Der letzte Akt

Drehbuchautor, Produzent und Regisseur Barry Levinson ist seit den 1980er Jahren für Meisterwerke und Klassiker wie „Der Unbeugsame“ (1984), „Good Morning, Vietnam“ (1987), „Rain Man“ (1988) und „Sleepers“ (1996) verantwortlich, doch seinen letzten halbwegs erfolgreichen Kinofilm hat er 2001 mit der starbesetzten Gauner-Komödie „Banditen!“ gelandet, ehe er sich 2021 mit dem Boxer-Biopic „The Survivor“ zurückmeldete. In der Zwischenzeit sind einige schwerer verdauliche und kaum massenkompatible Produktionen entstanden, für die Levinson zwar Schauspieltitanen wie Robert De Niro und Al Pacino gewinnen, aber keine Zuschauer begeistern konnte. Dazu zählt auch das 2014 nach einem Kurzroman von Philip Roth entstandene Drama „Der letzte Akt“ mit Al Pacino und Greta Gerwig in den Hauptrollen. 

Inhalt: 

Der 65-jährige berühmte Theater-Darsteller Simon Axler (Al Pacino) spricht vor seinem Bühnenauftritt in der Garderobe noch einige Verse aus Shakespeares Komödie „Wie es euch gefällt“, als er glaubt, seine Kunstfertigkeit und so den Kontakt zum Publikum verloren zu haben. In seiner suizidalen Stimmung stürzt er sich während der Aufführung effektvoll von der Bühne und landet nach der Behandlung im Krankenhaus in einer psychiatrischen Einrichtung. Dort lernt er Sybil (Nina Arianda) kennen, die Simon erst erzählt, wie sie ihren Mann dabei erwischt hat, dass er ihre gemeinsame Tochter missbrauchte, um Simon dann zu bitten, ihren Mann umzubringen. 
Natürlich lässt sich Simon darauf nicht ein, doch Sibyl verfolgt den depressiven Schauspieler auch noch, als er sich längst auf sein luxuriöses Anwesen im ländlichen Connecticut zurückgezogen hat und fortan seine Sprechstunden mit Dr. Farr (Dylan Baker) per Skype abhält. Simons Niedergeschlagenheit beginnt erst zu bröckeln, als ihn die Tochter seines alten Freundes Asa (Dan Hedaya), Pegeen (Greta Gerwig), besucht, die Simon gesteht, als Kind für ihn geschwärmt zu haben, nun aber lesbisch sei. 
Das hält sie allerdings nicht davon ab, Simon mehrmals zu küssen, der sich daraufhin auf eine Affäre mit der wesentlich jüngeren Frau einzulassen. Dadurch fühlt sich Simon zwar wieder viel vitaler, doch dem Drängen seines Agenten Jerry (Charles Grodin), am Broadway Shakespeares König Lear zu mimen oder wenigstens den Botschafter für ein Haarwuchsmittel zu mimen, will er trotzdem nicht nachgeben… 

Kritik: 

Nach dem Fernsehfilm „Ein Leben für den Tod“ (2010) bedeutete „Der letzte Akt“ die zweite Zusammenarbeit zwischen Pacino und Levinson. Dabei haben die beiden Drehbuchautoren Buck Henry („Die Reifeprüfung“, „Der Himmel soll warten“) und Michal Zebede („Castle“, „ASPIREist“) die Rolle von Simon Axler aus Philip Roths Roman Al Pacino auf den Leib geschrieben. 
Die für Roth typischen ausschweifenden Darstellungen sexueller Handlungen spielen in Levinsons Adaption keine Rolle, dafür ist die nicht besonders stark herausgearbeitete Krimi-Handlung mit dem Auftragsmord, den Simon ausführen soll, dazugekommen. 
Im Mittelpunkt der Geschichte steht ohnehin der nagende Zweifel des Protagonisten an seiner Kunstfertigkeit. Bereits die von Pacinos Figur zu Beginn zitierten Shakespeare-Verse weisen auf das Dilemma hin: „Die ganze Welt ist Bühne. Und alle Frauen und Männer bloße Spieler. Sie treten auf und gehen wieder ab. Sein Leben lang spielt einer manche Rollen durch sieben Akte hin.“ 
Simon kann kaum noch unterscheiden, was sein Selbst und seine Rollen sind, was Levinson durch geschickte Sprünge in der Zeit, zwischen Traum und Realität abzubilden versucht. Und auch in der Beziehung zu der selbstbewussten Pegeen, die Besuch sowohl von ihrer letzten Freundin als auch von einer früheren Freundin bekommt, die sich zu einem Mann hat um operieren lassen, weiß Simon nie so recht, wo er eigentlich steht. 
Pacino und Gerwig („Frances Ha“, „Lola gegen den Rest der Welt“) machen das Beste aus dem etwa sperrigen Drehbuch, das wie Levinsons bemühte Inszenierung nie so recht deutlich macht, wo die Reise des ungleichen Paars eigentlich hingehen soll, vor allem Pegeens Ambitionen, sich auf den viel älteren, von Selbstzweifeln geprägten Schauspieler einzulassen, bleiben unklar. Pacino war in den letzten Jahren kaum in einer besseren Rolle zu sehen, von Levinsons Film lässt sich das allerdings nicht behaupten. 

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