Verraten

Der griechische Filmemacher Costa-Gavras hat sich mit Thrillern wie „Z: Anatomie eines politischen Mordes“ (1969), „Das Geständnis“ (1970) und „Vermisst“ (1982) als couragierter Filmemacher mit politisch klaren Stellungsnahmen etabliert. 1988 inszenierte er nach einem Drehbuch von Hollywoods Enfant terrible Joe Eszterhas („Basic Instinct“, „Showgirls“) mit „Verraten“ einen fast schon zahmen Thriller, der sich als Gratwanderung zwischen Thriller, Milieustudie und Liebesdrama präsentiert. 

Inhalt: 

Irgendwo im amerikanischen Mittelwesten lernt die Mähdrescherfahrerin Katie Phillips (Debra Winger) den Farmer und Vietnam-Veteranen Gary Simmons (Tom Berenger) kennen und lässt sich in der Bar mit ihm auf eine Einladung zum Tanzen ein. Kaum haben sich die auf eine Beziehung eingelassen, nimmt Gary die arglose Katie zur Jagd mit. Zunächst wundert sie sich, welches Tier denn nachts gejagt werden solle, am Treffpunkt muss sie zu ihrem Entsetzen jedoch mitansehen, dass Gary und seine Freunde einen Schwarzen entführt haben, den sie bei einer Menschenjagd zu Tode hetzen. 
Gary ahnt nicht, dass seine geliebte Katie eigentlich Catherine Weaver heißt und für das FBI gegen rechtsradikale Extremisten ermittelt, die erst kürzlich in Chicago den jüdische Radiomoderator Sam Kraus ermordet haben. Weaver muss sich bei dem Gespräch mit ihrem Vorgesetzten Michael Carnes (John Heard) eingestehen, dass sie sich in Simmons vollkommen geirrt hat. Catherine soll jedoch weiter ermitteln, um den Mord nachzuweisen und weitere Tätigkeiten aufzudecken. 
Sie kehrt zu Simmons zurück, doch wird die Beschattung für Weaver wegen ihrer Gefühle für Simmons und des erzwungenen Mitwirkens bei seinen Taten zur Tortur. Weaver erhält einen Einblick in die Gedankenwelt der rechten Szene und nimmt an einigen geheimen Treffen teil. Sie wird Zeugin, wie die Kinder mit rassistischen, antisemitischen und nationalsozialistischen Parolen indoktriniert werden und diese, ohne zu hinterfragen, verinnerlichen. Bei einem Geheimtreffen in Montana trifft sie auf Neonazis, Mitglieder des Ku-Klux-Klans und christliche Extremisten. Schließlich soll sie an einem Bankraub der Gruppe mitmachen… 

Kritik: 

Costa-Gavras erweist sich auch mit „Verraten“ als geschickter Geschichtenerzähler. Minutenlang lässt er zu Beginn den umstrittenen jüdischen Radiomoderator Sam Kraus mit Anrufern von fundamentalistischen Christen, Rechtsextremisten, Antisemiten, Separatisten und Holocaustleugnern diskutieren, wobei dieser aus seiner Verachtung für diese Menschen keinen Hehl macht, dennoch hält er Diskussionen zu diesen Themen in einer Demokratie für notwendig. Dass er diese Einstellung mit dem Tod bezahlen muss, ist in diesen Zeiten offensichtlich Berufsrisiko, denn wie die undercover ermittelnde FBI-Beamtin Catherine Weaver von ihrem Geliebten erfährt, verfügt sein breit über das ganze Land gestreute Netzwerk über eine ganze Liste mit Namen, die für weitere Attentate passende Kandidaten wären. 
Costa-Gavras und seine weibliche Protagonistin tauchen tief ein in den Kosmos der White Supremacy, doch legt der Filmemacher auch viel Wert auf das Dilemma, in dem sich Catherine Weaver alias Kate Phillips befindet. Sie fühlt sich nämlich hin- und hergerissen zwischen ihrer echten Liebe zu dem verwitweten Familienvater, der neben seiner Fürsorge für seine Kinder und Mutter aber auch eine menschenverachtende, gewalttätige Seite in sich hat, die sie im Auftrag des FBI auszuschalten hat. 
Das FBI wiederum setzt sie immer wieder großen Risiken aus, die Catherines Tarnung gefährden. Während Catherines Gefühlswelt durch die großartig aufspielende Debra Winger („Die schwarze Witwe“, „Zeit der Zärtlichkeit“) sehr gut herausgearbeitet wird, funktioniert die Verbindung zwischen politischem Thriller und Liebesdrama nicht so überzeugend, was „Verraten“ zu einem schwächeren, aber durchaus sehenswerten Werk von Costa-Gavras macht. 

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