Mammut

Seit der Videogame-Designer Leo Vidales (Gael García Bernal) finanzstarke Investoren gefunden hat, führt er mit seiner Frau, der Chirurgin Ellen (Michelle Williams), und seiner Tochter Jackie (Sophie Nyweide) ein luxuriöses Leben in New York. Allerdings hat man wenig Zeit füreinander. Das Kind befindet sich in der Obhut des philippinischen Kindermädchens Gloria (Marife Necesito), Leo muss die morgendlichen Sex-Ambitionen seiner Frau zurückweisen, weil er für einen 45-Millionen-Deal nach Thailand fliegen muss. 
Während Leo in Thailand das Leben an sich zu genießen beginnt, wird Ellen zunehmend bewusst, dass sie kaum noch Zeit mit ihrer Tochter verbringt. Gloria hat dagegen ganz andere Probleme. Ihre Söhne, die sie auf den Philippinen zurücklassen musste, sehnen sie sich nach ihr. Als der zehnjährige Salvador (Jan David G. Nicdao) erfährt, dass seine Mutter nur in die USA gegangen ist, damit er und sein jüngerer Bruder nicht in Armut leben müssen, versucht er auf eigene Faust Geld zu verdienen. 
Auf ähnlich episodenhafte Weise wie Alejandro González Iñárritus preisgekröntes Meisterwerk „Babel“ setzt sich Lukas Moodysson („Raus aus Amal“) mit seinem neuen Film mit den Folgen der Globalisierung auf ganz persönlicher und hier wiederum sehr unterschiedlicher Ebene auseinander. Obwohl es der Vidales-Familie materiell an nichts mangelt, sind sie so sehr in ihrem Arbeitsalltag gefangen, dass die Familie vollkommen auf der Strecke zu bleiben droht. 
Erst im auf den ersten Blick paradiesisch erscheinenden Thailand kommt Leo langsam zur Besinnung, wo er aber ganz konkreten Einblick in den Überlebenskampf der Einheimischen bekommt, als er sich mit einer jungen Frau anfreundet, die sich an Touristen verkauft. Ähnlich wie in New York verbirgt sich auch in Thailand das seelische Elend unter einer schillernden Oberfläche. 
Moodysson kann bei seinem bewegenden Drama, das die persönlichen Schicksale dreier miteinander verbundener Menschen in den USA, in Thailand und auf den Philippinen auf international bekannte Gesichter bauen. Gael García Bernal („Amores Perros“, „Die Reisen des jungen Che“) stellt überzeugend die zunehmenden Zweifel dar, die ihn in Thailand zur Rückkehr zu den familiären Werten bewegen, und Michelle Williams („Brokeback Mountain“, „Blown Apart“) sieht so fertig aus, wie es sich für eine frustrierte, überarbeitete Chirurgin, die keine Ahnung hat, wie sie ihrer Tochter näherkommen kann, gehört. 
Die stimmungsvollen, ruhigen Bilder und der tolle Soundtrack mit Songs von Ladytron und Cat Power machen „Mammut“ zu einem eindringlichen, vielschichtigen und daher auch nicht immer in die Tiefe gehenden Drama, das letztlich ein Hohelied auf die Familie singt.  

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