Der diskrete Charme der Bourgeoisie

Sechs Angehörige der Bourgeoisie - der korrupte Botschafter von Miranda (Fernando Rey), die junge Florence (Bulle Ogier) sowie die beiden Ehepaare Thévenot (Delphine Seyrig und Paul Frankeur) und Sénéchal (Stéphane Audran und Jean-Pierre Cassel) - planen ein geselliges Festmahl, das einfach nicht wie geplant stattfinden will. 
Da irren sich die Beteiligten im Datum, die Gastgeber ziehen es vor, ein kleines Schäferstündchen einzulegen, in einem alternativ aufgesuchten Restaurant wird der verstorbene Besitzer im Nachbarzimmer aufgebahrt, schließlich stört ein Militärtrupp die exquisite Runde, die sich auch schon auf einer Theaterbühne wiedergefunden hat. Doch trotz der vehement auftretenden Zwischenfälle hält das Sextett an dem einmal gefassten Vorhaben beharrlich fest. 
Der spanische Ausnahme-Regisseur Luis Buñuel hat es sich in dem 1972 inszenierten Film „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“ einmal mehr zur Aufgabe gemacht, das Bürgertum mit ihren oft absurden Ritualen bloßzustellen. Mit viel Humor, skurrilen Nebendarstellern und Handlungssträngen, die immer mehr in Traumsequenzen münden und irgendwann kaum noch von der eigentlichen Filmhandlung zu unterscheiden sind, hat Buñuel verstärkt auf seine surrealistischen Anfänge zurückgegriffen und eine mit Horrorelementen durchsetzte Gesellschaftssatire inszeniert, die zwei Jahre später mit „Das Gespenst der Freiheit“ eine Art Fortsetzung fand. 
Selten hat der Regisseur die Dekadenz des Bürgertums und die offensichtliche Sinnlosigkeit seiner ritualisierten Verhaltensweise so amüsant vorgeführt. Nachdem der Film bereits in der zehn DVDs umfassenden „Luis Buñuel Edition“ von Kinowelt veröffentlicht wurde, ist er nun zusammen mit „Das Gespenst der Freiheit“ und „Dieses obskure Objekt der Begierde“ in 3er Box „Luis Buñuel Arthaus Close-up“ erhältlich. 

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