahrnehmung durch das menschliche Auge als auch die psychologische Wirkung des Films erklären, überzeugen sie Sammy schließlich, ihn in den Kinosaal zu begleiten, wo er bei der Präsentation von Cecil B. DeMilles monumentalen Zirkusfilm „Die größte Schau der Welt“ (1952) vor allem durch den Zusammenstoß zweier Transportzüge völlig paralysiert wird. Zum bevorstehenden Chanukka-Fest lässt sich Sammy eine Eisenbahn schenken und widmet jede freie Minute der wiederholten Nachstellung des Zug-Zusammenpralls. Seine Mutter schlägt ihm vor, die Szene mit der 8-mm-Kamera seines Vaters aufzunehmen, damit er den Zusammenstoß immer wieder beobachten kann, statt die Modelleisenbahn zu ruinieren. Bestärkt durch seine beiden Schwestern Alina und Natalie, die ihm als Schauspielerinnen dienen, findet Sammy zunehmend Gefallen am Filmemachen. 
Auch nach dem Umzug von New Jersey nach Arizona lässt ihn die Begeisterung für bewegte Bilder nicht los. Um mit seinen Freunden immer aufwändigere Filme zu drehen, sucht er als Jugendlicher (Gabriel LaBelle) nach einer besseren Filmausrüstung und realisiert mit seinen Pfadfinder-Kameraden Kurzfilme, dreht einen Western und 40-minütigen Kriegsfilm. Bei einem Campingausflug filmt er die Menschen seiner Familie und entwickelt zunehmend einen Blick für die Körpersprache anderer. Er erkennt, dass zwischen seiner Mutter und dem besten Freund und Arbeitskollegen seines Vaters, Bennie (Seth Rogen), eine heimliche Liebesbeziehung besteht. Sammys Onkel Boris (Judd Hirsch), der einst an der Produktion von Stummfilmen mitgearbeitet hat, erkennt in Sammy eine verwandte Seele und mahnt ihn eindringlich, dass die Liebe zur Kunst wichtiger sei als diejenige zur Familie… 

Kritik: 

Wer gerne wissen möchte, wem und was Steven Spielberg nicht nur seine Ideen (die stammen meist von anderen Drehbuchautoren), sondern vor allem sein Kunstverständnis verdankt, mit dem er Millionen von Menschen zum Träumen, Lachen, Weinen und vor Aufregung zittern lässt, darf sich „Die Fabelmans“ nicht entgehen lassen. Er erzählt von den Problemen innerhalb einer Familie, die durch die ständigen Umzüge, die den neuen Arbeitsstellen von Sammys Vater geschuldet sind, allmählich auseinanderbricht. Denn anfangs zieht Burts bester Freund und nicht ganz so innovativ denkender Kollege Benny immer mit und nimmt an allen Familienaktivitäten teil, doch sobald Sammys Vater keinen Job mehr für Benny in seiner neuen Firma besorgen kann, bricht vor allem für Mitzi eine Welt zusammen. Sie hat ohnehin damit zu kämpfen gehabt, dass sie ihre Karriere als Konzertpianistin für die Familie geopfert hat, nun ist ihr auch Benny weggenommen worden. 
Spielberg gelingt es, die drei Ebenen des Films gleichberechtigt nebeneinander und miteinander zu verknüpfen, das Heranwachsen seines Alter Egos Sammy, dessen Faible für das Filmemachen und das Drama um eine warmherzige, doch nicht ganz unproblematische Familie. Mit dem Hintergrund dieser Geschichte lassen sich Spielbergs noch so unpersönlichen Filme dann doch wiederum als sehr persönliche Filme verstehen. 

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