Speak No Evil (2024)

Dass skandinavischer Horror auch für Hollywood-Remakes gut ist, bewies bereits Ole Bornedals „Nightwatch – Nachtwache“ aus dem Jahr 1994, den der Däne drei Jahre später selbst mit Ewan McGregor in der Hauptrolle für Hollywood neu verfilmte. Nun darf sich auch der ebenfalls aus Dänemark stammende Psychoschocker „Speak No Evil“ (2022) einer aufgepeppten Hollywood-Variante erfreuen, der sich Genre-Spezi James Watkins („Eden Lake“, „Bastille Day“) mit James McAvoy in der Hauptrolle angenommen hat. 

Inhalt: 

Beim Familienurlaub in Italien lernen die Amerikaner Ben (Scoot McNairy), Louise (Mackenzie Davis) sowie ihre Tochter Agnes (Alix West Lefler) ein sympathisches britisches Paar und ihren Sohn kennen. Paddy (James McAvoy) und Ciara (Aisling Franciosi) kümmern sich nicht nur um ihren wegen einer verkürzten Zunge sprachgestörten und kontaktscheuen Sohn Ant (Dan Hough), sondern bewahren Ben und Louise auch davor, ein weiteres Mal mit einer langweiligen dänischen Familie gemeinsam dinieren zu müssen. Als Paddy und Ciara die gerade erst nach London gezogenen Amerikaner einladen, mal ein Wochenende bei ihnen im malerischen Südwesten Englands zu verbringen, sagen die höflichen Amis erst einmal zu. 
Da Ben momentan auf Jobsuche ist und Louise frustriert, weil sie ihr ganzes Leben auf die Bedürfnisse ihres Mannes abgestimmt hat und selbst zu kurz zu kommen meint, scheint ein Wochenend-Trip tatsächlich geeignet, für bessere Stimmung in der Ehe zu sorgen. Nach einer stundenlangen Fahrt und einem herzlichen Empfang auf dem abgelegenen Anwesen auf dem Land führen aber einige Begebenheiten dazu, dass vor allem Louise vorzeitig abreisen will. Vor allem Paddys jähzorniges Auftreten sorgt für Verstimmung zwischen den Gästen. Doch Paddy und Ciara gelingt es immer wieder, die Wogen zu glätten. Währenddessen versucht Ant, der ebenfalls zurückhaltenden Agnes ein dunkles Geheimnis zu enthüllen… 

Kritik: 

Mit den malerischen Bildern einer idyllisch gelegenen italienischen Kleinstadt sorgen Regisseur James Watkins und Kameramann Tim Maurice-Jones („Die Frau in Schwarz“, „Kick-Ass“) für eine einladende Stimmung, in der sich ein angespanntes, zugeknöpftes amerikanisches Paar mit einem fröhlichen, kontaktfreudigen englischen Paar anfreundet. Watkins braucht nicht viele Bilder und Szenen, um die unterschiedlichen Charaktere und Stimmungen einzufangen, und die große Hoffnung des arbeitslosen Ben und der ebenfalls unglücklichen Louise während des Wochenendtrips auf dem Land besteht eben darin, etwas Abstand zu den eigenen Problemen zu gewinnen. 
Für eine Blumhouse-Produktion präsentiert sich „Speak No Evil“ psychologisch ungewöhnlich ausgereift. Während Paddy und seine Frau bei aller Freundlichkeit etwas schräg wirken, kommen Ben und Louise wie ganz gewöhnliche amerikanische Mittelschichts-Familie rüber, die ihren Gastgebern auch in unangemessenen Situationen nicht allzu kritisch gegenüber reagieren wollen. Aus diesem krampfhaften Aufrechterhalten der gutbürgerlichen Fassade und der guten Manieren entwickelt sich schließlich der eigentliche Horror. 
Am Ende driftet das Remake zwar zu sehr in Survival-Horror-Gefilde ab, doch ist es vor allem den guten Darstellern – allen voran James McAvoy („Split“, „Glass“) in einer herrlich psychotischen Rolle – zu verdanken, dass „Speak No Evil“ bis zum – leider – sehr vorhersehbaren Finale kurzweilig unterhält. 

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