Ein kriminelles Paar

Mit erotisch aufgeladenen Dramen wie dem Remake des Klassikers „Swimming Pool“, „8 Frauen“ oder „Jung und schön“ avancierte der französische Filmemacher François Ozon zum Liebling des europäischen Arthouse-Kinos, was das Interesse an seinen Frühwerken erwachen ließ. Nach seinem Langfilm-Debüt mit der schwarzen Familienkomödie „Sitcom“ (1998) legte er mit „Ein kriminelles Paar“ (1999) eine eigenwillige Variante von Grimms Märchen „Hänsel und Gretel“ vor. 

Inhalt: 

Als die aufreizende Alice (Natacha Régnier) mit ihrem eher zurückhaltenden Mitschüler Luc (Jérémie Renier) zusammenkommt, erzählt sie ihm, dass sie seine Hilfe brauche, um jemanden umzubringen. Ihr Klassenkamerad Saïd (Salim Kechiouche) habe sie nämlich mit mehreren anderen Jungs vergewaltigt. Luc ist ihr so bedingungslos ergeben, dass er sich schließlich dazu überreden lässt, nachdem er beobachtete, wie Alice den schulbekannten Mädchenheld Saïd innig geküsst hat. 
Während Alice Saïd vorgeblich in der Dusche verführt, ersticht Luc seinen Widersacher mit mehreren brutalen Messerstichen. Später reinigen die beiden den Tatort, wickeln die Leiche in ein Tuch und fahren sie mit dem Auto in einen entlegenen Wald. 
Als sie die Leiche vergraben, werden sie jedoch unbemerkt beobachtet und verlaufen sich auf dem Rückweg zum Auto. Luc entdeckt eine Hütte, und obwohl er beobachtet, wie sich dort ein Mann in einer Wanne wäschst, erzählt er Alice von einer angeblich leeren Hütte, in der sie sich mit Lebensmitteln versorgen können. Dabei werden sie jedoch von dem Bewohner (Predrag „Miki“ Manojlovic) der Hütte mit einem Gewehr in den Händen überrascht und in den Keller gesperrt, wo sie die ausgegrabene Leiche von Saïd vorfinden. Der Mann holt Luc schließlich nach oben, versucht ihn zu mästen und zu verführen, während er Alice im Kellerloch keine Beachtung schenkt. Luc ist diese Situation weit weniger unangenehm als erwartet… 

Kritik: 

François Ozon nimmt sich viel Zeit, die vertrackte Dreiecksbeziehung zwischen Alice und ihren beiden unterschiedlichen Verehrern zu schildern. Dabei arbeitet er geschickt mit Rückblenden, die zum einen aufzeigen, wie manipulativ Alice in ihrem Unterfangen vorgeht, Luc für ihre perfiden Zwecke einzuspannen, zum anderen aber auch Lucs latent homosexuellen Neigungen anzudeuten. 
Der ebenso kaltblütige wie in der Ausführung manische Mord an Saïd wirkt wie eine befreiende Splatter-Orgie, auf die allerdings eine kühl durchgeführte Entsorgung folgt, die in ein verschrobenes Backwood-Horror-Drama mündet, bei dem die von Hörigkeit bestimmte Beziehung zwischen Alice und Luc neu definiert wird. Auch wenn die Story an sich starker Tobak ist, arbeitet Ozon doch geschickt und provozierend die Themen von sexueller Identität und Abhängigkeit in verschiedenen Formen heraus. 

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