Fata Morgana
Zwar hat der spätere Arthouse-Star Werner Herzog („Cobra Verde“, „Fitzcarraldo“, „Herz aus Glas“) schon zu Beginn seiner Karriere Spielfilme gedreht wie „Lebenszeichen“ (1968) und „Auch Zwerge haben klein angefangen“ (1970), doch seine Passion galt zunächst – und immer mal wieder – vor allem dem Dokumentarfilm. Eines der eigenwilligsten, aber auch schönsten Werke präsentierte Herzog 1971 mit „Fata Morgana“.
Bereits Ende der 60er Jahre spielte Werner Herzog mit dem Gedanken, eine Science-Fiction-Geschichte um fremde Wesen von einem fernen Planeten aus dem Andromeda-Nebel zu inszenieren, die die Erde bereisen, mit ihren Augen betrachten und allerlei Fremdes stoßen würden. Während Herzog für über ein Jahr mit seinem vierköpfigen Kamerateam von Nordafrika durch die Sahara und Sahelzone, entlang der afrikanischen Westküste bis nach Kamerun. Herzog war auf der Suche nach Bildern, die die Menschen noch nicht gesehen haben; eine Geschichte hatte er dabei nicht im Kopf, der Science-Fiction-Ansatz wurde gänzlich verworfen.
Stattdessen diente das „Popol Vuh“, der Schöpfungsmythos der Quiché-Maya aus Guatemala, zumindest für den ersten Abschnitt des Films, als Inspiration und Begleitung, wird der Text doch von der Filmhistorikerin und Herzog-Mentorin Lotte Eisner rezitiert. Doch entfalten die drei Kapitel „Die Schöpfung“, „Das Paradies“ und „Das goldene Zeitalter“ nicht einfach eine kryptisch anmutende Schöpfungsgeschichte, sondern fangen vor allem die besondere Atmosphäre in den Wüstenregionen ein, wobei der kongenial zusammengestellte Soundtrack mit Stücken von Mozart, Leonard Cohen, Third Ear Band und Blind Faith genau die fiebrige Wirkung entfaltet, die Herzog am Ende beim Schneiden vorschwebte.
Die Szenen, in denen ein Berliner Hobby-Zoologe von seiner Suche nach Waranen erzählt, ein Schweizer in seinem Pool auf Lanzarote Riesenschildkröten hält und ein bizarres Live-Duo sich in einem Bordell auf Lanzarote präsentiert, muten fast schon surreal an und machen „Fata Morgana“ zu einem skurrilen Leckerbissen, der jedoch kaum von Mainstream-Kinogängern goutiert werden dürfte. Doch sehenswert ist dieses Werk auf jeden Fall.
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