Das Wunderkind Tate

Seit ihrem Durchbruch in Martin Scorseses „Taxi Driver“ (1976) hat die damals 13-jährige Schauspielerin Jodie Foster konsequent an ihrer Hollywood-Karriere gearbeitet, über „Das Hotel New Hampshire“, „Pinguine in der Bronx“ und „Angeklagt“ den Weg nach oben eingeschlagen und für ihre Rolle der Clarice Starling in „Das Schweigen der Lämmer“ (1991) ihren zweiten Oscar als beste Hauptdarstellerin in Empfang nehmen dürfen. 1991 debütierte Foster auch als Regisseurin des einfühlsamen Dramas „Das Wunderkind Tate“.
Als ihr kleiner Sohn Fred mit dem Sprechen anfängt, stellt die Kellnerin und alleinerziehende Mutter Dede Tate (Jodie Foster) fest, dass ihr Kind hochbegabt sein muss, denn als er einen Teller in die Hand nimmt und immer wieder „Koffer“ sagt, versucht sie ihn zu verbessern, bis sie feststellt, dass auf der Rückseite des Tellers der Schriftzug des Herstellers Koffer steht. In der Schule findet der siebenjährige Fred (Adam Hann-Byrd) allerdings nur schwer Anschluss. Sein größtes Idol ist ein allseits beliebter Junge, der auch die Mannschaften zum Spielen zusammensetzt. Als die Kinderpsychologin Dr. Jane Grierson (Dianne Wiest) auf den besonders künstlerisch und mathematisch begabten Fred aufmerksam wird, will sie ihn in ihrem Förderprogramm für hochbegabte Kinder aufnehmen, doch Dede hat eigene Vorstellungen von der Zukunft ihres Sohnes. Erst als sie jedoch merkt, wie Fred im Rahmen des Programms „Odyssey of the Mind“ aufblüht und die Anerkennung erhält, die er unter seinen Mitschülern so schmerzlich vermisst, entlässt sie ihn in die Obhut der Wissenschaftlerin …
Für ihr Spielfilmdebüt als Regisseurin (zuvor hat sie eine Episode aus der Fernsehserie „Geschichten aus der Schattenwelt“ inszeniert) hat sich Jodie Foster eines Themas angenommen, das ihr selbst nicht ganz unbekannt sein dürfte, denn seit ihrem siebten Lebensjahr war sie in unzähligen Fernseh-Serien und -Filmen zu sehen, erhielt schon als Dreizehnjährige ihre erste Oscar-Nominierung für die Darstellung einer kindlichen Prostituierten in Martin Scorseses „Taxi Driver“.
Nach dem Drehbuch von Scott Frank („Out of Sight“, „Minority Report“) hat Foster eine einfühlsame Geschichte darüber inszeniert, wie einsam sich ein Wunderkind aufgrund seiner außergewöhnlichen Begabungen fühlen kann. Das kann dazu führen, dass sich ein Junge wie Fred ganz in sich zurückzieht und im Stillen seinen Begabungen wie Klavierspielen und Malen nachgeht, aber als Kontrast dazu wurde mit dem Mathe-Genie Eddie (Harry Connick Jr.) ein arroganter, selbstsüchtiger Teenager eingeführt, der seine Angst vor Isolation hinter besonders aggressivem Verhalten verbirgt. Adam Hann-Byrd („Jumanji“, „Der Eissturm“) spielt den rundherum sympathischen, verletzlich wirkenden Fred absolut überzeugend und verkörpert auch die Zerrissenheit in der Gunst um die Zuneigung seiner Mutter einerseits und seiner Förderin andererseits auf emotional berührende Weise.
Besonders gelungen ist auch die Art und Weise, wie Foster die Auseinandersetzung der beiden so unterschiedlichen Frauen thematisiert, die jeweils eigene Wege verfolgen, um das Beste für Fred zu erreichen. Am Ende stellen sowohl die einfache Angestellte als auch die besonders strukturierte Wissenschaftlerin zum Glück fest, dass es beider Qualitäten bedarf, der mütterlichen Fürsorge ebenso wie der wissenschaftlichen Förderung, um Fred im Leben voranzubringen. Diese Botschaft zu vermitteln, ist Jodie Foster in ihrem Regiedebüt auf besonders einfühlsame Weise gelungen.
"Das Wunderkind Tate" in der IMDb

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