Rain Man

Seit seinem Regiedebüt „American Diner“ (1982) mit aufstrebenden Jung-Stars wie Mickey Rourke, Steve Guttenberg, Ellen Barkin und Kevin Bacon hat der US-amerikanische Filmemacher Barry Levinson von der Kritik gefeierte Filme wie das Sportlerdrama „Der Unbeugsame“ (1984), das Mystery-Abenteuer „Das Geheimnis des verborgenen Tempels“ (1985) und das komödiantische Drama „Good Morning, Vietnam“ (1987) inszeniert. Sein Meisterstück präsentierte Levinson jedoch mit dem vierfach Oscar-prämierten Drama „Rain Man“ (1988) mit Dustin Hoffman und Tom Cruise in den Hauptrollen. 

Inhalt: 

Der selbstverliebte und karrierefixierte Charlie Babbitt (Tom Cruise) verdient in Los Angeles seinen Lebensunterhalt mit dem Import italienischer Sportwagen, doch als seine Wagen den Umweltanforderungen nicht genügen, befürchtet er, einen Kredit über 80.000 Dollar nicht bedienen zu können. Seinen Kunden verheimlicht er nicht nur dieses Problem, sondern hält sie mit Lügen bewusst hin, um dann mit seiner Freundin Susanna (Valeria Golino) einen Wochenendtrip zu verbringen. 
Unterwegs erhält Charlie jedoch die Nachricht vom Tod seines Vaters, zu dem der Kontakt vor Jahren abgebrochen war. Auf dem Weg nach Cincinnati, wo die Beisetzung von Sanford Babbitt stattfinden soll, erzählt Charlie Susanna, wie er im Alter von sechzehn Jahren den Wagen des Vaters, einen 1949er Buick Roadmaster Serie 70 Cabriolet, trotz Verbots genommen hatte, um mit seinen Freunden nach einer bestandenen Abschlussprüfung ein paar Runden zu drehen, worauf sein Vater den Buick als gestohlen meldete und Charlie zwei Tage in der Arrestzelle der Polizei sitzenließ. Charlie verließ daraufhin sein Elternhaus und brach jeglichen Kontakt ab. Während Charlie seiner Freundin gegenüber endlich wie von ihr gewünscht etwas auftaut, erzählt er ihr auch vom Rain Man, den er sich als kleiner Junge ausgedacht hatte und der für ihn sang, wenn Charlie Beistand benötigte. 
Bei der Testamentseröffnung erfährt Charlie, dass er lediglich die Rosen seines Vaters sowie den 49er Buick abbekommt, während die übrige Erbmasse in Höhe von drei Millionen Dollar treuhänderisch von Dr. Bruner (Gerald R. Molen), einem alten Freund des Vaters, verwaltet werden. Als Charlie den Doktor und das Heim für psychisch Kranke, das er leitet, aufsucht, erfährt er, dass hier auch sein älterer Bruder namens Ray (Dustin Hoffman) lebt, von dem er noch nie gehört hat und der an Autismus leidet. Charlie spekuliert darauf, dass er, wenn er seinen Bruder etwas näher kennenlernt und die Vormundschaft über seinen Bruder bekommt, dann hätte er Chancen auf wenigstens die Hälfte des vererbten Vermögens. 
Da Ray wegen der vielen dokumentierten Flugzeugabstürze nahezu aller Airlines kein Flugzeug besteigen will, ist Charlie gezwungen, die lange Heimfahrt nach Los Angeles mit dem Auto zurückzulegen. Dabei lernt er, dass sein Bruder nicht nur nach strikten Ritualen lebt, sondern auch über die ganz besondere mathematische Fähigkeit verfügt, die Charlie in Las Vegas zu seinen Gunsten ausnutzen will… 

Kritik: 

Dass Steven Spielberg die Regie von „Rain Man“ ablehnte, entpuppte sich für Regisseur Barry Levinson und viele weitere Beteiligte zu einem echten Glücksfall, denn das durchaus humorvolle Drama bietet alles, was das Herz eines Filmliebhabers höherschlagen lässt. Das Oscar-prämierte Drehbuch von Barry Morrow („Bill“, „Race the Sun“) und Ron Bass („Die Hochzeit meines besten Freundes“, „Verlockende Falle“) ist ganz auf die beiden gegensätzlichen Protagonisten und damit auf Tom Cruise und Dustin Hoffman zugeschnitten. 
Der noch junge Tom Cruise („Die Farbe des Geldes“, „Top Gun“) bekommt gleich zu Beginn die Möglichkeit, sein schauspielerisches Talent unter Beweis zu stellen, wenn er als unter extremen Druck geratener Autohändler in Sekundenbruchteilen versucht, gleich mehrere unzufriedene Kunden zu beruhigen. Der Aufbau des Dramas als Road Movie sorgt dafür, dass Charlie viel Zeit mit seinem autistischen Bruder verbringt und so gezwungen wird, sich erstmals auf andere Menschen auch emotional wirklich an sich heranzulassen, denn als Autist kennt Ray kein Mitgefühl, ist ganz auf sich selbst und die sein Leben strukturierende Rituale fokussiert. 
„Rain Man“ legt es nicht darauf an, die Lebenswelt eines Autisten und die Symptome seiner Krankheit besser verstehen zu lernen. Rays Krankheit dient hier nur dazu, Charlie zu zwingen, aus sich herauszugehen und Empathie für einen anderen Menschen aufzubauen. Dustin Hoffman („Tootsie“, „Der Marathon-Mann“) brilliert als zahlenbegabter Autist, der immer am Fenster schlafen muss, in unbequemen Situationen einen Sketch von Abbott und Costello aufsagt und beim Zählen von Karten in einem Casino Charlie zu einem kleinen Vermögen verhilft. 
Auch wenn die Inszenierung manchmal etwas sprunghaft wirkt, sorgt das grandiose Spiel der beiden Hauptdarsteller und auch Valeria Golinos („Hot Shots! - Die Mutter aller Filme“, „Porträt einer jungen Frau in Flammen“) als Charlies einfühlsame Freundin sowie der geniale Soundtrack, der Hans Zimmer seine erste Oscar-Nominierung bescherte, für ein fantastisches Filmvergnügen.  

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