Coffy - Die Raubkatze

Der bei B-Movie-Ikone Roger Corman in die Schule gegangene Filmemacher Jack Hill zählt nicht von ungefähr zu den unbestrittenen Genre-Größen des Blaxploitation-Kinos. Nachdem er mit „The Big Doll House“ (1971) und „The Big Bird Cage“ (1972) zwei Frauengefängnis-Filme mit Pam Grier realisiert hatte, waren seine nächsten beiden Filme genau auf die charismatische Darstellerin zugeschnitten und machten sie zum ersten schwarzen weiblichen Action-Star. Selbst nach 50 (!) Jahren hat „Coffy – Die Raubkatze“ (1973) nichts von seiner erfrischenden Subversivität und Faszination verloren. 

Inhalt: 

Nachdem ihre elfjährige Schwester durch den Genuss von verunreinigtem Heroin bleibende Schäden davongetragen hat, sinnt die überarbeitete Krankenschwester Coffy (Pam Grier) auf Rache. Dabei geht sie sukzessive nicht nur gegen den verantwortlichen Dealer und seine Helfer vor, sondern will das ganze Netzwerk, das sich am Handel mit Drogen bereichert, lahmlegen. Dazu verschafft sie sich als angebliche jamaikanische Prostituierte Zugang zum Drogenhändler und Zuhälter King George (Robert DoQui) und gelangt durch ihn zum Mafioso Arturo Vitroni (Allan Arbus). Als ihr Versuch, Vitroni zu töten, scheitert und sie gefangen genommen wird, fällt der Verdacht auch auf King George. Coffy gelingt die Flucht und sucht ihren Lover, den schwarzen Stadtrat Howard Brunswick (Booker Bradshaw), auf, um mit ebenfalls ein Hühnchen zu rupfen… 

Kritik: 

Als Hollywood Ende der 1960er Jahre realisierte, dass nach der Bürgerrechtsbewegung auch das selbstbewusster gewordene afro-amerikanische Publikum in die Kinos gelockt werden sollte, wurden unzählige Low-Budget-Filme mit „schwarzen“ Themen besetzt, in von Schwarzen bewohnten Ghettos angesiedelt und mit satten Portionen von Sex und Gewalt ausgestattet. 
Zu den prägendsten Figuren dieser bis Mitte der 1970er andauernden Ära zählt fraglos Jack Hill, der bereits bei Roger Corman gelernt hatte, wie man mit möglichst wenigen Mitteln coole Filme produzieren kann. Eigentlich wollte Hill für Roger Cormans Produktionsfirma American International Pictures „Cleopatra Jones“ realisieren, doch verlor sie die Rechte an dem Drehbuch, weshalb Hill eine ähnliche Story umsetzen sollte, um „Cleopatra Jones“ vom Markt zu drängen. Dass der gerade mal zwei Millionen Dollar teure Film mehr Geld in die Kinokassen spielte als „Cleopatra Jones“, ist vor allem Pam Grier zu verdanken, die nicht nur ihre körperlichen Vorzüge in die Waagschale wirft, um mit der Drogenmafia und allen damit verbundenen Sparten und Händlern aufzuräumen, sondern auch ihren Verstand und die Bereitschaft zu tödlicher Gewalt einsetzt, um zu verhindern, dass vor allem schutzlose Kinder nicht mit dem Teufelszeug in Berührung kommen. 
Während Pam Grier die aufopferungsvolle Krankenschwester mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn verkörpert, legt sie sich mit einer zutiefst korrupten, rein gewinnorientierten Maschinerie an, für die ein Menschenleben nichts wert ist. Insofern kennt Coffy keine Skrupel, um ihre Widersacher mit großkalibrigen Waffen zu Brei zu schießen, mit ihren wuscheligen Haaren versteckten Rasierklingen zu verletzen oder einfach so lange auf die einzuschlagen, bis sie reglos am Boden liegen. 
Die Gewalt wird bei „Coffy“ bis zur Karikatur überzogen inszeniert, etwa wenn sich Coffy auf einer Party mit einigen anderen Frauen in die Haare bekommt und ihnen dabei reihenweise die Oberteile vom Körper reißt, so dass die Brüste – weiße wie schwarze - haufenweise durch das Bild hüpfen. Auch wenn sich der Rache-Thriller etlicher Klischees bedient, nimmt er sich doch genügend Zeit, um die Thematik des Drogenhandels und der Korruption mehr als nur beiläufig zu thematisieren, und „Coffy“ beteiligt sich auch nicht an der üblichen Schwarz-Weiß-Kategorisierung, dass die Weißen die Guten und die Schwarzen die Bösen - bzw. umgekehrt – sind. 
Der stilbildende Soul-Soundtrack von Roy Ayers und die kraftvolle Darstellung von Pam Grier, die auch am Drehbuch mitgeschrieben hat, machen „Coffy – Die Raubkatze“ zu einem zeitlosen Klassiker des Blaxploitation-Kinos. Ein Jahr später ließen Jack Hill und Pam Grier mit „Foxy Brown“ quasi ein Sequel folgen, das allerdings nicht ganz an die Qualität von „Coffy“ anknüpfen konnte. 

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