Verblendung (2009)

Mit der „Millennium“-Trilogie avancierte der schwedische Journalist und Autor Stieg Larsson posthum zum weltweit gefeierten Thriller-Bestseller. Der 2004 im Alter von fünfzig Jahren an einem Herzinfarkt gestorbene Schriftsteller hatte gerade mal drei Romane seiner Serie um den auf Wirtschaftsverbrechen spezialisierten Enthüllungsjournalisten Mikael Blomkvist fertiggestellt, die ab 2008 veröffentlicht wurden und - bei dem enormen Erfolg - natürlich auch sogleich verfilmt wurden. 
In „Verblendung“ ist der renommierte „Millennium“-Journalist Mikael Blomkvist (Michael Nyqvist) zu einer Freiheitsstrafe wegen Verleumdung verurteilt worden, nachdem er aufgrund gefälschter Beweise einen Artikel über den Industriellen Wennerström (Stefan Sauk) veröffentlicht hatte. Bis er die Strafe in einem halben Jahr antreten muss, hat er also genügend Zeit, sich Gedanken über seine ungewisse berufliche Zukunft zu machen. Da kommt ihm der Auftrag von Henrik Vanger (Sven-Bertil Taube) gerade recht: Bei einem Familientreffen der Großindustriellenfamilie vor vierzig Jahren auf der Insel Hedeby verschwand die damals 16-jährige Harriert spurlos. Vanger befürchtet nicht nur, dass das hübsche Mädchen ermordet wurde, sondern dass der Täter auch jemand aus der Vanger-Familie sein muss. Zusammen mit der jungen Ermittlerin und Hackerin Lisbeth Salander (Noomi Rapace) geht er einer Liste mit Initialen und Zifferncodes nach, die zu weiteren ungeklärten Mädchenmorden führen. Nachdem erst im Oktober 2010 die drei Teile „Verblendung“, „Verdammnis“ und „Vergebung“ zusammen mit einer Bonus-Disc in einer Box veröffentlicht wurden, strahlt das ZDF momentan den „Director's Cut“ in insgesamt sechs Teilen aus. Im Februar sind die zusammen um mehr als 90 Minuten längeren Filme auch auf DVD und Blu-ray erhältlich - allerdings ohne Bonus-Material. Obwohl bei einem so komplexen, gut 700 Seiten umfassenden Roman natürlich viel vereinfacht und gestrichen werden muss, hat Regisseur Niels Arden Oplev mit dem über eine halbe Stunde längeren „Director's Cut“ wunderbar die Spannung und Atmosphäre des Thrillers eingefangen. 
Ebenso wie die Buchvorlage ist auch die Verfilmung nichts für schwache Nerven, wenn Lisbeth etwa von ihrem neuen Vormund vergewaltigt wird und sie sich auf adäquate Weise rächt. Was die „Millennium“-Trilogie neben den grausamen Verbrechen aber vor allem schon in der Buchform besonders ausgezeichnet hat, ist das eigenwillige Ermittlerduo - hier der engagierte Journalist, der den großen Wirtschaftsverbrechen auf der Spur ist, dort die gepiercte und tätowierte Hackerin. Diese tragenden Figuren sind mit Michael Nyqvist („Wie im Himmel“) und der bislang unbekannten Noomi Rapace brillant besetzt. Und ebenso wie die raffiniert inszenierte, wendungsreiche Aufklärung der brutalen Mädchenmorde ist es die persönliche Geschichte, die sich zwischen Blomkvist und Salander entwickelt, wobei vor allem Salanders geheimnisvolle Vergangenheit immer mal wieder in ihren Träumen und Erinnerungen mehr Rätsel aufgibt als löst. Aber gerade diese Ungewissheit macht die Intensität der Romane aus und wird zum Glück auch in der Verfilmung angemessen transportiert. 

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