Sklavin des Herzens
Nach den vier Filmen, die Alfred Hitchcock in Hollywood für Produzent David O. Selznick realisiert hat („Rebecca“, „Ich kämpfe um dich“, „Berüchtigt“, „Der Fall Paradin“), gründete er mit Transatlantic Pictures seine eigene Produktionsgesellschaft, doch nach dem vielversprechenden Auftakt mit der Krimi-Komödie „Cocktail für eine Leiche“ (1948) erlitt Hitchcock mit seinem nächsten Film, dem Melodrama „Sklavin des Herzens“ (1949), einen Flop, der erst später durch die Filmemacher der Nouvelle Vague aufgewertet worden ist.
Als der Ire Charles Adare (Michael Wilding) im Jahr 1831 nach Australien auswandert, um mit Unterstützung seines Onkels (Cecil Parker), der dort als Gouverneur für Recht und Ordnung zuständig ist, sein Glück zu versuchen. In der Bank lernt er den wohlhabenden Geschäftsmann Samson Flusky (Joseph Cotten) kennen, der ebenfalls aus Irland stammt, aber dort nach einem Totschlag nach Australien in eine Strafkolonie verbannt worden ist.
Seine Frau Lady Henrietta (Ingrid Bergman) lernt Charles kurz während eines Dinners in Sams herrschaftlichen Villa kennen. Da sie eine alte Freundin von Charles‘ Schwester ist, erhofft sich Sam von der Gesellschaft des jungen Mannes eine Verbesserung von Henriettas Gemütszustand. Wie Charles später erfährt, hat sich Sam als Stalljunge damals in seine schöne Herrin Henrietta verliebt, sie unter Protest von Henriettas Familie geheiratet und schließlich Henriettas Bruder erschossen, wofür er das Straflager nach Australien deportiert worden ist.
Henrietta ist ihm damals nachgereist und hat auf die Entlassung ihres Mannes gewartet, doch war die Beziehung anschließend nicht mehr dieselbe. Mittlerweile hat Henrietta all ihren Lebensmut verloren und ist zu einer unberechenbaren, schwermütigen Alkoholikerin geworden. Doch unter Charles‘ fürsorglicher Anleitung blüht Henrietta wieder auf und übernimmt mehr Verantwortung im Haus – sehr zum Missfallen der intriganten Milly (Margaret Leighton), für die die Herrin des Hauses ein Hindernis ihrer eigenen heimlichen Liebe zu Sam darstellt. Um Henrietta loszuwerden, sät sie nicht nur Misstrauen bei Sam gegenüber Charles, der immer mehr Zeit mit Henrietta verbringt, sondern versucht auch noch, ihre Konkurrentin zu vergiften …
Wie sehr Alfred Hitchcock bemüht gewesen ist, sich nicht auf das Thriller-Genre festlegen zu lassen, für das er so brillante Meisterwerke wie „Psycho“, „Marnie“, „Vertigo – Aus dem Reich der Toten“ und „Der unsichtbare Dritte“ schuf und das ihm die Bezeichnung „Master of Suspense“ einbrachte, ist nach seinen mehr oder weniger gelungenen Fingerübungen in seiner britischen Heimat auch zu Beginn seiner Hollywood-Karriere zu beobachten gewesen.
Mit seinem zweiten Farbfilm nach „Cocktail für eine Leiche“ (1948) schuf Hitchcock ein Melodram, das auf einem Roman von Helen Simpson basiert und an frühere Filme wie „Riff-Piraten“ (1939), „Rebecca“ (1940) und „Verdacht“ (1941) anknüpft. Ähnlich wie in „Riff-Piraten“, wo eine Nichte den Status quo einer Bande von Schiffs-Plünderern aufbricht, sorgt in „Sklavin des Herzens“ der Neffe für die Aufdeckung einer unheilvollen Verknüpfung von Schuld und Sühne, deren dramatische Ausmaßen vor allem im letzten Viertel des Films zum Ausdruck kommen. Bis dahin fängt Hitchcock mit langen Kameraeinstellungen vor allem die unterschiedlichen Gemütszustände seiner Figuren ein, wobei er immer wieder geschickt die zunehmende Außenseiterrolle von Sam Flusky, aber auch die Isolation seiner Frau betont.
Und ähnlich wie in „Rebecca“ wird die ohnehin schwierige Beziehung zwischen Sam und Henrietta durch eine hinterhältige Haushälterin zusätzlich belastet. Zum Ende hin spielt Hitchcock aber doch noch ein Spannungsmoment aus, wenn er Charles die Rolle des Richters über das Schicksal von Sam und Henrietta übernehmen lässt.
Auch wenn das fast zweistündige Drama die eine oder andere Länge aufweist und das Drehbuch stellenweise recht oberflächlich wirkt, sorgen die gut ausgewählten, überzeugend agierenden Darsteller, die gediegene Kameraarbeit von Jack Cardiff (der 2001 den Ehren-Oscar als „Master of Light and Colour“ erhielt) sowie die geschickt nach und nach enthüllte Wahrheit über die tragischen Umstände der Flusky-Ehe für ein letztlich unterhaltsames Melodram, das zwar den frühen Untergang für Transatlantic Pictures bedeutete, aber Hitchcock den Weg für eine neue Produktionsfirma und Filme eröffnete, die ganz nach seinen Vorstellungen realisiert werden sollten.
"Sklavin des Herzens" in der IMDb
Als der Ire Charles Adare (Michael Wilding) im Jahr 1831 nach Australien auswandert, um mit Unterstützung seines Onkels (Cecil Parker), der dort als Gouverneur für Recht und Ordnung zuständig ist, sein Glück zu versuchen. In der Bank lernt er den wohlhabenden Geschäftsmann Samson Flusky (Joseph Cotten) kennen, der ebenfalls aus Irland stammt, aber dort nach einem Totschlag nach Australien in eine Strafkolonie verbannt worden ist.
Seine Frau Lady Henrietta (Ingrid Bergman) lernt Charles kurz während eines Dinners in Sams herrschaftlichen Villa kennen. Da sie eine alte Freundin von Charles‘ Schwester ist, erhofft sich Sam von der Gesellschaft des jungen Mannes eine Verbesserung von Henriettas Gemütszustand. Wie Charles später erfährt, hat sich Sam als Stalljunge damals in seine schöne Herrin Henrietta verliebt, sie unter Protest von Henriettas Familie geheiratet und schließlich Henriettas Bruder erschossen, wofür er das Straflager nach Australien deportiert worden ist.
Henrietta ist ihm damals nachgereist und hat auf die Entlassung ihres Mannes gewartet, doch war die Beziehung anschließend nicht mehr dieselbe. Mittlerweile hat Henrietta all ihren Lebensmut verloren und ist zu einer unberechenbaren, schwermütigen Alkoholikerin geworden. Doch unter Charles‘ fürsorglicher Anleitung blüht Henrietta wieder auf und übernimmt mehr Verantwortung im Haus – sehr zum Missfallen der intriganten Milly (Margaret Leighton), für die die Herrin des Hauses ein Hindernis ihrer eigenen heimlichen Liebe zu Sam darstellt. Um Henrietta loszuwerden, sät sie nicht nur Misstrauen bei Sam gegenüber Charles, der immer mehr Zeit mit Henrietta verbringt, sondern versucht auch noch, ihre Konkurrentin zu vergiften …
Wie sehr Alfred Hitchcock bemüht gewesen ist, sich nicht auf das Thriller-Genre festlegen zu lassen, für das er so brillante Meisterwerke wie „Psycho“, „Marnie“, „Vertigo – Aus dem Reich der Toten“ und „Der unsichtbare Dritte“ schuf und das ihm die Bezeichnung „Master of Suspense“ einbrachte, ist nach seinen mehr oder weniger gelungenen Fingerübungen in seiner britischen Heimat auch zu Beginn seiner Hollywood-Karriere zu beobachten gewesen.
Mit seinem zweiten Farbfilm nach „Cocktail für eine Leiche“ (1948) schuf Hitchcock ein Melodram, das auf einem Roman von Helen Simpson basiert und an frühere Filme wie „Riff-Piraten“ (1939), „Rebecca“ (1940) und „Verdacht“ (1941) anknüpft. Ähnlich wie in „Riff-Piraten“, wo eine Nichte den Status quo einer Bande von Schiffs-Plünderern aufbricht, sorgt in „Sklavin des Herzens“ der Neffe für die Aufdeckung einer unheilvollen Verknüpfung von Schuld und Sühne, deren dramatische Ausmaßen vor allem im letzten Viertel des Films zum Ausdruck kommen. Bis dahin fängt Hitchcock mit langen Kameraeinstellungen vor allem die unterschiedlichen Gemütszustände seiner Figuren ein, wobei er immer wieder geschickt die zunehmende Außenseiterrolle von Sam Flusky, aber auch die Isolation seiner Frau betont.
Und ähnlich wie in „Rebecca“ wird die ohnehin schwierige Beziehung zwischen Sam und Henrietta durch eine hinterhältige Haushälterin zusätzlich belastet. Zum Ende hin spielt Hitchcock aber doch noch ein Spannungsmoment aus, wenn er Charles die Rolle des Richters über das Schicksal von Sam und Henrietta übernehmen lässt.
Auch wenn das fast zweistündige Drama die eine oder andere Länge aufweist und das Drehbuch stellenweise recht oberflächlich wirkt, sorgen die gut ausgewählten, überzeugend agierenden Darsteller, die gediegene Kameraarbeit von Jack Cardiff (der 2001 den Ehren-Oscar als „Master of Light and Colour“ erhielt) sowie die geschickt nach und nach enthüllte Wahrheit über die tragischen Umstände der Flusky-Ehe für ein letztlich unterhaltsames Melodram, das zwar den frühen Untergang für Transatlantic Pictures bedeutete, aber Hitchcock den Weg für eine neue Produktionsfirma und Filme eröffnete, die ganz nach seinen Vorstellungen realisiert werden sollten.
"Sklavin des Herzens" in der IMDb
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