Grand Canyon - Im Herzen der Stadt

Nach vielbeachteten Filmen wie dem knisternden Neo-Noir „Heißblütig – Kaltblütig“, dem Ensemble-Drama „Der große Frust“, dem Neo-Western „Silverado“ und dem romantischen Drama „Die Reisen des Mr. Leary“ war es für Drehbuchautor und Regisseur Lawrence Kasdan Zeit für den großen Wurf. Den machte er 1991 mit dem episodischen Ensemble-Drama „Grand Canyon – Im Herzen der Stadt“, das auf der Berlinale 1992 mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde. 

Inhalt: 

Der wohlsituierte Rechtsanwalt Mack (Kevin Kline) führt in Los Angeles eine in Routine erstarrte Ehe mit Claire (Mary McDonnell) und unterhält eine nicht wirklich ernsthafte Affäre mit seiner Sekretärin Dee (Mary-Louise Parker). Einzig der pubertierende Sohn Roberto (Jeremy Sisto) scheint Macks Ehe noch zusammenzuhalten. Als er nach einem Basketballspiel der Los Angeles Lakers, das er mit seinem Freund, dem B-Movie-Filmproduzenten Davis (Steve Martin), besucht hat, auf dem Weg nach Hause eine vermeintliche Abkürzung nimmt, um den Stau zu umfahren, landet er nicht nur in einer offensichtlich gefährlichen Gegend, sondern muss mit einer Autopanne auch noch den Abschleppdienst rufen. Während der Wartezeit wird Mack von einer Bande junger Schwarzer bedrängt, doch bevor die Situation eskaliert, fährt der ebenfalls schwarze Mechaniker Simon (Danny Glover) mit seinem Abschleppwagen vor und rettet Mack vor einem möglichen Überfall. 
In der Gegend wohnt auch Simons alleinerziehende Schwester Deborah (Tina Lifford), die sich vor allem darum sorgt, dass sich ihr Sohn Otis (Patrick Y. Malone) zu sehr in einer Gang engagiert, wo er Halt und Anerkennung findet. Als Deborahs Haus eines Abends unter Beschuss genommen wird, vermittelt Mack, der sich mit seinem Lebensretter Simon anzufreunden beginnt, dessen Schwester eine Wohnung in einer weniger gefährlichen Gegend und macht Simon zudem mit Dees schwarzer Freundin Jane (Alfre Woodard) bekannt. Derweil findet Claire beim Joggen ein im Gebüsch ausgesetztes Baby… 

Kritik: 

Lawrence Kasdan hat bereits mit seinen Drehbüchern zu „Star Wars: Das Imperium schlägt zurück“, „Indiana Jones: Jäger des verlorenen Schatzes“ und „Star Wars: Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ seine Fähigkeit unter Beweis gestellt, packende Geschichten zu erzählen. Mit „Grand Canyon“ inszenierte er ein ungewöhnliches leises Drama, das vor allem die Gegensätze zwischen Arm und Reich, Schwarz und Weiß in der Stadt der Engel thematisiert. 
Der stärkste Kontrast besteht natürlich in der ungewöhnlichen Freundschaft, die zwischen dem armen, schwarzen Mechaniker Simon und dem wohlhabenden, weißen Rechtsanwalt Mack entsteht. Die Dialoge zwischen ihnen zählen zu den deutlichsten Stärken des Films, vor allem wenn Simon über die eigene Bedeutungslosigkeit philosophiert, die er empfand, als er am Abgrund des majestätischen Grand Canyon stand. 
Der Film setzt sich aber auch mit den Träumen, Sorgen und Ängsten verschiedener Menschen auseinander, etwa wenn Davis von einem Mann überfallen wird, der ihm seine Rolex abnehmen will, und von diesem in den Oberschenkel geschossen wird. In emotionaler Hinsicht spannt das Drama einen ebenso großen Bogen von der Todesangst, die sowohl Davis als auch Mack sowie Deborah empfinden, als sie ganz direkt mit Gangkriminalität und skrupellosen Räubern konfrontiert werden. Doch wirklich pessimistisch ist Kasdans Films nicht geworden. Dafür sorgen vor allem die romantischen Töne, die sich zwischen Simon und Jane anbahnen, und die elterliche Liebe, die sowohl Mack und Claire ihrem Sohn entgegenbringen als auch Deborah in der Sorge darum, dass ihr Sohn nicht auf die schiefe Bahn gerät. Zwar ist der Score von James Newton Howard, der auch Kasdans folgenden Filme „Wyatt Earp“, „French Kiss“, „Dr. Mumford“ und „Dreamcatcher“ vertont hat, etwas arg pompös ausgefallen, doch dafür punktet „Grand Canyon“ mit einem starken Cast und einem preisverdächtigen Drehbuch (das u.a. für einen Oscar und einen Golden Globe nominiert war). 

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