Ein Fisch namens Wanda

Mit ihrer von 1969 bis 1974 produzierten Sketchshow „Flying Circus“ haben John Cleese, Terry Jones, Michael Palin, Eric Idle und Terry Gilliam als Monty Python ein unorthodox-vergnügliches wie respektlos-derbes Sammelsurium britischen Humors zusammengetragen, mit dem sie anschließend auch in Kinoproduktionen wie „Monty Pythons wunderbare Welt der Schwerkraft“ (1971), „Die Ritter der Kokosnuss“ (1975), „Das Leben des Brian“ (1979) und „Der Sinn des Lebens“ (1983) erfolgreich waren. Nach der Auflösung der anarchistischen Komikertruppe legte Terry Gilliam eine respektable Regie-Karriere hin, während die übrigen Mitglieder mehr oder weniger als Schauspieler agierten. Zu den stärksten Produktionen der Post-Monty-Python-Ära zählt fraglos die 1988 entstandene Komödie „Ein Fisch namens Wanda“ nach einem Drehbuch von John Cleese und Charles Crichton mit John Cleese und Michael Palin auf britischer Seite sowie Jamie Lee Curtis und Kevin Kline auf amerikanischer Seite in den Hauptrollen. 

Inhalt: 

Der schmierige Ganove George (Tom Georgeson) plant mit seinem Bruder, dem stotternden Tierschutzaktivisten Ken (Michael Palin), seiner attraktiven Geliebten Wanda (Jamie Lee Curtis) und deren Bruder Otto (Kevin Kline), einem ehemaligen, pseudointellektuellen CIA-Killer, den großen Coup, nämlich den Raub von Juwelen im Wert von 13 Millionen britischen Pfund. Nach dem reibungslosen Ablauf und der gut organisierten Flucht mit Wechsel der Fahrzeuge und des Outfits versteckt George die Beute in einem sicheren Versteck, doch kaum haben sich die Wege der Räuber getrennt, kehrt George zurück und nimmt den wertvollen Klunker an sich, weil er dem aufgeblasenen Otto nicht über den Weg traut. 
Mit seiner Einschätzung liegt George auch goldrichtig, denn Otto ist beileibe nicht Wandas Bruder, sondern ihr Geliebter, mit dem sie in Südamerika ein neues Leben beginnen will. Wanda gibt der Polizei einen anonymen Tipp, dass George hinter dem Juwelenraub steckt, worauf dieser auch festgenommen wird. 
Doch als sie dann den Safe im Versteck leer vorfinden, erfordert der Fluchtplan eine kleine Anpassung. Wanda setzt ihre weiblichen Reize ein, um über Georges Strafverteidiger, den in einer unglücklichen Ehe gefangenen Archie Leach (John Cleese), herauszufinden, wo George den Klunker versteckt hat. Doch der misstrauische George hat bereits Ken instruiert, wie mit der Beute zu verfahren ist… 

Kritik: 

Der britische Filmemacher Charles Crichton hatte schon 1945 mit der Horror-Anthologie „Traum ohne Ende“ seinen ersten Erfolg und avancierte in den 1950er Jahren mit Filmen wie „Einmal Millionär sein“, „Ein Kind war Zeuge“ und „Herzlich willkommen im Kittchen“ zu einem der versiertesten Regisseure auf der Insel. Nach dem Krimi-Drama „Wer einen Tiger reitet“ (1965) drehte Crichton allerdings nur noch für das Fernsehen, ehe er zusammen mit John Cleese in jahrelanger Zusammenarbeit das Drehbuch für einen gemeinsamen Film entwickelte. 
Herausgekommen ist eine spritzige Gauner-Komödie, die genüsslich mit den Klischees und Vorurteilen spielt, die Briten gegenüber Amerikanern und umgekehrt haben. Am deutlichsten wird der gewaltige Unterschied zwischen den beiden Kulturen fraglos im Umgang mit Sex thematisiert. Während der angepasste britische Anwalt Archie und seine herrschsüchtige Frau in getrennten Betten nächtigen, geilt sich sein die Minderwertigkeitskomplexe überspielendes, obercool wirkendes amerikanisches Pendant Otto nach Kampfsportübungen vor dem Spiegel erst einmal am eigenen Schweißgeruch auf, bevor er seiner Geliebten die mehr als kniehohen Stiefel auszieht, in vollen Zügen ihren Geruch inhaliert, um Wanda dann wahllos italienische Worte ausstoßend wie ein Karnickel zu vögeln. 
Doch der von Cleese und Crichton inszenierte Spaß wird nicht auf die kulturellen Unterschiede zwischen Briten und Amis reduziert, sondern spielt vor allem gekonnt mit den persönlichen Herausforderungen der vier Protagonisten, die sich nicht über den Weg trauen, wobei sich die sexy Wanda am geschicktesten im Schmieden gewinnträchtiger Allianzen präsentiert. Jamie Lee Curtis („Halloween“, „True Lies“) erweist sich dabei als überraschender Gewinn für die launige Komödie, hält locker mit den erfahrenen Komikern mit, unter denen Kevin Kline sogar mit seiner fabelhaften Verkörperung des Otto verdient mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. 
Das frivole Spiel mit dem bitterbösen, derben Humor mag zwar nicht jedermanns Geschmack sein, unterhält aber bis zum Finale mit zündenden Gags. 1997 wurde mit „Wilde Kreaturen“ noch eine Fortsetzung gedreht, die allerdings nicht mehr die Originalität des ersten Films erreichen konnte. 

Kommentare

Beliebte Posts