Stillwater - Gegen jeden Verdacht

Spätestens seit seinem zweifach Oscar-prämierten Meisterwerk „Spotlight“ zählt Drehbuchautor und Regisseur Tom McCarthy zu den vielversprechendsten Filmemachern in Hollywood. Mit seinem Drama „Stillwater – Gegen jeden Verdacht“ präsentiert McCarthy einen an sich unspektakulären, stillen Film, in dem Matt Damon als hart arbeitender Amerikaner brilliert, der seine in Frankreich wegen Mordes verurteilte Tochter aus dem Gefängnis holen will. 

Inhalt: 

Auch wenn sich der aus Stillwater, Oklahoma, stammende Bohrarbeiter Bill Baker (Matt Damon) von seiner Tochter Allison (Abigail Breslin) entfremdet hat, fällt es ihm schwer zu akzeptieren, dass sie während ihres Auslandsstudiums in Südfrankreich ihre arabischstämmige Freundin Lina getötet haben soll und in Marseille seit fünf Jahren ihre Haftstrafe absitzt. Da er ohnehin seinen Job verloren hat, verlängert er seinen gewohnheitsmäßig zweiwöchigen Urlaub in Marseille, spricht bei Allisons Anwältin vor und überlegt sogar, einen Privatdetektiv zu engagieren, der die Unschuld seiner Tochter beweisen soll. Da die Anwältin jedoch nur aufgrund von Gerüchten über einen Jungen namens Akim, der zugegeben haben soll, ein Mädchen getötet zu haben, keinen Richter davon überzeugen könne, das Verfahren neu aufzurollen, sieht sich Bill gezwungen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. In seinem Hotel lernt Bill die französische Theaterschauspielerin Virginie (Camille Cottin) und deren kleine Tochter Maya kennen und freundet sich mit ihnen an. Virginie hilft Bill dabei, vor allem die sprachlichen Barrieren zu überwinden, fährt mit ihm in die übelsten Viertel, um Akim anhand eines Fotos aufzuspüren, das eine Freundin von Virginie auf Instagram entdeckt hat, und bietet ihm sogar ein Zimmer in ihrer neuen Wohnung zur Untermiete an. Zwar kommen sich Bill und seine Tochter während dieser Zeit wieder näher, doch dann macht Bill eine fürchterliche Entdeckung… 

Kritik: 

Bevor sich Virginie auf eine engere Beziehung mit dem Amerikaner Bill einlässt, fragt sie ihn, ob er Trump gewählt habe, was Bill verneint und nachlegt, dass er gar nicht gewählt habe, weil er als Vorbestrafter sein Wahlrecht verwirkt hätte. Bill führt nicht aus, wem er denn seine Stimme gegeben hätte, doch der Zuschauer mag da schon – vielleicht vorschnell – schon sein Urteil gefällt haben. Matt Damon sieht mit seiner kräftigen Statur, mit Holzfällerhemd, Baseball-Cap und Tattoo auf dem Oberarm wie der stereotype Redneck aus, doch Tom McCarthy, der das Drehbuch zusammen mit Marcus Hunchey („All Beauty Must Die“, „Come Sunday“) und dem preisgekrönten französischen Autor Thomas Bidegain („Der Geschmack von Rost und Knochen“, „Ein Prophet“) verfasste, ist nicht an Gemeinplätzen über den tumben Amerikaner interessiert, der auf Teufel komm raus seine Liebsten aus dem Justizfallen im Ausland befreien will. 
In gewisser Weise stellt Bill das ruhige und unsichere Pendant zu dem von Liam Neeson dargestellten Ex-CIA-Agenten in „96 Hours“ dar, der wie eine gut geölte Maschine vor allem seine Kampffertigkeiten einsetzt, um seine Tochter in Paris aus der Gewalt ihrer Entführer zu befreien. Neben dem von Luc Besson produzierten Action-Spektakel wirkt McCarthys Film wie ein stilles Ensemble-Drama, das vor allem glaubwürdig von den Barrieren zwischen verschiedenen Kulturen erzählt und dabei eine intensive Atmosphäre gerade in der Beziehung zwischen Bill und Virginie entwickelt. McCarthy nimmt sich viel Zeit für seine Figuren und die vielschichtigen Beziehungen zueinander. Das trifft auf die Vater-Tochter-Ebene ebenso zu wie auf die zarte Romanze, die sich zwischen der feingeistigen Französin und dem kräftigen, aber in dem fremden Land unbeholfen wirkenden Amerikaner zu entwickeln beginnt. Das ist vor allem von Matt Damon („Ocean’s Eleven“, „Die Bourne Identität“) und Camille Cottin („Abserviert“, „Allied: Vertraute Fremde“) großartig gespielt, sondern auch von Mychael Danna mit einem feinen Akustikgitarren-Score untermalt und gefühlvoll vom McCarthy inszeniert. 

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