Chocolat

Lasse Hallström begann seine Filmkarriere mit dem Inszenieren von Musikvideos der schwedischen Pop-Gruppe ABBA, setzte den Pop-Giganten auch mit dem Film „ABBA – Der Film“ (1977) auch ein filmisches Denkmal und erregte mit seinen Filmen „Mein Leben als Hund“ (1985) und den beiden Astrid-Lindgren-Verfilmungen „Wir Kinder aus Bullerbü“ und „Neues von uns Kindern aus Bullerbü“ (beide 1986) internationale Anerkennung. Sein Hollywood-Debüt lieferte er mit der Komödie „Ein charmantes Ekel“ (1991) ab, der Durchbruch gelang ihm mit „Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa“ (1993) und der zweifach Oscar-prämierten Bestseller-Verfilmung von John Irvings „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ (1999). Auf die Oscars schielte sicherlich auch Hallströms nachfolgende Literaturverfilmung, Joanne Harris‘ „Chocolat“, mit Juliette Binoche, Hallströms Ehefrau Lena Olin, Alfred Molina – und Johnny Depp in den Hauptrollen. 

Inhalt: 

Die alleinerziehende Vianne (Juliette Binoche) eröffnet 1960 im französischen, verschlafenen Städtchen Lansquenet-sous-Tannes ausgerechnet in der Fastenzeit in der leerstehenden Pâtisserie eine Chocolaterie. Während Vianne und ihre kleine Tochter Anouk (Victoire Thivisol) mit ihrer herzlichen, hilfsbereiten und vergnügten Art schnell die Herzen der zunächst noch skeptischen Bevölkerung erobert, setzt der konservative Bürgermeister Comte de Reynaud (Alfred Molina) alles daran, die sinnliche Verführerin aus dem Ort zu vertreiben. 
Dem bigotten Sittenwächter, der nicht wahrhaben will, dass seine Frau ihn verlassen hat, missfällt nicht nur die Tatsache, dass Vianne keine Kirchgängerin ist, sondern auch ein uneheliches Kind hat. Die alleinlebende, unter Diabetes leidende Armande (Judi Dench), die sich mit ihrer verwitweten Tochter Caroline (Carrie-Anne Moss) überworfen hat und daher ihren Enkel Luc (Aurelien Parent Koenig) nicht sehen darf, zählt schnell zu den Stammgästen von Vianne, die mit dem Nordwind von Stadt zu Stadt zieht und sich dabei von ihrer verstorbenen Mutter Chiza leiten lässt, die einst als Nomadin in Mexiko gelebt und ihrer Tochter die Geheimnisse der Schokoladenzubereitung anvertraut hat. 
Als Vianne der von ihrem Ehemann Serge (Peter Stormare) misshandelte Kleptomanin Joséphine (Lena Olin) Zuflucht gewährt und sie als Gehilfin in ihrem Geschäft anstellt, zieht sich die Schöpferin feinster Schokoladen weiteren Unmut im Ort zu. Schließlich freundet sich Vianne auch noch mit dem charismatischen Roux (Johnny Depp) an, der mit seinen Leuten auf einem Boot am Flussufer angelegt hat. Während der Comte de Reynaud eine Kampagne zum „Boykott gegen die Unmoral“ startet, richtet Vianne den 70. Geburtstag von Armande aus… 

Kritik: 

Lasse Halmström ist mit „Chocolat… ein kleiner Biss genügt!“ eine märchenhafte Fabel über menschliche Schwächen, die Macht der Verführung, aber auch über Vergebung und Toleranz gelungen. Dabei verleiht bereits die Eröffnungssequenz mit der Geschichte über den Nordwind dem Film einen zauberhaften Charakter, der mit dem Auftritt der zuvorkommend lächelnden Juliette Binoche („Der englische Patient“, „Zwischen den Zeilen“) als Chocolaterie-Inhaberin mit dem Gespür für die Lieblingspralinen ihrer Kunden verfestigt wird. Natürlich ist der Verlauf und Ausgang der Geschichte mehr als vorhersehbar, natürlich verführt Vianne mit ihrer Schokoladenkunst auch ihren schärfsten Kritiker, natürlich stehen einige Versöhnungen auf dem Programm, aber die leichtfüßige Art und Weise, mit der Hallström die Irrungen und Wirrungen der verhärmten, gewalttätigen, verunsicherten, aber auch zartfühlenden, liebenswürdigen, schrulligen und hoffnungsvollen Bewohnern der kleinen französischen Ortschaft zum Leben erweckt, entbehrt nicht eines gewissen Charmes, der durch die großartige Darsteller-Riege veredelt wird. 
Dabei überzeugt Binoche ebenso wie Lena Olin („Die neun Pforten“, „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“) als misshandelte Kleptomanin, die durch Vianne wieder Selbstbewusstsein, Attraktivität und Stärke gewinnt, Judi Dench („Philomena“, „James Bond 007 – Skyfall“) als von ihrer Tochter verstoßene Alte, die in der Chocolaterie zumindest ihrem Enkel wieder näherkommt, aber auch Alfred Molina als bigotter Bürgermeister, der sogar dem jungen Pfarrer die Predigten korrigiert. 
Johnny Depp („Fluch der Karibik“, „Donnie Brasco“) verkörpert als Zigeuner zwar nur eine Nebenrolle, geht aber in seiner musikalischen Rolle voll auf. Das ist zwar alles sehr oberflächlich und vorhersehbar thematisiert, aber wunderbar von Roger Pratt („12 Monkeys“, „Mary Shelleys Frankenstein“) fotografiert, von Rachel Portman einfühlsam musikalisch untermalt und vor allem von allen Beteiligten großartig gespielt.  

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