Weitertanzen

Maren (Marie-Christine Friedrich) und Arno (Barnaby Metschurat) lieben sich leidenschaftlich, zu 200.000.000 Prozent, wie Arno ihr nach dem nächtlichen Liebesspiel in Marens Büro mit dem Filzstift auf ihren Arm schreibt. Um diese Sicherheit zu bewahren, probiert Maren nicht nur ihr Hochzeitskleid mit einem Motorradhelm auf dem Kopf an, sondern trägt diese irrsinnige Zahl auch während der Hochzeitsfeier wie ein Schmuckstück zur Schau. 
Doch all das krampfhafte Festhalten an den fragilen Symbolen für die Sicherheit, die die Hochzeit besiegeln soll, verkehrt sich während der Feier ins totale Chaos. Nachdem die Frischverheirateten mit dem Motorrad zur bereits eingetroffenen Hochzeitsgesellschaft gestoßen sind, unterlassen die verschiedenen Gäste nichts, Maren in ihrer Entscheidung vollkommen zu verunsichern, angefangen bei ihrer eigenen Mutter (Ingrid Caven), die skeptisch hinterfragt, wie gut man einen Partner nach gerade mal einem dreiviertel Jahr kennen kann, über die Freunde aus Arnos Tennisclub, die die Braut entführen wollen, bis zu Arnos Ex-Freundinnen, die Maren wenig dezent auf die stürmische Vergangenheit ihres Gatten aufmerksam machen. 
Am liebsten würde Maren den Abend allein mit Arno verbringen, schließlich befinden sich nicht mal eine Handvoll Leute aus Marens Familien- und Freundeskreis unter den Gästen. Aber Arno will das Fest verständlicherweise feiern, wie es kommt. Doch Maren zieht sich immer wiederirritiert zurück und läuft dabei immer wieder ihrem Ex-Freund (Stipe Erceg) über den Weg, der Maren immer wieder darauf stößt, dass nicht sie das ist, die da im Brautkleid steckt. 
In ihrem symbolträchtigen Spielfilmdebüt „Weitertanzen“ seziert Friederike Jehn vordergründig ein Hochzeitsfest, wie es desaströser nicht verlaufen könnte. Doch der tiefere Sinn des Dramas verbirgt sich in Bildern wie dem immer wieder auftauchenden Motorradhelm, der für das Sicherheitsbedürfnis steht, und den labyrinthartigen Gängen in dem Hotel, in dem sich die Braut immer wieder verstecken und orientieren muss. Letztlich geht es um die Frage, wie sicher man sich der Liebe sein kann, wie gut man einen Menschen, den man liebt, kennt. Dabei bemüht die Regisseurin auch mal die surrealistischen Bilderwelten eines David Lynch und würzt ihren Film mit allerlei komischen Szenen, die die Illusion von Sicherheit konterkarieren. Aber auch die glänzend besetzten und toll aufspielenden Darsteller machen „Weitertanzen“ absolut sehenswert.  

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