Ein einziger Augenblick

Auf dem Heimweg hält der College-Lehrer Ethan Lerner (Joaquin Phoenix) mit seiner Familie an einer Tankstelle, damit die kleine Emma (Elle Fanning) auf Toilette gehen kann. Viel zu spät entdeckt er seinen Sohn Josh (Sean Curley) am Straßenrand, wo er die Glühwürmchen aus seinem Glas befreien will, denn da wird der Junge von einem großen Geländewagen erfasst. Der geschiedene Anwalt Dwight Arno (Mark Ruffalo) hat es eilig, seinen Sohn Lucas (Eddie Alderson) nach einem überlangen Baseball-Spiel der Boston Red Sox wieder zu seiner Mutter (Mira Sorvino) zurückzubringen. 
Als er mit überhöhter Geschwindigkeit die Tankstelle passiert, bekommt er kaum mit, dass er den kleinen Jungen überfährt. Zwar stoppt er kurz, doch aus Angst, auch seinen Sohn nicht mehr sehen zu können, begeht er Fahrerflucht. Doch Dwight plagen zunehmend Gewissensbisse, als er erfährt, dass der Junge bei dem Unfall getötet wurde. Derweil sind Josh und seine Frau Grace (Jennifer Connelly) untröstlich über den Verlust ihres Kindes. Während Grace sich aber mit der Tatsache abzufinden versucht, bedrängt Ethan die Polizei, ihre Ermittlungen voranzutreiben, und engagiert schließlich einen Anwalt, um gegen den Fahrerflüchtigen vorzugehen: Ausgerechnet Dwight soll den Schuldigen aufspüren. 
Der preisgekrönte Regisseur Terry George („Hotel Ruanda“) hat mit der Verfilmung des Bestsellers von Jonathan Burnham Schwartz ein eindringliches Drama um Verlust, Schuld und Sühne inszeniert, das vor allem von den beiden tragischen Vater-Figuren getragen wird. Der eine hat seinen Sohn für immer verloren, der andere droht seinen ebenfalls zu verlieren, wenn er für seine Tat die Verantwortung übernehmen sollte. Sowohl Joaquin Phoenix („Helden der Nacht“, „Gladiator“, „Signs“) als auch Mark Ruffalo („Zodiac“, „Das Spiel der Macht“) brillieren in den Rollen gebrochener Väter, die ihre Familien in Trümmern sehen und jeder auf ihre Art verzweifelt versuchen, Ruhe zu finden. 
Die Oscar-Preisträgerinnen Jennifer Connelly („Haus aus Sand und Nebel“, „Little Children“) und Mira Sorvino („The Final Cut“, „Geliebte Aphrodite“) überzeugen ebenfalls, stehen aber längst nicht so im Mittelpunkt des Dramas, bei dem die ganze Bandbreite der männlichen Emotionen großartig ausgespielt wird. Bei diesen schauspielerischen Meisterleistungen fallen die übrigen herausragenden Filmelemente kaum noch auf, hier der zurückhaltende Ambient-Score von Mark Isham („Crossing Over“, „The Crazies“), dort die stimmungsvolle Photographie von John Lindley („Mr. Brooks“, „Sneakers – Die Lautlosen“, „Pleasantville“). 
Bis es zur Konfrontation der beiden Hauptfiguren kommt, wird der Plot schon mal etwas arg konstruiert, doch im Ganzen ist „Ein einziger Augenblick“ ein zutiefst bewegendes, aufrüttelndes Drama, das vor allem durch seine glänzend aufspielenden männlichen Akteure punktet. 

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